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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ursprünglichen Reiz weitgehend verloren hatte. »Tut mir leid, unser Schiff ist aufgehalten worden. Ich bin doch nicht sehr viel zu spät, oder?« Er berührte den jüngeren Mann mit Vertrautheit an der in vergoldeten Samt gekleideten Schulter. Geoffrey trat zur Seite, die Nasenlöcher gebläht vor beherrschtem Zorn, und betrachtete den Vogel, den Warrin de Mortimer unter dem Arm hatte – einen hübschen schwarzen Hahn, dessen Federn im Licht der Frühlingssonne smaragdgrün funkelten.
    »Glaubt Ihr, dieses armselige Wesen könnte meinen Topaze schlagen?« spottete er.
    »Nennt Euren Wetteinsatz, und wir werden sehen«, antwortete le Clito unbesorgt. »Warrin, setz ihn auf den Boden.«
    Jemand hob Geoffreys Kampfhahn hoch, so daß die Männer erst einmal die Form und den Zustand des schwarzen Hahns begutachten und ihre Wetten überlegen konnten. Der schwarze Vogel schüttelte seine zerrauften Federn, stolzierte ein paar Schritte und streckte sich elegant auf die Zehenspitzen, um ein herausforderndes Krähen hören zu lassen.
    Warrin de Mortimer lehnte sich an die Mauer und rieb sich die Seite, wo ihn die breite, rosafarbene Narbe juckte. Er warf einen Blick auf seinen Schwarzen und wußte genau, daß Geoffreys Vogel gewinnen würde, weil Geoffrey von Anjou immer gewann. Er hatte auch nie am Tisch anderer Männer um Fleisch betteln müssen. Seine Finger blieben direkt auf der Narbe liegen: auch seine Schuld. Er hatte de Laceys Schnelligkeit unterschätzt, hatte vergessen, daß dem ehemaligen Knappen die Jahre der Erfahrung als Ritter zugute gekommen waren, und wegen dieser Fehleinschätzung war er jetzt ein Ausgestoßener im Land seiner Väter, zurückversetzt auf den Stand eines einfachen Hausknappen im Dienste eines Mannes, dessen Glück so verlässlich war wie das Versprechen einer Hure.
    »Willst du nicht setzen, chérie!« Eine Frau hakte sich besitzergreifend bei ihm unter und bewunderte ihn mit schmelzenden braunen Augen. »Ich würde sagen, Lord Williams Hahn gewinnt – er ist größer.«
    Was zeigte, wieviel Heloise vom Hahnenkampf verstand oder von irgend etwas anderem. Ihr Verstand lag zwischen ihren Schenkeln, und das war gar nicht so schlecht gewesen in der vergangenen Nacht. Schade, daß sie tagsüber den Mund so weit öffnen mußte wie ihre Schenkel.
    »Nein«, sagte er mit mürrischem Achselzucken, »ich setze nicht.« in diesen Tagen war das Geld für ihn zu knapp, als daß er es mit Wetten auf den Ausgang von Hahnenkämpfen vergeudete. Sein Vater hatte ihm zwar versprochen, daß er ihm Geld schicken und spätestens bis zum nächsten Weihnachtsfest die Aufhebung seines Banns erreichen würde, dann könnte er zurück auf seine Ländereien, doch weder auf das Geld noch auf die sonstigen Versprechungen konnte er sich verlassen.
    Das Mädchen neben ihm zog eine Schnute und wandte sich von ihm ab. Er fragte sich, ob sie es wert war, daß er ihr den Gefallen tat, und entschied, daß keine Frau es verdiente. Genau an diesem Punkt hob er den Kopf und sah im Durchgang – Heulwen.
    Die Hähne fielen übereinander her in einem klappernden Schlagen bronzefarbenen und schwarzen Gefieders. Schnäbel verletzten. Sporen trafen. Sie tanzten Brust an Brust in der Luft, und auch die Männer waren in Bewegung geraten; und über ihre Köpfe hinweg, ohne auf sie oder auf ihre Kampfhähne zu achten, starrte Warrin de Mortimer auf die Erscheinung und wollte seinen Augen nicht trauen. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Sein Atem wurde unregelmäßig und zitternd, und die Narbe pulsierte an seinen Rippen.
    Die Vögel trennten sich mit weit aufgerissenen Schnäbeln, das Gefieder im Staub hinter sich herziehend, und umkreisten sich, ehe sie wieder aufeinander losgingen. Dunkles Blut tropfte auf den Boden. Warrin stieß seine Hure endgültig von sich und ignorierte ihre nörgelnden Fragen, umrundete den Kreis der wildgewordenen, aufmerksamen Zuschauer und trat hinaus auf die offene Straße.
    ***
    Adam warf einen kurzen Blick auf den Hahnenkampf, mehr vom Geschrei der Menge angezogen als von wahrem Interesse an dieser Art von Sport. Es war der Adel, der sich hier amüsierte, wie er rasch feststellte, denn die Sonne wurde reflektiert von juwelenbesetzten Tuniken, Gürteln und Waffengriffen.
    »Miles – ich meine meinen Bruder, nicht Großpapa – hat einen Kampfhahn besessen«, erinnerte sich Heulwen. »Mama hat die Hahnenkämpfe nicht gemocht. Sie hat ihn jedes Mal ausgescholten, wenn er zu Hause war, aber alle

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