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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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sich’s genau überlegte, hatte ihm Sidonie ganz schön den Marsch geblasen. Sein Geständnis bei Franziska schien sie ziemlich geschockt zu haben. Warum war er in der Mittagspause eigentlich nicht ins Appartement gegangen? fiel ihm ein, als er nach Büroschluß in den Tennisclub fuhr.
    »Hallo.«
    Auf der Terrasse saß Christine in der Sonne. Für seine Laune eine wirksame Ablenkung, mit Eisbecher und Nachricht. Auf der Fahrt von der Kanzlei hatte das Autotelefon Karl einen Strich durch die Freizeit gemacht: er würde erst später kommen. Robert sah darin eine Gelegenheit für seine Neugier, bei erfreulichstem Anblick. Vielleicht wußte das kluge Mädchen eine Patentlösung für K&K? Letzten Endes war sie es, die die Ehe wieder durcheinandergebracht hatte. Einmischen wollte sich Robert gewiß nicht. Aber nur zusehen, wie sie mit der hübschen Hand Eis löffelte und so dahinplappern — das auch nicht. Nach Bestellung einer Limonade nickte er einleitend:
    »Es hat sich ja einiges getan seit neulich.«
    Christines Blick genügte ihm als Antwort nicht, und er fuhr fort:
    »Ihre These mit dem ehefreien Abend hat eingeschlagen.«
    Christine sah ihn an.
    »Sie befolgen sie? Finde ich gut.«
    »Nicht ich. Meine Frau und Karl.«
    Das kluge Mädchen schien sich unschuldig zu freuen. Wußte sie nichts, oder tat sie nur so?
    »Bei K&K ist der Teufel los.«
    Jetzt zeigte sie ihre schönen Zähne:
    »Das kann ich mir denken!«
    »Sie wissen Bescheid?«
    »Was meinen Sie?«
    »Karl ist ausgezogen. Weggezogen.«
    »Kein Wort. Wohin denn?«
    »Ich denke zu Ihnen. In Ihr neues Appartement, das er für Sie eingerichtet hat.«
    Fassungslos sah ihn Christine an.
    »Mir eingerichtet? Der spinnt wohl, der Angeber. Ich wohne bei meiner Freundin. Erst am Ersten bekomme ich ein Zimmer. Vielleicht. Und nicht von Karl.«
    Robert ließ sich nicht beirren:
    »Aber er besucht Sie doch täglich?«
    »Wir sehen uns im Büro, wenn Sie das meinen. Abends kommt er auch mal vorbei, holt uns zum Essen.«
    »Christine, ich rede nicht vom Essen«, das klang jetzt sehr eindringlich. »Karin will die Scheidung. Verstehen Sie?«
    »Wegen mir?«
    »Wo... verzeihen Sie die Frage, wo schläft er denn die ganze Zeit?«
    »Bei uns jedenfalls nicht.«
    »Hat er Ihnen nichts gesagt?«
    »Kein Wort.«
    »Nicht, was los ist, nicht, wo er wohnt?«
    »Ich weiß wirklich nichts. Ihnen würde ich es sagen. Er ist wie immer. Sie kennen ihn ja.«
    Christine wurde böse.
    »Ich finde es unglaublich von ihm, so zu tun als ob. Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Es ist alles ganz...« An ihren Augen konnte er ablesen, daß Karl nahte. Ohne ihn aus dem Blick zu lassen, fragte sie:
    »Kann ich Sie anrufen?«
    »Morgen im Büro.«
    Robert gab ihr die Nummer und saß wieder mit im Boot, hatte sich selbst hineinmanövriert, der Freund, der gute. Unvermittelt lächelte das kluge Mädchen: »Nichts anmerken lassen. Morgen erzähle ich Ihnen alles.« Sie schlug das untere schöne Bein über das obere schöne Bein und hob einen Arm: »Da bist du ja!«
    Mit breitem Erfolgslächeln trat Karl an den Tisch, legte die Hand auf Roberts Schulter und fragte Christine: »Hat er dich sehr gelangweilt?«
    »Sehe ich so aus?«
    Ihr freundlicher Blick machte Robert Mut. Er konnte nicht widerstehen.
    »Wir sind hinter etwas gekommen, Christine und ich.« Für einen Augenblick gefror dem Erfolgreichen sein Erfolgslächeln:
    »Betrifft es mich?«
    »Ausnahmsweise nicht. Es betrifft uns. Wir haben nämlich festgestellt, daß wir uns ausgesprochen gern miteinander unterhalten.«
    Christine spielte mit:
    »Ja, das stimmt. Wir mögen uns.«
    »Ja«, sagte Robert und merkte, daß es der Wahrheit entsprach. Karl bestellte sich etwas zu trinken und schwieg. Sein verständnisloser Blick galt mehr dem Freund als der geschilderten Situation, die Robert ihm gern noch deutlicher erläutert hätte. Doch er unterließ es. Sie spielten nicht mehr. Es war zu spät. Der hagere Professor Kirschner, Chef des Klinikums, übernahm den freigewordenen Platz. Wie immer spielte er mit einer Dame. Robert verhielt sich abwartend, unterließ jede Andeutung, erwähnte weder die Mutter noch das Abendessen. Auch Karl sagte nichts. Aus irgendeinem Grund schwieg er sich vor Christine aus, spielte lediglich den Gönner, indem er alles bezahlte.
    Zwei Stunden später spielte er den Heiteren. Seine Mutter, auch Omilein genannt, war in den besten Jahren jenes Unverwüstlichkeitsalters, in welchem hagere Damen dem Alten Fritz ähnlich

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