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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Bauernbrot, dann schaltete sich Jennifer dazwischen und Martin, auf dem Kriegspfad. Sie sorgten dafür, daß der Pappi alle Einleitungen vergaß, Franziska erschien, auf ein Küßchen, gab ihm die Telefonrechnung. Sie war schon umgezogen für den ehefreien Abend und strebte geschäftig davon. Im Schlafzimmer wurde er ihrer endlich habhaft.
    Jetzt! Jetzt kann er’s sagen.
    »Du nimmst also wieder ehefrei. Was würdest du sagen, wenn ich so frei wäre und ein Verhältnis mit meiner Frühstücksfreundin hätte?«
    Sein Blick schickte ein banges Fragezeichen hinterher, doch sie lacht.
    »Toll! würde ich da sagen. Frühmorgens im Auto, bei deinem Sinn für Bequemlichkeit. Also mir wäre das zu unbequem in unserem Alter.«
    »Wer redet denn vom Auto?«
    Jetzt würde sie ihn ansehen und merken, daß es ernst war. Sie sah ihn auch an. Er kannte diesen Blick, diesen mütterlichen Schmunzelausdruck, mit dem sie Martin zuhörte, wenn er von den Bleichgesichtern erzählte, die Feuerwasser trinken und mit doppelten Zungen reden. »Du mußt nicht mit mir gleichziehen, weil ich weggehe. Im Grunde bist du gar nicht beunruhigt.« Franziska entschwand ins Bad; in der Diele stellte er sie erneut.
    »Ich habe aber eines. Und nicht im Auto.«
    Er bekam einen Kuß, wie immer, wenn sie die Wohnung verließ.
    »Ich muß jetzt gehen. Mein Geheimnis wartet nicht gern.«
    Da stand er, der geständige Pappi, mißverstanden oder ignoriert wegen wichtigerer Dinge. Als ob es die gäbe. Jennifer und Martin eskortierten ihn zum Bauernschrank, wo er sich stärkte nach dem Nerveneinsatz, ehe sie das brutale Fernsehspiel mit Quarkbroten milderten. Oberflächlich hatte Franziska ihn abgefertigt, seiner Offenheit lächelnd ihr Geheimnis gegenübergestellt und ihm überhaupt nicht zugehört. So leicht konnte sie sich’s nicht machen.
    »Die Mami ist schon wieder weg. Wie finden wir denn das?«
    Es war so dahingesagt, probehalber. Martin grinste und machte die Bewegung des Lenkraddrehens. »Führerschein.«
    »Aber nicht verraten!« tönte Jennifer hinterher.
    Das war es also.
    Darauf hätte er auch kommen können. Mit dem Führerschein wollte sie ihn überraschen. Recht war ihm der Gedanke nicht. Sie würde den Wagen haben wollen, und er würde Ausreden erfinden müssen. Doch bis dahin blieb noch Zeit. Er sah sie vor sich im theoretischen Unterricht, der ja bekanntlich abends stattfindet, in einem aufgelassenen Geschäft, wo die Erwachsenen im Schaufenster sitzen, in Schülerpose, aber todernst, Schautafeln betrachten und Querschnittmodelle von Lenkungen, Vergasermotoren und Getrieben. Dort saß Franziska und beachtete die Vorfahrt. Jugendgefährdende Roheit auf dem Bildschirm veranlaßte Robert, die hier völlig falsch geparkten Kinder in die Betten abzuschleppen. Dann stand er wieder vor dem Bauernschrank und überlegte seinen Ergänzungsunterricht. Franziska mußte die Verkehrslage ernst nehmen, mußte wissen, daß er die Hauptstraße des gemeinsamen Lebens verlassen hatte, um sich auf verbotenen Wegen Frühparkerlustgewinn zu verschaffen. Karin! — dachte er bei dem unerwarteten Klingeln. Es war Karin.
    Hastig, mit großer Sonnenbrille vor den verweinten Augen, kam sie herein, nahm Franziskas ehefreien Abend gar nicht zur Kenntnis. Robert kam sie nicht ungelegen, lenkte ihn von seinen Problemen ab, was ihn zu einem aufmerksamen Zuhörer machte, der sich in den zerrütteten Verhältnissen sofort zurechtfand: Karl hatte vor Tagen auf ihren Wunsch das Haus verlassen und nächtigte an unbekanntem Ort. Jetzt war er zurückgekommen. Daraufhin hatte sich Karin, ohne ihn anzuhören, in ihr Auto gesetzt und war hergefahren, mehr gekränkt als überlegt. Ein Schluchzen, das ihr unterlief, fing sie mit Entschuldigungen ab. Sie habe allein damit fertig werden wollen, sich in den letzten, schmerzlichen Tagen betont zurückgehalten — auch Karl hatte nichts von sich hören lassen — , hatte sich hinter Haltung verschanzt, bis es einfach nicht mehr ging: Sie mußte sich endlich aussprechen. Robert, wieder einmal mit im Boot, in ihrem zur Abwechslung, versuchte der Verzweifelten männliche Motive für Untreue begreifbar zu machen, indem er aufzählte, was ihm gerade einfiel: Versäumnisangst, Eheleerlauf, Jugendverlängerung, Depressionen, Partnerüberdruß, Veranlagung. Bevor er sein eigenes Motiv anführte, von dessen Richtigkeit er noch nicht vollends überzeugt war, kam Franziska zurück. Karin wiederholte ihre Klage in voller Länge, und Robert unterbrach

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