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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Danke.«
    Manche Vermieterinnen sind merkwürdige Moralbarometer. Wenn sie mit der Frau oder Mutter eines Zimmerherrn gesprochen haben, werden sie freundlicher. Im Café war Sidonie auch nicht. Doch nur Robert machte sich Sorgen.
    »Gestern hab ich Frau Sidonie gesehen«, sagte einer der Herren von der Bank, und Tiedemann meinte: »Wir wissen ja, wie schlecht sie den Rauch verträgt. Sie braucht viel frische Luft.«
    Robert begriff: für die Frühparkerrunde war ihre gelegentliche Abwesenheit normal, wie auch die seine; die Tarnung klappte vorzüglich, und weil vielleicht doch alles wieder in die Reihe kommen würde, verabschiedete er sich:
    »Ich muß auch schnellstens an die Luft.«
    Sie tat ihm gut, noch besser die Arbeit. In der Mittagspause läutete er bei der Vermieterin. Sie gab ihm den Schlüssel zurück und einen Lippenstift.
    »Den hat der Installateur gefunden.«
    Robert erschrak nicht, er strahlte, wie über ein Ersatzlebenszeichen.
    »Der gehört sicher unserer Fremdsprachenkorrespondentin. Danke.«
    In seinem Büro holte er ihn aus der Tasche, zog die Hülse ab, roch daran, steckte die Hülse wieder drauf, legte ihn in die Schublade. Keine Spuren zu Hause! Petra, heute erstmals wieder da, kam mit Akten herein und stapelte sie ordentlich auf seinem Schreibtisch. »Eine Dame hat angerufen«, sagte sie. »Ihren Namen hat sie aber nicht gesagt.«
    »Und was wollte sie?«
    »Das hat sie auch nicht gesagt. Sie ruft wieder an.«
    »Sehr schön«, sagte Robert behaglich. »War sonst noch was?«
    Sonst war nichts mehr. Doch Petra wich nicht, ordnete den kleinen Aktenberg auf dem Schreibtisch.
    »Heute gab’s Serbisches Reisfleisch.« Ihr Blick besagte, daß Robert da etwas versäumt habe. Es war aber nur die Verpackung für ihre Neugier. »Sie gehen ja kaum noch in die Kantine, wie man hört. Wollen Sie abnehmen?«
    Sein vieldeutiges Nicken schloß diese Möglichkeit nicht aus; das Thema schaffte es nicht vom Tisch. »Für mich wär das nichts«, erklärte Petra. »Ich muß meine warme Mahlzeit haben.«
    »Mahlzeit.«
    Robert dehnte das strapazierte Wort. Jetzt ließ sie ihn allein.
    Eine Dame hat also angerufen.
    Vielleicht sollte er in den Tennisclub gehen?
    Er rief Karl an. Leider war der Herr Doktor nicht in seiner Kanzlei und das Mädchen, mit dem er sprach, nicht Christine. Robert bat um Rückruf, versteckte den Lippenstift im hintersten Winkel seiner Schreibtischschublade und machte sich an den Aktenberg. Zwar nahm er wahr, was er las, merkte aber, daß er im Grunde nur Zeit überbrückte, bis das Telefon läuten würde.
    Es läutete. Einer der Juristen im Haus wollte eine Auskunft, die ihm Robert nicht geben konnte, weil er den Fall nicht bearbeitete. Danach kam kein Anruf mehr. Weder von der Dame noch von Karl. Trotzdem verging die Zeit. Und weil er sie vertan hatte, nahm Robert die Akten mit nach Haus.
    Keine Heimlichkeiten mehr. Man kommt zu nichts!
    Jennifer gelingt es, ihren mürrischen Pappi aufzuheitern. Sie unterstützt ihn in seiner Geschäftigkeit. Auf dem Sessel neben der Bodenvase, in der die sterbenden Rosen stehen, macht er sich mit Akten breit. Auch die Wasserschadenssache hat er dabei und kann sich laut wundern, wenn Franziska ins Zimmer kommt. Wieder einmal hört sie ihm nicht zu, ist schon umgezogen für den freien Abend.
    Wie viele Stunden theoretischen Unterricht braucht man eigentlich für den Führerschein? Da muß er sich einmal erkundigen.
    Jetzt darf Robert die Kinder versorgen und tut es mit Hingabe, dieser Musterpappi, der Schulaufgaben durchsieht, die jüngsten Fettstift- und Wasserfarbenmalereien lobt, beide in die Badewanne steckt und ihnen vorliest, als sie sauber und zufrieden in ihren Betten liegen. Bis sie eingeschlafen sind.
    Jetzt ist es still, zu still. Süchtig greift er nach dem Telefon. Christine ist zu Hause und freut sich, daß er zurückruft. Sie war die Dame, die ihren Namen nicht nennen wollte. Christine weiß, was sie sagt und was sie besser nicht sagt. Sidonie klammert sie genauso aus, wie er. Sie hat es auch nicht leicht. Ihre Scheidung schleppt sich dahin, der Mann macht Schwierigkeiten. Hier sei Karl eine große Hilfe, so dumm er sich oft benehme. Sie sagt das zugespitzt.
    »Wenn die Männer wüßten, wie männlich sie wirken, wenn sie väterlich sind, und wie dämlich, wenn sie männlich sein wollen.«
    Es tat beiden gut zu reden.
    Gegen elf kam Franziska zurück und brachte Vorwürfe mit.
    »Ich war eben noch bei Karin. Sie hat den ganzen Abend

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