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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Launen abreagieren musste. Stattdessen hatte er bis sechs in der Früh durchgeschlafen, so ausgiebig wie schon lange nicht mehr.
    Er wachte ungewöhnlich heiter auf. Wir unternahmen eine Fahrradtour durch die Nachbarschaft und zeichneten dann mit Kreide einen Rennwagen auf den Gehweg.
    Nach einer kleinen Erfrischung – es gab einen Stachelbeer-Shake – ruhen wir uns jetzt an einem schattigen Plätzchen im Garten aus. Die Vögel zwitschern, und Eichhörnchen flitzen durchs Geäst, auf der Flucht vor der Nachbarskatze.
    Evan ist zurzeit der charmante, muntere kleine Bengel, ganz entspannt und zufrieden. Das ist mein Sohn, von dem ich nicht ablassen kann.
    «Du bist dran», sagt er.
    Ich denke kurz nach. «Klopf-klopf.»
    «Wer da?»
    «Iguana.»
    «Iguana wer?»
    «Iguana Drück-dich-fest.» Ich beuge mich über ihn und umschlinge ihn mit meinen Armen, woraus er sich kichernd und zappelnd befreit.
    «Mommy Bazillenschleuder!», kreischt er.
    «Iguana Küss-dich-auch», knurre ich und krabble hinter ihm her. Der Rasen ist ziemlich verdorrt und staubig, aber ich robbe tapfer weiter. Evan ist immer ein Stück voraus, das gehört zum Spiel.
    Wir unterscheiden uns in nichts von anderen zerrütteten Beziehungen, denke ich, als ich meinen lachenden Sohn durch den Garten jage. Auf jede Episode gewalttätiger Aggression folgt eine kurze, euphorische Phase der Versöhnung. Evan ist voller Reue über den gestrigen Vorfall im Park. Ich fühle mich schuldig, weil ich meinen Sohn mit Drogen vollgestopft habe, um mich mit einem Mann zu vergnügen, der nur an meinem Körper interessiert ist. Für den Moment ist zwischen Evan und mir alles in Ordnung. Wir brauchen diese Erholungspausen. Ohne sie würden wir es nicht miteinander schaffen.
    Das Phantom würde gewinnen.
    Wir spielen noch eine Weile Fangen, aber ich gebe mich schnell geschlagen. Es ist mir einfach zu heiß. Auch Evan ist ins Schwitzen geraten, und so gehen wir ins Haus, wo die Klimaanlage für Kühlung sorgt. Evan macht es sich auf dem Sofa bequem. Ich bringe ihm Wasser und sein
SpongeBob
-Heftchen, gehe zurück auf die Veranda und lasse das Planschbecken volllaufen. Bei diesem Wetter empfiehlt sich eigentlich ein Ausflug an den Strand, aber so mutig bin ich nicht, zumal ich nicht riskieren will, dass seine Stimmung schon allzu bald wieder umschlägt. Also begnüge ich mich mit dem Planschbecken. Evan wird mit seinen Autos und der Super-Soaker darin spielen. Ich setze mich dann auf einen Liegestuhl daneben und tunke die Füße ins kühle Wasser, dankbar für einen entspannten Augenblick.
    Ich habe gerade den Wasserhahn abgedreht, als es an der Tür klingelt. Wir bekommen nur selten Besuch, und weil heute Sonntag ist, kann es auch nicht der Postbote sein.
    Evan ist in seinen Comic vertieft. Vorsichtig schleiche ich zur Tür und spähe durch den Spion.
    Draußen steht Michael.
    Ich muss mich zusammenreißen, um das Schlüsselloch zu finden, konzentriere mich auf meine Hände und will nicht zulassen, dass sie zittern, als ich die Tür öffne und meinem Exmann gegenüberstehe.
    «Morgen, Victoria», grüßt er verlegen. Er trägt Khakishorts und ein frischgebügeltes, gelb-grün gestreiftes Oberhemd von Brooks Brothers, sieht aus, als wäre er einem Modemagazin für Herren entsprungen: Topverdiener, auf lässig getrimmt.
    «Ist mit Chelsea alles in Ordnung?», frage ich, weil mir etwas anderes nicht einfällt.
    Er nickt, räuspert sich und verlagert sein Gewicht von einem braunen Mokassin auf den anderen. Er ist nervös. Ich kenne meinen Exmann gut genug, um so etwas sofort zu spüren. Aber warum ist er nervös?
    «Ich habe über deine Worte nachgedacht», erklärt er unvermittelt. «In Bezug auf Evan und die Hochzeit.»
    «Was habe ich denn gesagt?»
    «Du weißt schon. Chelsea vermisst ihren Bruder. Sie fände es unfair, wenn er bei der Hochzeit nicht dabei wäre. Wenn er ausgeschlossen würde, will sie kein Blumenmädchen sein.»
    Charmant, wie Michael errötet und damit zugibt, dass er von einer Sechsjährigen ausmanövriert worden ist und klein beigegeben hat. Ich habe ihn immer nur vor den Kopf gestoßen und bin nie wirklich an ihn herangekommen.
    Er hebt die Schultern an. «Kann ich reinkommen, Victoria? Mit Evan sprechen? Vielleicht reden wir zu dritt miteinander.»
    Ich stehe immer noch in der Tür und versperre ihm den Weg ins Haus, das früher unser Zuhause war. Obwohl ich ihn immer gebeten habe, seinen Sohn zu besuchen, wünschte ich jetzt, er wäre nicht

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