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Die Frühstücksfreundin

Die Frühstücksfreundin

Titel: Die Frühstücksfreundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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euch zusammen ein Stück im Fernsehen anschauen«, sagte sie.
    »Und wo ist deine Familie?«
    »Du meinst Karl und seine Mutter? Die sehen auch fern.«
    Ihr Blick hielt ihn davon ab, weiter zu fragen. Die Kinder sahen jetzt fern. Robert nahm sich die Akte vor, bis Franziska kam. Auch mit einem Schwäbischen Bauernbrot. Jennifer und Martin freuten sich über die Gummibärchen, die auch sie ihnen mitgebracht hatte. Auch Robert freute sich. Auf das Gesicht, das sie gleich machen würde.
    »Ich habe dich vorhin gesehen.«
    »So, du hast mich gesehen?«
    »Du warst in Begleitung.«
    »Mein Fahrlehrer«, sagt sie ohne den erwarteten Ausdruck.
    »Dein Fahrlehrer.«
    »Ich mache den Führerschein.«
    »Aha«, sagt er, »zu Fuß. Da kommt’s nicht so teuer.«
    »Sei nicht so albern witzig«, sagt sie. Er wird nichts mehr sagen. Auch nicht über die berufliche Sache, die er austüfteln soll. Mit Fingerspitzengefühl. Hier ist im Augenblick jedes Wort zuviel. Die beiden Freundinnen verhalten sich, als sei er überhaupt nicht anwesend; es wird früh gegessen, wegen des Fernsehspiels. Die Unterhaltung ist heiter, solange er nicht teilnimmt. Sagt er etwas, schweigen beide. In dieser Atmosphäre mag er nicht bleiben. Ihm sei heute nicht nach Fernsehen, könnte er sagen, kann es ebensogut nicht sagen, sagt es nicht und geht.
    Wohin?
    Erst vor dem teuer gemachten Neubau mit der Parkreihe gegenüber erkennt er das unterschwellige Ziel. In Sidonies Wohnung brennt Licht. Aber er steigt nicht aus, hält durch bis zur nächsten Telefonzelle. Christine ist zu Hause, bei ihrer Freundin, wo sie noch immer wohnt, sieht auch fern. Der Jungunternehmer wollte vorbeikommen, aber für Robert hat sie Zeit. Fünf Minuten später sitzt sie neben ihm im Wagen.
    Wohin?
    Da fällt ihm ein, daß er ja einen Grund hat, sie zu treffen:
    »Das Appartement wird frei, glaube ich. Du suchst doch was?«
    »Ja.«
    »Der Mitmieter hat sich zwar noch nicht dazu geäußert und noch einige Sachen dort. Das kann sich aber nur um Tage handeln.«
    Christine freut sich vorsichtig.
    »Ich müßte es mir noch einmal anschauen.«
    »Vorausgesetzt, die Vermieterin hat nicht andere Pläne«, schränkt er ein; der Wagen ist schon auf dem richtigen Kurs.
    Von der Seite spürt er Christines Blick:
    »Wieso hast du auf einmal abends Zeit?«
    »Dank deines weisen Ratschlags. Heute habe ich mir ehefrei genommen. Zum ersten Mal.«
    Und zum ersten Mal parkt er vor der profilreichen Haustür. Nach neunzehn Uhr ist das erlaubt; die Schleiflackpracht wirkt bei künstlichem Licht noch prächtiger. Christine schluckt. Robert übersieht den Morgenmantel an der Tür zum Bad. Er will keine Beziehung mehr zu dem Raum haben.
    »Na, wär das was für dich?«
    »Merkwürdig«, sagt Christine, »wie nah Behaglichkeit bei Kitsch liegt.«
    »Liegen kann!« verbessert er. »Nicht muß.«
    Er setzt sich in einen Sessel, sie geht herum und sieht sich alles genau an.
    »Das Bild würde ich abhängen, die Deckchen überall weg, etliche Teppiche raus, bunte Lampen verteilen, Felle über die Sessel. Das Bild ist große Klasse und das Bett...«
    »Roßhaar«, souffliert er, während sie auf die Matratze tippt, sich weiter umsieht.
    »Ich mag hohe Räume. Man hat das Gefühl, es ist genug Luft da, und hier braucht man Luft.«
    Mit dem Finger fährt sic eine Schnitzerei an der Kommode ab:
    »Ist das nun Kitsch oder Behaglichkeit?«
    »Ich weiß nicht. Auf jeden Fall liegt Staub drauf. Überleg dir’s.«
    Christine nickt. Sie sagt nichts, fragt nichts, sieht ihn nur an. Robert wird unruhig und erzählt ihr, was er Franziska nicht erzählt hat, von dem Auftrag, den er bekommen hat und den er für eine berufliche Chance hält. Christine hat sich auf die Lehne gesetzt; ihr Kinn auf seinem Kopf, ihr Arm um seinen Hals drücken aus, was er sich zu Hause gewünscht hätte: Mitfreude. Sie sprechen nicht mehr, und schon ist der kleine Schritt getan zur Zärtlichkeit, die kameradschaftlich anfängt, bis Christine herunterrutscht in seinen Arm. Zuerst ist es nur ein Festhalten, Nichtalleinsein, Gestreicheltwerdenwollen, dann, im Anfang des Versinkens sozusagen, gelingt ihnen die Sperre. Gleichzeitig lösen sie sich voneinander, stehen auf und gehen. Wortlos, vertraut und ohne Eile.
    Seine Hand auf ihrer Hand auf dem Knauf schaltet Robert die Gänge. Beide sind sich aufs zärtlichste einig, keine neuen Fehler zu beginnen. Dabei belassen sie’s.
    In der Diele brannte noch Licht. Ein Blick auf die Uhr zeigte, daß es

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