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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Schopf seiner besonders edlen Kleidung nach Geoffrey von Anjou selbst ist.«
    Heulwen reckte den Hals.
    »Was hat William le Clito in Angers zu suchen?« fragte Adam und zog die Stirn in Falten. Seine Frage war rein rhetorisch, und die Antwort war bereits bekannt: Er schien sich die Unterstützung des Fürsten Fulke sichern und Unruhe in der Normandie erzeugen zu wollen. Pech für ihn, daß Adam nicht hier war, um ebenfalls seine Unterstützung zu suchen, sondern um einen Preis zu bieten, dem keiner widerstehen konnte. Er berührte Heulwens Schulter. »Geh weg vom Fenster, Liebste«, murmelte er. »Deine Augen fallen dir aus den Höhlen und rollen bis hinunter zum Fluss, und ich will nicht, daß sich der halbe Hof rühmen kann, die Frau des Herolds von König Henry in Unterkleidung gesehen zu haben.«
    »Dafür ist es zu spät.« Sie lachte, war sich aber der Warnung unter seiner leicht hingesprochenen Bemerkung voll bewußt, zog sich vom Fenster zurück und ließ die Jalousien herunter. Zu Hause konnte sie sich benehmen, wie es ihr beliebte, aber hier mußten sie und Adam einen guten Eindruck beim Fürsten von Anjou hinterlassen.
    Der letzte Mann der Kavalkade ritt vorbei. An seiner Seite, verbunden durch Zügel, war ein schöner, reiterloser, gescheckter Hengst. Im Schatten eines Hauseingangs auf der anderen Straßenseite blieb Warrin de Mortimer stehen und starrte auf das Haus des Händlers; dabei prägte er es sich mit brennenden Augen ein.
    ***
    Fulke, der Sohn von Fulke le Rechin, Fürst von Anjou, war ein Mann von mittlerer Größe, mittlerem Körperbau und mittleren Jahren. Er wirkte robust und blühend mit rotgoldenem Haar, das einmal mit dem von Heulwen hätte konkurrieren können, inzwischen aber zu einem weicheren, ingwerblonden Ton ausgebleicht war und auf dem Schädel ausdünnte. Seine Augen, zu beiden Seiten einer wuchtigen, großporigen Nase, waren silbergrau wie Stahl, und ihnen entging nichts. Die Augen waren es, auf die man achten mußte, und nicht so sehr der meist lächelnde, volle Mund.
    Adam erwiderte das Lächeln und blieb zurückhaltend, während er Fulke die Geschenke des Königs präsentierte, einen schönen englischen Wandteppich und einen Becher, dessen Fuß mit Saphiren und geschliffenem Kristall besetzt war. Für Geoffrey gab es ein in Pergament gebundenes Exemplar des Bede, dessen Umschlag mit einem Goldblatt geziert war. Der junge Mann nahm es mit großzügiger Geste entgegen und lächelte, aber nicht so breit wie Fulke, und seine Augen, ähnlich denen seines Vaters, waren nicht nur wachsam, sondern eiskalt.
    Vater und Sohn waren bezaubert von Heulwen. Fulke bat um den Vorzug, sie zu Tisch führen zu dürfen, und gab ihr einen Platz neben sich auf dem hohen Podium.
    »Es macht Euch doch nichts aus, Sir Adam?« fragte er mit gespielter Jovialität den etwas verbitterten Gemahl. »Es kommt nicht oft vor, daß wir durch so schöne Gesellschaft geehrt werden.«
    »Ganz und gar nicht, Sir«, sagte Adam, wobei es ihm sehr viel ausmachte. Nicht, daß er ihr nicht traute, aber sie sah in der Tat so großartig aus in ihrem Hofkleid aus aquamarinblauer Seide, eine Farbe, die zu ihren Augen paßte, und sie war so erfahren im Flirten, daß es ihm immer einen Stich versetzte, wenn er sie am Arm eines anderen Mannes erblickte – eine Erinnerung an frühere, schlechtere Zeiten. Das Gesicht ausdruckslos, nahm er seinen Platz weiter unten an der Tafel ein. Heulwen warf ihm einen kurzen Blick zu, rümpfte boshaft und zugleich schelmisch die Nase, und dann richtete sie alle ihre Aufmerksamkeit auf den Fürsten von Anjou und den jungen Mann, den Henry als Ehemann seiner Tochter vorgesehen hatte.
    Vater und Sohn rivalisierten um ihre Aufmerksamkeit und stapelten die erlesensten Köstlichkeiten auf ihren Teller, bis sie lachte und die beiden bat, damit aufzuhören, weil sie sonst platzen würde, erkannte aber durch ihr Scherzen die Rivalität und fragte sich, ob Adam es ebenfalls bemerkt hatte. Sie warf rasch einen Blick auf ihn, doch er war in ein Gespräch versunken mit dem Prälaten, der neben ihm saß, und schien es nicht mitzubekommen. Sie vermutete, daß er aus Trotz nicht auf sie achtete, und ihre Lippen zuckten in einer Mischung aus Ärger und Amüsement.
    »Heulwen …« sagte ein Nachzügler an der gehobenen Tafel, den sie erkannte, noch ehe er als William le Clito vorgestellt wurde. »Was heißt das?«
    Sie zeigte ihm ein rasches Lächeln. »Es ist das walisische Wort für Sonnenschein,

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