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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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flüsterte Alec zurück.
    Zu dem Zeitpunkt befanden sich mehrere Erwachsene im Raum, aber nur mir fiel auf, dass das anwesende Kind sich in großen Schwierigkeiten befand.
     
    Auf dem Heimweg von der Party löcherte mein Sohn uns mit Fragen. Wie lange sie in der Stadt bliebe. Was sie hier mache. Ob sie wirklich einfach so bei ihren Eltern auf der Matte gestanden habe.
    »Ich habe wirklich nicht die leiseste Ahnung«, sagte Elaine von der Rückbank. »Warum fragst du nicht sie?«
    »Mach ich bestimmt«, sagte Alec, als wir in die Pearl Street einbogen.
    »Hast du ihre Nummer?«
    Er warf mir einen Blick zu, als wäre ich der dümmste Mensch von ganz New Jersey. »Ich weiß schon, wie ich sie finde, Dad. Es sind zehn Blocks bis zum Freeman Court.«
    Am späteren Nachmittag kam er aus dem Atelier herunter ins Haus, unser Haus, und ging im Kühlschrank auf Futtersuche. Es hörte sich an, als wäre dort ein Eichhörnchen zugange.Ich lag in meinem Arbeitszimmer mit meinen Zeitschriften auf der Couch, den Laptop auf der Brust, schaute mir ziellos Weinauktionen an und überlegte, ob ich ein Nickerchen machen sollte oder nicht. Alec kam mit einer Handvoll Chips herein, er roch leicht nach Hasch, das er manchmal nahm. Mit Hilfe eines geduldigen Psychotherapeuten hatten Elaine und ich es geschafft, uns nicht allzu sehr darüber aufzuregen. Entweder war es eine Phase oder aber nicht, es brachte ihn, so oder so, jedenfalls nicht um, da konnte er ganz andere Sachen in seiner Freizeit machen. Trotzdem ärgerte es mich.
    »Na, Hunger?«
    Er verdrehte die Augen. »Ich wollte nur mal was zum Knabbern.«
    »Verstehe.«
    »Ist das ein Problem?« Schlitterten wir in einen Streit hinein? Nein. Alec leckte sich die Chipskrümel von der Hand und setzte sich in den alten Ledersessel in der Ecke des Zimmers. Er lächelte schief.
    Ich rieb mir die Augen, kratzte mir das Kinn, ließ die Füße kreisen. Als ich den Kopf noch mal drehte, saß er immer noch da und leckte sich die Hand ab. »Nanu, was verschafft mir die Ehre?«
    »Nichts.«
    »Du bist einfach so hier?«
    »Darf ich nicht einfach herkommen?« Er runzelte beleidigt die Stirn. »Musst du immer so ein Theater machen?«
    »Alec«, sagte ich. »Bleib cool.«
    Er zuckte mit den Achseln, nickte geistesabwesend. Er hatte die Angewohnheit, in beängstigendem Tempo das Knie auf und ab zu bewegen. Saß in dem Sessel, und das Knie ging tack-tack-tack wie ein Presslufthammer.
    »Also, mein Junge, das ist jetzt kein Theater, aber wenndu da sitzenbleiben willst, hör bitte mit diesem Kniegehüpfe auf.«
    »Hat Laura Stern wirklich ihr Baby umgebracht?«
    »Was?«
    »Hat Laura Stern wirklich …«
    »Nein«, sagte ich seufzend. Ich stellte den Computer auf den Beistelltisch, rieb mir noch einmal die Augen und setzte mich auf. »Zumindest sagt der Staat New Jersey nein.«
    »Ich weiß«, sagte er. »Aber ich wollte wissen, was du meinst.«
    »Ich begnüge mich damit, dem Urteil der Justiz zu vertrauen.«
    Alec ließ den Blick durchs Zimmer schweifen. Er wirkte sehr aufgeräumt, seine Hände waren die ganze Zeit in Bewegung – vielleicht war er gar nicht zugedröhnt? Er war frisch geduscht, die Haare waren noch feucht, und er hatte sich rasiert. Ein Kindergesicht, sein hellbraunes Haar kringelte sich von der Wärme des Eck-Heizkörpers.
    »Ich kann mich nicht mehr so genau daran erinnern«, sagte er. »Ich weiß noch, dass der Prozess in allen Zeitungen war. Und im Regionalfernsehen. Und du und Mom, ihr habt dauernd darüber getuschelt.«
    »Du warst noch sehr klein.«
    »So klein nun auch wieder nicht«, sagte er. »Ich war alt genug, zu begreifen, worum es geht, mehr oder weniger.«
    Ich seufzte. »Wir wollten dich schützen.«
    »Alle haben aber darüber gesprochen, jeden Tag war etwas dazu auf der Titelseite vom Record . Ihr hättet mich gar nicht schützen können, so sehr ihr es auch gewollt hättet.«
    »Vermutlich.«
    »Was habt ihr denn gedacht?«, fragte er.
    »Wir dachten, es ist eine Tragödie, das ist doch klar.« Ich sah, dass er sich beim Rasieren verletzt hatte, er hatte sich amAdamsapfel geschnitten und die Wunde mit Toilettenpapier gestillt. »Deine Mutter hat es eher … anthropologisch gesehen, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Anthropologisch?«
    »Sie hatte einige Artikel von Stephen Jay Gould gelesen.«
    Das Zimmer war nur schwach beleuchtet, im Wohnzimmer rannte Elaine auf dem Laufband und sah sich dabei Wiederholungen von Sex and the City im Fernseher an. Früher hab ich

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