Die Füchsin
er, legte ihr einen Arm um die Taille und zog sie zu sich heran.
Heulwen stieß ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. »Du denkst immer nur an das eine«, tadelte sie ihn, lächelte aber dazu und wußte, daß er sie neckte.
»Und wer würde es mir verdenken?« antwortete Adam und platzierte einen Kuß auf ihre hochgezogene Augenbraue.
John lächelte. »Ich bin nur das dritte Rad am Wagen«, sagte er und wünschte ihnen eine gute Nacht.
»Schläft de Gernons wirklich mit dem Kopf in seinem Essen?« fragte Adam, als sie Arm in Arm auf die Burg zugingen.
»Hat er, aber Mama hat zwei von den Dienern gebeten, ihn auf dem Boden auszustrecken und mit einem Schaffell zu bedecken – außerdem ließ sie eine Schüssel mit Wasser neben ihn stellen, falls er aufwacht.« Ihre Augen funkelten bei der Erinnerung, dann verhärteten sie sich. »Wenn man mich gefragt hätte, ich hätte ihn die Nacht ohne Decke im Schweinestall verbringen lassen.«
»Aber Heulwen, das kann man doch einem zukünftigen Earl von Chester nicht antun«, mahnte er ernst.
Sie stieß einen bissigen Laut aus. »Kann man nicht? Der Schweinestall ist genau der Ort, wo er hingehört. Er hat die Manieren eines Schweins, nicht nur, daß er so aussieht. Wenn jetzt Martini wäre, würde ich ihn für den Winter einsalzen.«
Adam mußte sein Lachen zurückhalten. Seine Stimmung besserte sich, und er hob wieder den Kopf. »Ich fürchte nur, daß sein Fett bei dir ranzig werden würde«, sagte er und nahm einen tiefen Atemzug von der feuchten, nach dem nahen Fluss riechenden Nachtluft.
»Sehr wahrscheinlich«, stimmte sie ihm zu, und dann: »Übrigens, Earl Robert von Gloucester möchte ein Wort mit dir reden. Er meinte aber, daß es Zeit bis morgen hat.«
»Worum geht es denn? Hat er das gesagt?«
»Nein, aber nach der Art, wie er zu mir sprach, ist es etwas, das er nicht öffentlich bekannt geben möchte.« Sie warf ihm die Schulter entlang einen Blick zu, doch sein Gesicht war ahnungslos und gab keinen Hinweis auf das, was er denken mochte. »Kannst du es dir nicht vorstellen?«
Adam schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, es sei denn, es hat etwas mit Ralph zu tun. Der König will die Sache genau untersuchen. Vielleicht hat Robert Neuigkeiten.«
Heulwen zitterte. »Dann, glaube ich, will ich sie nicht wissen.«
Adam drückte ihre Taille. »Es muß ja nicht so sein, Liebes. Wir dürfen uns keine Gespenster schaffen.«
»Nein«, sagte sie und lehnte sich an ihn.
Sie gingen in die Halle, wo Ranulf de Gernons auf einem Bett aus Stroh in der Nähe der Tür lag und schlief. Adam mußte sich sehr beherrschen, um nicht auf ihn zu treten, aber seine Pflicht als Gastgeber trug wenigstens für den Augenblick den Sieg davon. »Ich wollte, ich wäre ein Hund oder ein kleiner Junge«, murmelte er, als er vorsichtig über de Gernons' zerschundene und zur Decke weisende Zehen hinwegstieg. »Die haben viel mehr Möglichkeiten, ihre guten Manieren einfach zu vergessen.«
Heulwen schürzte angewidert die Oberlippe. »Warum kann man sich nicht wenigstens hier und da wie ein Schwein benehmen?« fragte sie weich, aber mit Nachdruck.
A CHTZEHNTES K APITEL
Der Rhaeadr Cyfnos ergoss sich in einer Kaskade wie der Schweif eines Schimmels über die grünen, farnbewachsenen Felsen und stürzte schäumend in ein hundertzwanzig Meter tiefer liegendes Becken, wo das Wasser so dunkel war wie polierter Onyx, bevor es in kristallenen Bächen über den Rand des Beckens in den Fluss darunter fiel. Adam zügelte oben am Kopf des Wasserfalls sein Pferd und schaute halb hypnotisiert vom Brüllen des Wassers und seiner wilden Schönheit auf das Naturschauspiel. Seine Haut war feucht, an seinem Haar und seiner Kleidung bildeten sich Tröpfchen wie an einem Spinnennetz. Lyard beugte den Hals, um nach einem Grasbüschel zu schnappen, das selbst so früh im Jahr schon üppig grün war. Die Kettenglieder seiner Trense klirrten, während der Hengst rhythmisch das Gras zupfte. Kauend hob er den Kopf und sah sich um, die Ohren neugierig aufgestellt, die Nüstern weit offen, um den neuen Geruch wahrzunehmen. Dann stieß er ein grüßendes Wiehern aus.
Adam legte eine Hand auf die Kruppe des Pferdes und drehte sich um. Robert von Gloucester, der Heulwens kräftigen, dunklen Braunen ritt, suchte sich einen Weg auf dem schmalen Pfad und dann über das kurze Felsenstück zu ihm her. Die beiden Knappen, die mit ihm ritten, blieben zurück, um mit Austin und Sweyn zu sprechen, so daß er allein zu Adam
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