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Die Friesenrose

Die Friesenrose

Titel: Die Friesenrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Oltmanns
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allem Gelächter zum Trotz dem einen oder anderen Symbol aus China einen festen Platz in der Kruiderrie eingeräumt. Im Gegensatz zu seiner Familie, die nur ihre Nasen gerümpft hatte, liebte er auch die Gerichte, die Sumi ihm kochte. Wie verwirrend die hiesigen Essgewohnheitenanfangs für sie gewesen waren! Hundefleisch galt hier als ungenießbar, ja geradezu ekelerregend. Dafür aßen die Menschen Kühe und tranken auch ihre Milch. An Käse, mit seinem Geruch nach Ungewaschenem, konnte sich Sumi bis heute nicht gewöhnen, und wenn sie alleine war, mochte die Chinesin auch nicht auf ihre Essstäbchen verzichten. In China war es ganz selbstverständlich, die Speisen mit den Händen zu berühren, hier galt man deswegen als unerzogen. Auch die Art und Weise der Zunahme der Speisen hätte unterschiedlicher nicht sein können. In China nahm man sich Zeit, um das Mahl zu genießen. Doch bei den Europäern schien es das Ziel zu sein, in kürzester Zeit möglichst viel Nahrung zu sich zu nehmen. Das hatte Sumi bereits bei den Essenseinladungen erfahren, die zu Ehren der Teekoster in China gegeben worden waren. Stets hatten ihre Augen nicht glauben können, wie schnell die Schüsseln leer waren. Sumi hatte Willem dazu gebracht, sein Essen langsam und genussvoll zu verspeisen. Nichts sollte zu heiß gegessen werden, um die Körpermitte nicht zu erschöpfen, aber auch nichts zu kalt, um den Geist nicht zu schwächen. Den Durst sollte man zwar löschen, doch wiederum auch nicht zu viel trinken, denn das belastete die Mitte gleichfalls und löschte das Verdauungsfeuer.
    Sumi hatte sich angewöhnt, Gerichte zu kochen, die sowohl ihr als auch Willem schmeckten. Dazu gehörten natürlich Speisen mit Schweinefleisch, Huhn, Ente und Fisch. Manchmal hatten ihre appetitlich duftenden, in Öl gebratenen Enten für Nachfrage seitens der Kundschaft gesorgt, doch wenn sie hörten, dass es ein chinesisches Gericht war, hatten sie nur die Nase gerümpft.
    Sumi seufzte tief. Man musste es schon ertragen können, immer misstrauisch beäugt und verstohlen gemustert zu werden.Doch sie hatte im Laufe der Jahre erkannt, dass dies eine typisch menschliche Eigenschaft war, die ihr selbst auch nicht fremd war. Allem, was anders ist, anders aussieht, schmeckt, sich gibt, begegnet man misstrauisch. Und es braucht Jahre, um dieses Misstrauen und bestehende Vorurteile zu überwinden. Außerdem waren sie und Willem wohl niemals lange genug an einem Ort geblieben, dafür hatte schon der Krieg gesorgt. Am Schlimmsten war es gewesen, von den Kindern missachtet zu werden, die gnadenlos aussprachen, was die Erwachsenen dachten, jedoch meist für sich behielten. Einmal, Sumi war gerade vom Markt gekommen, hatten Kinder einen Kreis um sie herum gebildet. Sie waren um sie herumgetanzt und hatten dabei, sich an den Händen haltend, gesungen: „Eine China-Frau, eine China-Frau, die frisst nur Reis und ist nicht schlau.“ In ihrem roten Zimmer über dem Laden hatte Sumi lange geweint. Und ihr war dabei durch den Kopf gegangen, dass die Geister es vielleicht doch gut mit ihr gemeint hatten, als sie ihr keine Kinder geschenkt hatten. Denn mit welchen Worten würden diese erst beschimpft werden und wer konnte sie schützen? Doch dann hatte sie sich ein dummes Weib gescholten. Warum sich um das scheren, was andere dachten. War es nicht genug, dass der Mann ihres Lebens sie so liebte, wie sie war? Und war es nicht genug, dass sie nicht Hunger leiden und um ihr Leben zu fürchten brauchten? Es gab kein größeres Missgeschick, als sich nicht begnügen zu können! So hatte sie sich beruhigt, und die Schmähungen der Leute hatten ihr Herz fortan nicht mehr erreicht.
    Sumi hob den Blick und schaute in die erwartungsvollen Gesichter um sie herum. Ein warmes Gefühl stieg in ihr auf. Sie hatte sich begnügt, und nun war ihre Geduld belohnt worden. Zu einem Zeitpunkt, wo sie es nicht mehr für möglichgehalten hatte, waren ihr von den Göttern Freunde geschenkt worden.
    „Wenn man dein Gesicht sieht, Sumi, könnte man glauben, dass du gerade an einen Honigkuchen denkst. Lass uns teilhaben an deiner Freude“, forderte Tjalda sie auf.
    Sumi zierte sich ein wenig. „Diese Frau dankte nur soeben den Göttern für das unverdiente Glück der Freundschaft.“ Ihre Augen blickten in die Runde und erfassten jedes Gesicht.
    „Unverdientes Glück.“ Tjalda verzog den Mund. „Wer hätte es wohl mehr verdient als du, Sumi! Und ob wir drei nun wirklich so ein Gewinn für dein Leben

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