Die Füchsin
aufrichtigem Herzen um die Gesundheit des Königs beten«, sagte er und schaute sich etwas erleichtert um, als Renard vom Vorgebäude der Burg her auf sie zukam und ihren jüngsten Bruder zusammen mit einem halbwüchsigen, braungescheckten Hund ins Freie scheuchte.
Renard lachte so heftig, daß sein Gesicht rot angelaufen war und ihm die Tränen über die Wangen liefen. »Entschuldigt«, prustete er, »ich weiß, es ist nicht die Zeit zum Lachen, aber Wills Hund hat mit Ranulf de Gernons gerade das gemacht, was wir alle ebenso gern getan hätten, wobei wir uns nur nicht trauten.«
»Er hat ihn gebissen?« fragte John, der dazu ein unheiliges Grinsen zeigte.
Renard schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen. »Nein!« keuchte er. »Er hat ihm ans Bein gepinkelt. Will hat ihn gebissen, als de Gernons nach seinem Dolch griff. Ich habe den Jungen und den Hund in Sicherheit gebracht, bevor daraus noch ein Unglück wurde, und überließ die Angelegenheit Papa. Jesus Christus, ihr hättet dabeisein sollen!«
»Er wollte Brith abstechen!« schniefte William ärgerlich, und seine Tränen waren die des Zorns, als er sich neben den Hund hockte und die schützenden Arme um ihn schlang. Der Hund winselte und fuhr mit seiner rosa Zunge über das Gesicht des Jungen.
Renard zerwühlte Williams reiche schwarze Lockenpracht. »Keine Sorge, Kleiner, niemand darf deinem Brith etwas tun. Mama wird dich vielleicht schelten, und Papa wird ärgerlich sein, weil man einen Feind nicht beißt, aber ich glaube kaum, daß daraus etwas Schlimmeres werden wird. Vielleicht gibt dir Papa auch schon bald das Schwert, nach dem du dich seit Jahr und Tag sehnst!«
Williams Gesicht erhellte sich, und seine Augen funkelten. »Wirklich?«
Renard zwinkerte mit den Lidern. »Warte nur, du wirst schon sehen …« Er streckte ihm seine schlanke, elegante Hand hin. »Komm jetzt. Ich soll dich in Schanden zu Bett bringen.«
»Aber ich habe Hunger!« protestierte William und schaute düster drein.
Renard zeigte ein weiß blitzendes Lächeln. »Ich auch, nachdem ich die Hälfte meines Essens da drinnen zurücklassen mußte. Aber ich schätze, wir finden ein paar Honigkuchen, wenn wir unterwegs in der Küche vorbeischauen – und die schmecken bei weitem besser als die Waden von Ranulf de Gernons.«
Adam mußte lachen und schickte sie dann mit einer Geste ins Haus.
»Und das hat nichts zu tun mit diesem kleinen blonden Küchenmädchen?« fragte John seinen Bruder mit einem wissenden Lächeln.
»Ehrlich gesagt, ja«, erwiderte Renard und schaute sehr unschuldig drein. »Du solltest ihre Honigkuchen einmal kosten, sie sind einfach wunderbar.« Adam und John schauten zu, wie der junge Mann, der Junge und der Hund über den Hof gingen und dann die Treppe nach unten zum Nebeneingang, der in den Küchenbau führte. Johns Schultern zuckten immer noch vor Lachen. Er verschlang die Arme in seiner Kutte und sagte, das Lächeln noch auf den Lippen, die Augen etwas nachdenklicher: »Der neue Herr von Milnham-on-Wye und Ashdyke nach dem Testament seines Großvaters, und gerade erst sieben Jahre alt.«
Adam fummelte am pelzverbrämten Saum seines Umhangs herum. »Ich verstehe, daß er es nicht Renard vermacht hat«, sagte er langsam. »Der erbt eine ganze Grafschaft und braucht diese Besitzungen nicht, und du bist ein Pfarrer und kannst die Linie auch nicht in legitimer Weise fortsetzen, also kommst auch du nicht in Frage.« John knurrte, doch er neigte den Kopf. »Aber was ist mit Harry? Er ist der dritte Sohn. Warum hat ihn Miles zugunsten von William übergangen?«
»Harry bekommt Oxley, sobald er volljährig ist«, erklärte John ungerührt. »Es ist genau wie Ashdyke in den Besitz der Familie gekommen durch meine englische Großmutter Christen. Großpapa hat es Papa gegeben, als dieser zum Ritter geschlagen wurde, und Papa hat das gleiche mit Harry vor. Wenn Ashdyke und Milnham-on-Wye auch an ihn gegangen wären, dann wäre für Will nichts außer dem Schwert, der Rüstung und dem Ross übrig geblieben. Außerdem hatte Großpapa immer einen besonderen Platz in seinem Herzen für Will – und auch für Heulwen.«
Adam zupfte das Fell los und ließ es dann aus den Fingern. »Da macht sich ein Mann Gedanken um die Söhne, die seine Nachfolger werden sollen, und wenn er sie erst hat, gibt es wieder Sorgen, weil er sich darum kümmern muß, mit welchen Wappen er ihre Helme schmückt«, sagte er mit etwas gequältem Lächeln.
John warf ihm einen
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