Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
Vom Netzwerk:
an dem du dem Alltag entfliehen kannst.“
    „Sehr richtig. Wenn mir alles zu viel wird und ich für eine Weile nur meine eigene Gegenwart ertragen kann, dann verschwinde ich einfach. Nur diesmal bin nicht ich diejenige, die der Welt entfliehen sollte. Cirk, dir bleiben noch ganze vier Tage. Warum solltet ihr die nicht nutzen, um dort oben für eine kurze Weile den Krieg und alles andere um euch herum zu vergessen. Die Kate ist weder groß noch prächtig, hat aber einen wunderbaren Blick auf das Meer. Ein alter Insulaner schafft ab und zu ein wenig Ordnung für mich. Na, wäre das etwas?“
    Mit ungläubigem Staunen maß Inken die Freundin. Welch ein Geschenk bot sie ihnen an! Vier Tage nur sie beide – welch ein Traum. Sie wandte den Kopf und blickte Cirk an. Der las die Antwort auf ihrem Gesicht und lachte.
    „Inken sagt ,Ja‘, und dem kann ich mich nur anschließen“, bedankte er sich strahlend. „Tjalda, du bist wahrhaftig ein Engel!“
    Tjalda hatte keine Mühen gescheut, um noch für denselben Tag die Fahrt nach Norderney zu organisieren. Wie ein aufgescheuchtes Huhn war sie umhergerannt und hatte Vorbereitungen getroffen. Inken und Cirk blieb nur noch die Aufgabe, sich mit passender Kleidung einzudecken und das Wichtigste an Nahrungsmitteln auf dem Markt zu besorgen.Dann war es auch schon an der Zeit, sich auf die Möwe zu begeben, ein Schiff, das Holz für die Insulaner geladen hatte.
    „Wir brauchen uns nicht einmal zu verkleiden“, scherzte Cirk unter Anspielung auf seine erste Begegnung mit Inken und seine eigene Maskerade auf dem Weg ins Moor.
    Er griff nach Inkens Korb und dem Reisegepäck und reichte es der ausgestreckten Hand eines Seemanns.
    Inken schmunzelte. „Ja, und wir kommen als freie Menschen auf die Insel und nicht als Sklaven Napoleons! Ist das nicht wunderbar?“ Behände folgte sie Cirk an Bord.
    Schweigend standen sie dicht nebeneinander, als das Schiff den Hafen verließ. Sanft glitt die Möwe durch die Fluten, und Inken überließ sich dem Wind und den Geräuschen des Wassers um sie herum. Hier auf See blies der Wind kräftiger und trug all ihre Sorgen mit sich fort. Sie fuhr an Cirks Seite in die Freiheit – wenn auch nur für kurze Zeit. Es war wie in einem Traum, doch niemals in ihrem Leben hatte Inken sich lebendiger gefühlt. Weiter und immer weiter entfernte sich das Schiff vom Festland, von der Welt und ihren Problemen. Das Loslassen fiel Inken leicht, und zurück blieben nur sie beide und ihre Liebe.
    Selbst das Wetter meinte es gut mit ihnen. Schon auf dem Weg zum Hafen hatte der Regen aufgehört, und die Sonne war durch die Wolken gebrochen. Langsam kamen sie dem Eiland näher, vor dem sich auf einer kleinen Sandbank Seehunde in der Wärme räkelten.
    Die Insel selbst begrüßte sie wie lang vermisste Freunde. Der weiße Sandstrand reflektierte im hellen Licht der Sonne. Die Brandung schob sanfte Wellen vor sich her. Und das Rauschen gab Inken das Gefühl, nach Hause zu kommen. Die Schiffsbesatzung entlud die Ladung. Sie hatte es eilig, die Heimfahrt anzutreten, und Inken und Cirk schauten der Möwe noch lange nach, bis sie nur noch ein ferner Punkt am Horizont war. Schließlich wandte Cirk sich zum Gehen.
    Denn bis zu Tjaldas Haus, das sich an einem entlegenen Winkel der Insel befand, stand ihnen noch ein langer Weg bevor, der die Mühe jedoch lohnte. Sie folgten der Beschreibung und kamen schließlich zu einem verwunschenen Gebäude, das von einer hohen Mauer umgeben war. Das uralte, schlichte Steinhaus hatte im Laufe der Zeit gelitten, doch Efeu und andere grüne Kletterpflanzen verdeckten gnädig das schadhafte Mauerwerk. An den etwas geschützteren Stellen wuchsen Moos und Farne. Wie Entdecker erforschten Cirk und Inken den kleinen Garten, der wild und ungepflegt war. Von dort aus lockte das Rauschen der Wellen sie an den Strand, der in unmittelbarer Nähe liegen musste. Inkens Augen hatten als Erste die Holztür in der Steinmauer entdeckt, und nun standen sie beide eng umschlungen und blickten auf das Meer.
    „Was meinst du, wirst du hier mit mir glücklich sein?“ Cirk nahm ihre Hand.
    „Ich werde mir zumindest Mühe geben“, lachte Inken.
    Gespielt sorgenvoll seufzte Cirk. „Was kann ich nur tun, damit du zufrieden bist?“
    „Küss mich einfach!“ Sie streckte ihm ihr Gesicht entgegen, und er kam ihrer Bitte nur allzu gern nach.
    Wenig später traten sie ins Haus und erkundeten die wenigen Räume. Eine steile Treppe führte nach oben in ein kleines

Weitere Kostenlose Bücher