Die Füchsin
schnellen Blick zu: Nach zehn Jahren Ehe mit Ralph hatte Heulwen nur die eine Missgeburt zustandegebracht, und obwohl ihre zweite Ehe noch jung war, gab es keine Anzeichen dafür, daß sie von Adam schwanger war. Er wußte nicht, ob Adam von der Wahrscheinlichkeit ihrer Unfruchtbarkeit wußte, merkte aber, daß jetzt nicht der richtige Augenblick war, um darüber zu sprechen; die Gefahr war zu groß, daß er ein falsches Wort sagte.
Ein Adliger ging über den Hof in Richtung Lagerhäuser, die man ausgeräumt und mit Kohlenpfannen und Matratzen ausgestattet hatte, um den Gästen ein Quartier zu bieten, die im Haupthaus nicht mehr unterkamen; er nickte den zwei Männern, die am Feuer standen, ein frostiges »Gute Nacht« zu. Adam schaute mit großen Augen auf Hugh de Mortimer. Er war im letzten Augenblick bei der Beisetzung von Miles eingeritten und hatte nicht auf die neugierigen Blicke der Trauergäste geachtet. Zuerst war die Atmosphäre ein wenig gespannt gewesen, aber nach und nach hatte sie sich gelockert. De Mortimer hatte seinen Sohn und die schmerzlichen Ereignisse von Windsor mit keiner Silbe erwähnt, und ein Versuch von de Gernons, sie ins Gespräch zu bringen, war von Guyon augenblicklich abgeblockt worden. De Mortimer hatte nachdrücklich Heulwen und Adam übersehen, sich aber sehr bemüht, dem Grafen und der Gräfin den Ölzweig zu überreichen.
»Er ist immer noch an einem Blutsbund mit unserer Grafschaft interessiert«, sagte John aus dem Mundwinkel. »Hugh möchte Renard als Mann für seine jüngste Tochter Eleanor, und dafür ist er bereit, alle Skandale und Fehden zu vergessen.« John grinste schlau, als er den Ausdruck auf Adams Gesicht erkannte. »Das ist nicht so töricht, wie es scheint. Renard ist ein zukünftiger Graf, ein Earl, mit einer direkten Blutlinie zum Thron, und jeder Lord in den Marken mit einer Tochter zwischen der Wiege und dem dreißigsten Geburtstag sähe ihn liebend gern als seinen Schwiegersohn.«
»Du meine Güte«, murmelte Adam und schüttelte den Kopf. »Wie alt ist das Mädchen?«
»Es wird gerade sechs. Aus der zweiten Ehe, natürlich.«
»Und was meint Renard dazu?«
John kicherte. »Du kennst meinen Bruder. Er lächelt und sagt, das wird sich im Laufe der Übung zeigen; immerhin hat er ja noch eine Menge Zeit, oder?«
»Und dein Vater?«
»Der steckt den Kopf in den Sand. Ren hat ja recht, es ist noch viel Zeit bis dahin, und es gibt mindestens ein Dutzend interessierter Parteien. Papa wird Renard selbst wählen lassen und erst dann eine Entscheidung treffen. Vielleicht heilt eine Ehe mit der Tochter von de Mortimer die Wunde, die du und Heulwen den de Mortimers geschlagen habt, und das Land, das er zu bieten hat, wäre äußerst nützlich; außerdem ist die Kleine ein entzückendes Kind, das einem das Herz aufgehen läßt. Mama hat sich auf den ersten Blick in Eleanor verliebt, als sie sie im vergangenen Jahr bei einer Hochzeit gesehen hat – ein mageres, kleines Ding mit schönem Haar, schwärzer noch als das von Renard, und Augen, so braun wie Herbstblätter.«
»Vielleicht liebt sie die Kleine, weil sie selbst keine Tochter hat«, meinte Adam. »Ich weiß, sie hat Heulwen großgezogen, aber damals war sie selbst noch sehr jung, und Heulwen heiratete mit fünfzehn. Es muß manchmal sehr einsam gewesen sein für sie, auch jetzt, wo William allmählich aus den Kinderschuhen herauswächst.«
John schaute ihn verblüfft an. »Mama – einsam?« Der Gedanke war ihm bisher nie gekommen, da sie immer so gefaßt, gelassen und vernünftig gewesen war. »Doch, das ist durchaus möglich«, räumte er zweifelnd ein. »Aber selbst wenn diese Verlobung stattfindet, kommt Eleanor frühestens nach Ravenstow, wenn sie zehn ist, und die Hochzeit wird sicher erst zwei Jahre später möglich sein, wenn nicht noch später. Außerdem –«
»– außerdem«, unterbrach ihn Heulwen, »liegt Ranulf de Gernons betrunken und schnarchend mit dem Gesicht in seinem Essen, weil Mama ihm puren Ginevra eingeschenkt hat, und alle schicken sich an, zu Bett zu gehen, einschließlich mir. Adam, kommst du?«
Sie trug ein sehr ansprechendes grünes Seidenkleid, das wie die Oberfläche eines Sees schimmerte, und ihr Haar im Licht des Feuers waren zwei schwere, volle Katarakte von warmem, goldenem Rot, die sich an die Kurve ihrer Brüste schmiegten und hinunterreichten bis zum bronzefarbenen Gürtel, der ihre Hüften umgab.
»Wie könnte ich ein solches Angebot ausschlagen?« murmelte
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