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Die Frucht des Bösen

Die Frucht des Bösen

Titel: Die Frucht des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Schlagabtausch gefasst. «Zu Ihnen oder zu mir?», fragte sie und zeigte abwechselnd in Richtung Verwaltungstrakt und Klassenzimmer, in dem sich ihr Team eingerichtet hatte. Karen zog eine Braue hoch, offensichtlich versucht, D. D. daran zu erinnern, dass ihr gewissermaßen die ganze Station gehörte. Seufzend schlug sie den Weg zur Verwaltung ein, nahm den Schlüssel zur Hand, der an einem Band um ihren Hals hing, und schloss die Tür auf.
    «Wie lange kennen Sie Andrew Lightfoot schon?», wollte D. D. wissen, als sie der Stationsleiterin durch einen von Büros gesäumten Flur folgte.
    «Zwei Jahre», antwortete Karen und ließ D. D. in einen kleinen, dem Personal vorbehaltenen Raum eintreten, wo sie sich beide an einen Tisch setzten.
    Zwei Jahre, das hatte Lightfoot auch gesagt. «Und wie haben Sie ihn kennengelernt?»
    «Über die Eltern eines Kindes. Der Junge hatte ein Faible dafür, Frösche zu fangen, ihnen Knallkörper ins Maul zu stopfen und die Zündschnur anzustecken. Es machte ihm auch Spaß, die Wände im Elternhaus zu bemalen – Variationen auf die Ermordung seiner Mutter, erstaunlich detailreich und nur unter Verwendung roter Wachsmalstifte.»
    Wieder Übereinstimmung. «Wie alt war der Junge?», fragte D. D., neugierig geworden.
    «Zehn.»
    «Nicht zu fassen.»
    Karen zuckte mit den Achseln. «Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Der Junge sprach jedenfalls auf die Medikamente nicht an, und die Eltern gerieten in Panik. Sie gingen mit ihm zu Andrew. Anfangs hatte ich Bedenken, aber Andrew war gegenüber meinen Mitarbeitern und den anderen Kindern freundlich und respektvoll. Und ich muss sagen, nach nur drei Wochen konnten wir eine sehr positive Veränderung im Verhalten des Jungen feststellen. Auf Vorfälle, die ihn früher zu Wutanfällen provoziert hätten, reagierte er merklich gelassener. Er verkrampfte sich zwar, murmelte aber: ‹Finde das Licht, sieben Engel umarmen dich.› Dann konnte er sich entspannen, und das ist bemerkenswert für ein Kind mit einer solch ausgeprägten Psychose. Natürlich habe ich Andrew gefragt, wie er arbeitet. Auch etliche unserer Ärzte erkundigten sich.»
    «Was halten diese Ärzte von der Geschichte?», fragte D. D.
    «Die meisten von ihnen haben keine Probleme mit Heilern wie Andrew. Die Allgemeinmedizin hat längst erkannt, wie sehr positive Suggestion zur Gesundung beitragen kann. Von dieser Einsicht ist es nicht mehr weit, auch Glaube und Spiritualität in diesem Sinne zu akzeptieren.»
    «Sie glauben, Engel hätten diesen Jungen geheilt?»
    Karen lächelte. «Glauben Sie, in alle Geheimnisse des Kosmos eingeweiht zu sein?»
    D. D. kniff die Brauen zusammen. «Mit wie vielen Ihrer Kinder hat Andrew gearbeitet?»
    «Das müssen Sie ihn fragen. Ich bitte ihn nur selten um Unterstützung. Meist kommt der Wunsch von den Eltern.»
    «Es scheint, als hätte er auch Kontakt zu den Harringtons gehabt.»
    Karen sagte dazu nichts.
    «Danielle ließ durchblicken, dass er sich in Ozzies Behandlung eingemischt und seine vorzeitige Entlassung erwirkt habe, und zwar gegen den Rat der Ärzte.»
    Karen zuckte wieder mit den Achseln. «Wir bewegen uns ständig in einer Grauzone. Ozzie hatte wirklich große Fortschritte gemacht. Mir wäre es lieber gewesen, ihn noch eine Weile unter Beobachtung zu halten, doch die Eltern meinten, es sei wichtiger, dass er sich wieder in die Familie hineinfindet. Ein gutes Argument, das nicht von der Hand zu weisen ist. Fürs Protokoll: Ozzie ist nicht wieder bei uns gelandet. Also kann ich davon ausgehen, dass der von den Harringtons gewählte Weg für den Sohn der richtige war. Sie haben ihn von Andrew weiterbehandeln lassen.»
    «Sämtliche Mitglieder der Familie wurden ermordet.»
    «Vom Vater, dachte ich.»
    «Da sind wir uns nicht so sicher.»
    Karen zeigte zum ersten Mal leichte Nervosität. Sie nahm die Hände vom Tisch und blinzelte hinter ihrer randlosen Brille. «Sie glauben doch wohl nicht …»
    «Möglich wär’s.»
    Statt den Jungen in Schutz zu nehmen, seufzte Karen. «Zu verstehen, was in solchen Kindern vor sich geht, ist äußerst schwierig. Wenn sie außer Kontrolle geraten, liegt es nicht daran, dass sie schwach oder widerspenstig wären. Sie leiden unter physiologischen Problemen, neuronalen Störungen oder DNA -Defekten. Und wir können nur wenig tun, um ihnen zu helfen. Unsere Mittel sind begrenzt.»
    «Also tritt Lightfoot auf den Plan, ein hübscher weißer Ritter, der verspricht, verlorene Kinder zu retten und

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