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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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schweigend verstrichen, war mit ihnen auch sein Wille, wach zu bleiben, dahingegangen.
    Die Hand unter der ihren bewegte sich, und die Lider zitterten wie Motten, die gegen das Fenster drängten, nach dem Licht.
    »Großpapa?« Sie beugte sich über ihn.
    Ihre Stimme, so leise sie war, weckte Adam. Er zuckte hoch, sah, wie sie sich über das Bett beugte, und war auch schon auf den Beinen; er fluchte auf sich, eingeschlafen zu sein. Jetzt trat er neben sie und befürchtete, einen Toten zu sehen, aber statt dessen schaute er hinunter in leuchtende, wissende Augen. Auf Miles' Lippen war der Hauch eines Lächelns zu erkennen.
    »Die Brosche«, bildete er mit den Lippen, da er keine Kraft mehr besaß, um einen Laut hervorzubringen. Seine Augen waren auf das funkelnde Schmuckstück gerichtet, das an Heulwens Kleid steckte. Fast unmerklich nickte er anerkennend.
    Adam legte seine Hand auf Heulwens Schulter. »Die Brosche«, bestätigte er. »Ich kann zwar nicht versprechen, daß ich mich in den eigenen Schweif beißen werde, aber ich kann es ja versuchen.«
    Miles gab einen Laut von sich, der ein Kichern gewesen sein konnte, doch es wurde nicht beendet, da sein Herz in diesem Moment zitterte und zu schlagen aufhörte und der letzte Atemzug der Stille wich.
    »Großpapa?« fragte Heulwen noch einmal.
    Adam beugte sich vor sie und schloß sachte mit Zeigefinger und Daumen die halboffenen Augen, die in ihrer Jugend die Farbe der Augen Heulwens gehabt hatten und nun im Tode schwarz waren. »Er ist von uns gegangen«, sagte er sanft, trat zurück und machte das Zeichen des Kreuzes. Dann zog er Heulwen schweigend in seine Arme. Sie preßte ihr Gesicht an seine Brust und hielt ihn fest, aber nur einen Moment lang; dann ließ sie ihn los, mit feuchten Augen, aber gefaßt, und schaute ihn an. »Ich bin ganz ruhig, Adam.«
    »Wirklich?« Er wischte ihre Tränen mit dem Rand seines Daumens ab.
    Sie nickte und zeigte ihm ein wässriges, aber echtes Lächeln. »Ich kann es jetzt akzeptieren. Meine eigene Angst hat ihn nicht gehen lassen.« Sie hielt inne und atmete tief ein. »Ich kümmere mich um das, was jetzt zu tun ist. Das ist Frauenarbeit. Schick mir Elswith und Gifu herein, und dann geh zu Bett. Wenn ich hier fertig bin, lege ich mich zu dir.«
    Er betrachtete sie eingehend, dann nickte er kurz und fühlte, daß sie allein sein wollte mit ihren Gedanken, wobei sie von den Mädchen nicht gestört wurde, aber vielleicht von seiner Anwesenheit. »Aber bleib nicht zu lange fort«, war alles, was er sagte, als er zum Vorhang ging. »Die Lebenden brauchen dich noch nötiger als die Toten.«

S IEBZEHNTES K APITEL
    Mit gefurchter Stirn, die Lippen zu einer schmalen Linie zusammengezogen und die zusammengebissenen Zähne verbergend, ging Adam durch den monderleuchteten Burghof von Milnham, ohne zu wissen, was er eigentlich vorhatte. Er wußte nur eines: Wenn er noch einen Augenblick länger in der großen Halle geblieben wäre, hätte er mindestens einen, wahrscheinlich aber mehrere der dort versammelten Trauergäste umgebracht. Gäste, von wegen! Sie kamen ihm eher vor wie ein Schwarm von Schmarotzern, die hier eingefallen waren, um zu essen, zu trinken, leere Kondolationen und sonstige Platitüden von sich zu geben und wortgewaltige Nachrufe, die nichts als vergeudete, heiße Luft waren!
    Er verlangsamte den Schritt und stieß den Atem aus. Nein, das war ungerecht und nur das Ergebnis seiner eigenen schlechten Laune. Die meisten waren hergekommen aus wahrem Respekt und aus Zuneigung zu Miles, und nur ein paar Männer wie Ranulf de Gernons, der ihn nie persönlich kennen gelernt hatte, waren aus purer Neugier gekommen oder aus dem boshaften Verlangen, Unfrieden zu stiften, und weil sie aufgrund ihres höheren Ranges unter den Markenbaronen das Recht hatten zu einem entsprechenden Platz an den übervollen Tischen. De Gernons war Erbe der bedeutenden Grafschaft von ehester, die an die Ländereien von Ravenstow grenzte, und so einen Mann konnte man nicht abweisen.
    Ein Feuer brannte vor dem Wachhaus; Wachen stampften davor auf und ab, während sie sich die Hände wärmten und Mutmaßungen äußerten über das von Fackeln erleuchtete Fest im Innern der Burg. Die Kälte sickerte durch Adams Tunika aus Samt und das bestickte Leinenhemd. Er wollte, er wäre stehen geblieben und hätte seinen Umhang mitgenommen, aber er hatte keine Zeit gehabt für die Vernunft, war einfach losgestürmt, bevor er De Gernons ins Gesicht sprang oder auf andere

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