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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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einstellen, die ihr das Haushalten beibringt!“
    Später lachten sie nicht mehr. Das war, als es ihr mühelos gelungen war, den besten Schützen der Insel zu übertrumpfen.
    Die Insulaner hatten über ihren Vater und seine Ansichten stets den Kopf geschüttelt. So war es immer gewesen. Doch wenn einer von ihnen Sorgen hatte oder nicht weiterwusste, dann war es immer ihr Vater gewesen, der noch eine Lösung gefunden hatte. Ihr Vater, der mit seinen Ansichten immer angeeckt und belächelt worden war, weil die Insulaner seiner Weitsicht nicht folgen konnten. Selbst dann noch, als er sie aufforderte, sich Erlaubnisscheine zum Fisch- und Walfang zu besorgen. Denn nach der Kontinentalsperre bedurfte es einer Sondergenehmigung, um aufs Meer hinauszufahren.
    „Lasst eure Fahrten registrieren. Ihr gebt besser einen Teil eures Gewinns ab, als dass eure Schiffe im Hafen liegen bleiben müssen.“
    Die Borkumer hatten belustigt die Köpfe geschüttelt. „Niemand wird uns das Fischen verbieten können.“
    Nur zu schnell waren sie eines Besseren belehrt worden. Einzig ihrem Vater und seiner Besatzung war es noch erlaubtgewesen, auszulaufen. Selbst Garrelt, der Austernfischer, hatte dieses Mal nicht auf seinen Freund gehört. Inken seufzte unglücklich. Es wäre besser gewesen, wenn Vater weniger Klugheit bewiesen hätte und ebenfalls zu Hause hätte bleiben müssen. Doch wie wäre ihr Schicksal dann verlaufen? Hätte sie die Insel jemals verlassen?
    „Vieles, was ich erlebt habe, möchte ich nicht missen“, dachte Inken bei sich. Doch der Schmerz, den sie noch immer bei jedem Gedanken an Cirk empfand, wäre ihr erspart geblieben. Die viele Arbeit hatte ihr geholfen, nicht mehr andauernd an ihn denken zu müssen. Aber es gelang ihr nicht, ihn aus ihrem Herzen zu verbannen. Mehrmals hatte Tjalda ihr einzureden versucht, dass es sich bei der ganzen Sache um ein Missverständnis handelte. Beim ersten Mal hatte Inken sich nicht beherrschen können.
    „Schweig still davon! Dieser Schuft kann sich einlassen, mit wem er will, für mich ist er gestorben!“, hatte sie wütend erwidert und war davongerannt.
    Bei späteren Gesprächen hatte sie Tjalda, wenn die Rede auf Cirk kam, dann einfach das Wort abgeschnitten und sich anderen Themen zugewandt.
    Von Cirk selbst war all die Zeit nach seiner Abreise keine Zeile und kein Wort gekommen. Was Inken nur recht war, bestätigte es doch ihre Meinung über ihn. Gerüchte drangen zu ihnen, nach denen auch die Anwesenheit der Engländer und ihrer Schiffe die belagerten Franzosen nicht dazu bewogen hatten, die Festung Delfzijl aufzugeben.
    Und so konzentrierte Inken sich voll und ganz auf das Geschäft. Tjalda hatte es geschafft, die Kunde von der neuen „Kruiderrie nach holländischem Vorbild“ in die Wochenzeitung zu bringen.
    „Hoffentlich wecken wir damit die Neugier der Emder“,war Tjaldas Hoffnung gewesen, und sie hatte ausführlich die große Warenpalette beschrieben. Inken war in der Anzeige als Geschäftsführerin benannt.
    Viele Emder konnten lesen und schreiben, seitdem die Schulpflicht eingeführt worden war. Und jene, die es sich nicht leisten konnten, eine Zeitung zu erwerben, informierten sich meist über die Aushänge am Rathaus der Stadt. Aber auch ohne diese offiziellen Bekanntmachungen war das Vorhaben der Frauen Hauptgesprächsstoff in Emden. Die Meinungen darüber gingen weit auseinander. Viele Frauen fanden es empörend, dass Sumi und Inken es wagten, sich auf eine Stufe mit den Männern zu stellen. Andere hingegen waren genau entgegengesetzter Meinung, wagten diese aber nicht auszusprechen.
    Am Tag der Eröffnung liefen Sumi Tränen über die Wangen, als sie draußen vor der Eingangtür stand und auf das Schild „Willems Kruiderrie“ schaute, das nach wie vor über dem Laden hing. „Diese dumme Frau weint nur Freudentränen“, wehrte sie Inkens besorgten Blick ab.
    Und dann warteten sie auf Kunden. Und warteten nun schon seit drei Tagen! Kaum jemand war bislang in den Laden gekommen. Am Eröffnungstag hatte es heftig geregnet, so dass an den Aufbau des Gemüsestandes vor dem Laden nicht zu denken gewesen war. Von innen hatten Inken und Sumi nur erkennen können, dass die Leute draußen vor dem Fenster standen, um sich vor dem Regen zu schützen.
    „Sie schauen alle demonstrativ in die andere Richtung“, hatte Inken sich erbost. „Keiner dreht sich um und wirft einen Blick in unser Geschäft! Sumi, schnell, zünde Kerzen an und stelle sie ins Fenster. Wir

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