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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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in den Jacuzzi legen wollte, saß auf der Treppe vor der Haustür und trank aus einer dampfenden Starbucks-Tasse, neben ihm paffte Laura Stern eine Marlboro. Er hatte wohl vergessen, ihr zu sagen, dass dies ein Nichtraucherhaus war.
    Es war einer dieser unnormalen Januarabende – die es immer häufiger gab, seit Amerika über die Ozonschicht gesiegt hatte. Vierzehn Grad, der Himmel sternenlos, eine leichte Brise. Verwirrte Krokusse schoben ihre Spitzen durch den Boden, und die Stadtgänse hatten sich gar nicht erst die Mühe gemacht, in wärmere Gefilde zu ziehen. Ich war zeitig zu Hause, hatte meine Hausbesuche für den Nachmittag beendet und mir überlegt, im Licht des Bewegungsmelders auf der Einfahrt vielleicht noch ein paar Korbwürfe zu machen.
    »Wie war dein Tag, Dad?« Wie mein Tag gewesen war? Ich war schockiert, die beiden dort zu sehen. Alec schien vollkommen aufgekratzt zu sein.
    »Gut. Wie war’s bei euch, Kinder?«, sagte ich und kam mir sofort bescheuert vor. Laura Stern war kein Kind. »Bisschen abhängen?«
    »Alec wollte mir seine Bilder zeigen«, sagte Laura. »Er ist ja so begabt. Die Hirschserie, an der er malt, so etwas hab ich noch nie gesehen. Die Darstellung von Leben, das gerade vernichtet worden ist, die Spur des Autos oder was das war. Dievielen Farben auf der Leinwand, Gott, das war so unglaublich intensiv.« Sie hielt inne und lächelte ihn an, und er versteckte sich hinter der Starbucks-Tasse. »Er wird sich in der Kunstwelt noch einen Namen machen, was meinen Sie, Dr. Pete?«
    »Du kannst einfach Pete zu ihm sagen«, sagte Alec.
    »Ich sag gern Dr. Pete. Dann fühle ich mich wieder wie ein kleines Mädchen.«
    »Er ist sehr begabt.« Aus irgendeinem Grund kam ich nicht von dem Weg vor dem Hauseingang fort. Ich wollte nicht an den beiden vorbeigehen, aber einen Bogen um sie machen und zur Seitentür hineingehen wollte ich auch nicht.
    »Und, was haben Sie an diesem schönen Abend vor, Sie und Elaine?«, fragte Laura. »Ein schöner Abend für einen Spaziergang, oder? Fast Frühlingswetter.« Wollte sie uns loswerden?
    »Darüber hab ich noch nicht nachgedacht.«
    »Die Rote Gefahr kocht heute Abend. Ich hatte gehofft, sie würde etwas authentisch Chinesisches kochen, aber es gibt wohl bloß gedämpfte Möhren und Auberginen, das, was sie immer isst.«
    »Ist das nicht authentisch chinesisch?«
    Sie lachte. »Nur wenn man hinterher einen Glückskeks isst.«
    Alec lachte ebenfalls, etwas, das in meiner Anwesenheit nicht so oft passierte. Laura trug eine pluderige grüne Jacke, einen fusseligen gelben Hut auf dem Kopf und eine lächerlich enge Jeans. Warum so enge Jeans? Warum konnte ich mich nicht bewegen? »Ich wüsste nicht, dass ich schon einmal so einen schönen Januar erlebt hätte. In New Jersey jedenfalls.«
    »In Kalifornien«, sagte Alec, »war es bestimmt das ganze Jahr so, oder?«
    »Ja, fast immer fünfzehn, sechzehn Grad. Und nachts konnte man die Ziegen in ihren Ställen meckern hören, undEnid hatte auch ein paar Schafe, die haben in ihren Pferchen geblökt, sie hatte auch Hunde und ein paar Kühe. Es war wirklich nett.«
    »Warst du traurig, als du weg musstest?«, fragte Alec.
    »Nein. Es war Zeit.«
    »Hört mal«, sagte ich, um diesem Wandeln auf den Pfaden der Erinnerungen ein Ende zu bereiten und sie endlich von der Haustür wegzukriegen: »Ich hatte überlegt, ein paar Körbe zu machen. Das Wetter auszunutzen.«
    »Dad, körperliche Anstrengung ist gerade nicht angesagt.«
    »Sie werfen Körbe, hier draußen? In der Einfahrt?«, sagte Laura. »Das ist ja super! Kann ich mitmachen?«
    »Du willst Basketball spielen? Ich, äh …« Alec schaute entsetzt, ich vermutlich ebenfalls. »Das wäre … weißt du, wie Basketball geht?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Sie lachte und trat die Zigarette mit dem Absatz ihres Schuhs aus. »Aber ich wette, Sie können es mir zeigen.«
    »Vielleicht geh ich erst mal rein und fang an, Essen zu machen.«
    »Ach, kommen Sie, Dr. Pete. Lassen Sie es mich wenigstens versuchen. Ich tu mir auch nichts, versprochen. Und falls doch, verklage ich Sie nicht.«
    Alec schaute immer noch so entsetzt. Aber was sollte ich seiner Meinung nach tun? »Okay«, sagte ich. »Ich geh nur rauf und zieh mich um.«
    In der Küche roch es nach Schmorbraten, und als ich nach oben kam, lag Elaine mit einem Buch in der Badewanne.
    »Du bist ja zeitig«, sagte sie. Sie hatte sich wie ein Yogi ein Handtuch um den Kopf geschlungen. Ein Glas Wein stand auf der

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