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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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stumm und aßen, denn es schmeckte vorzüglich. Franziska übernahm die weitere Konversation.
    »Es ist überhaupt richtiger, wenn die Frau zu Hause bleibt«, sagte sie todernst und sah Robert an. Omilein teilte ihre Ansicht:
    »Ich glaube auch nicht an die Gleichberechtigung. Ein Mann kann abends auch allein weggehen, eine Frau nicht.«
    Karl sah Karin an:
    »Und wenn er nur ins Büro geht.«
    »Aber das kommt selten vor«, antwortete Karin. Omilein lachte und sah wieder in die Runde:
    »Ich bin im Leben immer zu kurz gekommen. Weil ich zu bescheiden war und zu gut erzogen. Das dürft ihr mir glauben.«
    Vom Wetterbericht in seiner Reisegeschwindigkeit falsch eingeschätzt, lag das für den Abend angekündigte Island-Tief schon am Morgen über der Stadt. Leichter, aber ausdauernder Niederschlag fiel aus geschlossener Wolkendecke, deren Grauton große Wasserreserven vermuten ließ.
    Robert, mit einem Azoren-Hoch im Herzen, fuhr über den leeren Altstadtring. Es war richtig gewesen, sich einzumischen. Karin hatte sich nach dem Gespräch mit ihm versöhnlicher gezeigt. Es wäre einfach schade um alles — womöglich für ein Mißverständnis.
    Wo geredet wird, muß weitergeredet werden — das wußte Robert, und Karl hatte es versäumt.
    Wenn sie nicht direkt in ihr Appartement gehen, kommen Robert und Sidonie an Regentagen etwas später, sitzen mit den Frühparkern am Tisch und reden Belangloses mit eingestreuten Informationen füreinander, die sie verschlüsselt an alle richten.
    Robert und Sidonie lieben dieses Spiel. Möchte er ihr beispielsweise sagen, daß Christine ihn heute anrufen wird, wendet er sich mit muffiger Ausstrahlung an Tiedemann, bis der ihn fragt, was ihm denn über die Leber gelaufen sei.
    »Sie werden lachen, ein hübsches Mädchen«, kann er jetzt sagen und die undankbare Geschichte von dem Freundschaftsdienst andeuten, um den er nicht herumkommt. Das Thema löst natürlich Herrenhumor in allen Preisklassen aus, und auch Sidonie kann ihre Meinung dazu kundtun.
    »Sie scheinen ein sehr guter Freund zu sein, wenn Sie sich so einsetzen.«
    Möchte er ihr sagen, daß er morgen direkt ins Appartement gehen wird und sie dort frühstücken werden, wendet er sich wieder an Tiedemann:
    »Morgen komme ich nicht. Morgen muß ich meinen Sohn in die Schule fahren.«
    Eine Tabakwolke, die vom Tisch der Skatspieler herüberzieht, nimmt Sidonie zum Anlaß, um auch ihre Abwesenheit für morgen anzukündigen. Sie steht auf.
    »Dieser Rauch macht mich ganz krank.«
    Einer der Herren von der Bank geleitet sie als Schirmherr zur Bank. Alle andern bleiben noch. Das Männergespräch ist nicht mehr aufzuhalten. Roberts Freundschaftsdienst wird deutlicher bewitzelt, und er leidet, leidet wirklich.
    Als er mit Tiedemann an dem Haus vorbeikommt, wo im zweiten Stock das Schleiflacknest liegt, setzt starker Regen ein. Im Laufschritt eilen sie weiter zu ihren Arbeitsplätzen.
    Petra war wieder da. Sie auf Christines Anruf vorzubereiten, erschien ihm unerläßlich. Erst einmal Mitwisserin, fiel ihr seine Unruhe auf. Zum Beispiel durch Fragen über die Sprechanlage, die er normalerweise nie benutzte.
    Endlich kam das Gespräch.
    Mitten in die Rückfrage seines Intimfeindes, des Syndikus, den lästigen Fall Langensiepen betreffend.
    Robert sagte ihm, er werde gleich zurückrufen und holte sich Christine ans Ohr.
    Wie angenehm war ihre Stimme.
    Doch sie faßte sich kurz: In der Mittagspause. An der Stadtbahnstation. Sie müsse ihn unbedingt sprechen.
    Es goß unvermindert. Die Tropfen schienen beim Aufprall zurückzuspringen wie Tischtennisbälle. Pünktlich wartete Robert unterm 2 -Personen-Schirm an der Haltestelle. Gesegnet mit allem, was das Auge erfreut, fiel sie ihm in der Menge sofort auf. Ohne Mantel. Wohin mit ihr? In der Kantine würde sie auffallen, ebenso in der Empfangshalle; das Café hatte um diese Zeit geschlossen, von den beiden Restaurants in der Nähe war das eine zu teuer, das andere zu mies. Blieb sein Auto. Irgendwohin fahren, die Parklücke opfern. »Hallo.«
    »Das ist ja wie ein Warnstreik vor der Sintflut.«
    Ihr Vergleich gefiel ihm, alles gefiel ihm. Er legte den Arm um sie, hielt den Schirm über sie, und wasserscheu aneinandergeschmiegt überquerten sie die Straße. Bis zum Wagen waren es ungefähr einhundertfünfzig Meter, aber kein Drandenken, ihn einigermaßen trocken zu erreichen. Robert überlegt kaum, beziehungsweise gar nicht. Schon dreht sich der Schlüssel, am Bund mit den Auto- und

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