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Die Freundin meines Sohnes

Die Freundin meines Sohnes

Titel: Die Freundin meines Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Grodstein
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betraf, leicht phobisch war.
    Laura versorgte die Macaus und die Emus, die Frettchen und die aus Zirkussen stammenden Orang-Utans, ein weiterer Schritt in dem langen Prozess, der im Gateway House indie Wege geleitet worden war. Sie blieb zwei Jahre auf Oahu und zog dann zu ihrer Tante Susie nach Blue Bell, Pennsylvania, wo sie trotz der von Susies Mann schüchtern erhobenen Einwände als Kindermädchen arbeitete. Danach folgte das Debakel auf der Krabbeninsel, doch bald zog sie weiter zu ihrer Tante Annie, die ein öffentlich gefördertes Projekt betrieb, das Sozialhilfeempfänger auf den Arbeitsmarkt vorbereitete. Schließlich ging Laura zu ihrer Tante Enid auf die Ziegenfarm. Ein Netzwerk williger Familienangehöriger hatte dabei geholfen – Eliza Doolittle lässt grüßen –, aus der missmutigen Kindsmörderin Laura die gewandte, attraktive junge Frau zu machen, die mich an dem Vormittag so erschreckt hatte.
    »Was guckst du denn so finster?«, fragte mein Sohn ernst aus seinem Sessel in der Ecke. »Willst du nicht über Laura reden?«
    »Hör zu.« Ich beschloss, es mit bester väterlicher Einsicht zu probieren. »Es hat die Sterns viel Zeit und Kraft gekostet, um das, was Laura passiert ist, hinter sich zu lassen. Und das haben sie inzwischen so gut geschafft, wie es besser nicht geht. Deshalb ist Laura wohl wiedergekommen. Sie wird wieder ein Teil der Familie sein.«
    »Haben sie je herausgefunden, warum sie das gemacht hat?«
    »Nein.«
    »Glaubst du, sie finden es noch raus?«
    »Ist das denn so wichtig?« Ich hatte Joe genau dasselbe gefragt, und er hatte mir dasselbe geantwortet.
    »Sie hatte vermutlich schreckliche Angst«, sagte Alec.
    »Das habe ich auch immer gedacht.«
    Wir schwiegen wieder.
    »Warst du beunruhigt, dass Laura da war? Du hast sie ja nicht mehr gesehen, seit sie ins Gateway gegangen ist.«
    »Beunruhigt?« Alec schaute verdutzt. »Warum sollte ich beunruhigt sein?«
    »Du hast es doch selbst gesagt: Sie hat dir immer Angst gemacht.«
    »Da war ich acht.«
    »Dann …«
    »Nein, Dad«, sagte Alec und verschränkte die Hände. Er lächelte glückselig in seiner Ecke, die immer dunkler wurde. »Sie hat mich nicht beunruhigt. So würde ich das nicht nennen.«
    »Was dann?«
    »Du weißt es doch«, sagte er. Lächelte immer noch. Die Schatten, die unser Haus von dem der Kriegers trennten, wurden länger.
    »Ach ja?«, fragte ich, obwohl ich schon wusste, was er sagen würde. Ich wappnete mich. Einmal, da war ich bloß wenige Jahre jünger als mein Sohn, hatte ich genauso für ein Mädchen empfunden.
    »Ich war glücklich.«
    »Oh.«
    »Glücklicher als bei irgendwem sonst zuvor.«
    Es war seltsam, noch während wir da saßen, spürte ich schon, wie sich alles veränderte, und wusste, ich konnte weder aufhalten noch vorhersagen, was als Nächstes geschehen würde, ich war vollkommen machtlos. Wenn ich die Zeit hätte zurückdrehen können, – aber solche Gedanken sind nutzlos. Außerdem hätte ich eh nichts anders gemacht.
    »Dad?«
    »Alec?«
    »Du weichst aus.«
    »Nein. Wir sprechen über Laura Stern. Noch heute Vormittag hast du dich über ihren Ziegenkäse lustig gemacht.
    »Da hatte ich noch keine Ahnung.«
    »Verstehe.«
    Elaine stieg im Wohnzimmer von ihrem Laufband, schaltete den Fernseher aus und ging in die Küche. Ich hörte ihre dumpfen Schritte. »Alec!«, schrie sie. »Alec, hast du die Chips über den ganzen Boden verteilt?« Es kam schon einmal vor, dass sie den Hausdrachen gab.
    Alec beugte sich vor, senkte die Stimme zu einem halben Flüstern: »Hast du, Dad, … so was mal erlebt? Du siehst jemanden und denkst im selben Moment« – er holte Luft –, »so ein Mädchen könnte ich heiraten?«
    »Wie bitte?«
    »Alec, komm her und mach diese Schweinerei weg!«
    Er wurde rot. »Vergiss es …«
    Ich sah meinen berauschten Sohn eine volle Minute lang an. Ich hätte tausenderlei sagen können. Begnügte mich mit: »Ich glaube, ich weiß, was du meinst.«
    »Wirklich?«
    Ich hielt kurz inne. »Klar.«
    Alec lächelte vage. Er stellte sich vor, dass die Ehe seiner Eltern ein langer Strandspaziergang bei Sonnenuntergang war.
    »Und weiter?«
    »Alec! Beweg deinen Arsch hierher! Sofort!«
    Ich blieb in der Vorstellung. »Ich hab sie geheiratet.«

KAPITEL VIER
    Ü ber ein Jahrzehnt lang war mir Laura Stern nicht unter die Augen gekommen, und jetzt sah ich sie schon drei Tage später wieder. Alec, der sich dem Haus sonst nur zum Essen und Schlafen näherte oder wenn er sich oben

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