Die Füchsin
ein Lautenspieler sang zwei Heldengesänge und eines der Liebeslieder, wie Herzog William von Aquitanien sie verfasste; sie ließen in ihren Texten ebenso wenig Zweifel übrig wie die Kostüme der syrischen Tanzgruppe.
Die Fingerschüsseln wurden herumgereicht, das Wasser darin war mit Kräutern aromatisiert, und dazu servierte man Obst und Nüsse mit Südwein. Fulke zog sich von der Tafel zurück und ließ sich von einem Pagen in die privaten Räume begleiten; dabei befahl er Geoffrey und Adam, mit ihm zu kommen. Er dankte Heulwen für das Vergnügen ihrer Gesellschaft und küßte ihr Hand und Wange, doch man konnte nicht übersehen, daß es eine Entlassung war. Frauen, wie auch die Unterhaltungseinlagen, waren hervorragende Randerscheinungen, dazu angetan, ein Fest zu vergolden. Sie vertrieben einem die Zeit, doch das war das äußerste, was man von ihnen erwarten konnte. Die Frau eines Herolds hatte nicht die Funktionen des Herolds selbst.
»Es wird schon gut gehen«, sagte sie, als Adam ihren Arm drückte, ein Auge auf dem wartenden Pagen, das andere auf le Clito, der an einem Tisch in der Nähe des offenen Kamins an einem Würfelspiel teilnahm. Als Fulkes Gäste schliefen er und seine Männer hier auf dem Schloß.
»Bist du sicher? Mein Gott, das hat mir gerade noch gefehlt.« Mit gefurchter Stirn schaute sich Adam nach Warrin de Mortimer um und sah ihn noch immer an der Tafel sitzen, den Weinbecher neben sich, der in einer roten Pfütze stand, und auf seinen Knien saß eine schwarzhaarige Frau mit Augen wie dunkle Edelsteine. Sie hatte die Arme um seinen Hals geschlungen, die Finger in seinem Haar, und er war mit seiner Hand auf ihrem Schenkel. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr, aber er hörte nur halb zu; seine Aufmerksamkeit war ganz auf Adam und Heulwen gerichtet.
»Ja, da bin ich sicher.« Heulwen unterdrückte einen Schauer und küßte ihren Mann, verdeckte damit Warrins anklagendes Starren auf sein Gesicht und gewann Sicherheit und Trost aus dem vertrauten, individuellen Geruch ihres Mannes.
Er umschlang ihre Taille und ging mit ihr durch die Halle, um sie in die Obhut seines Leibwächters zu geben, brachte sie zu ihm hin und kehrte erst dann zu dem ungeduldig wartenden Pagen zurück. Warrin de Mortimer übersah er dabei nachdrücklich, war sich aber immer noch bewußt, daß dieser ihn anstarrte, während er langsam den bestickten Oberteil der schwarzhaarigen Frau aufknöpfte.
***
Der Diener schenkte Wein ein, ließ den Krug und einen Teller mit kleinem Marzipankonfekt daneben stehen und verließ unter Verbeugungen den Raum. Einer von Fulkes Hunden ging ein paar Mal im Raum auf und ab, ehe er sich vor dem riesigen offenen Kamin niederließ.
Adam überreichte Fulke das versiegelte Pergament, das sich während der letzten Wochen in seiner Verantwortung befunden hatte, und setzte sich, der Geste des Fürsten folgend, auf einen Stuhl, den ein teppichgewirktes Kissen bequemer machte.
Fulke brach das Siegel, öffnete das Pergament mit seinen kurzen, spatenförmigen Fingern und begann zu lesen. Geoffrey nahm ein Stück Marzipankonfekt und biss entschlossen die Hälfte davon ab. Dann fragte er mit vollem Mund: »Interessant?«
Fulke schüttelte den Kopf, die Stirn gefurcht, nahm das Dokument näher ans Kerzenlicht und begann es von neuem zu lesen. Geoffrey zog eine Augenbraue hoch, warf noch einen abschätzenden Blick auf seinen Vater und achtete von da an nicht mehr auf ihn. Er nahm noch ein Stück Marzipan und warf es dem Hund zu. Das Tier sprang danach und leckte sich die Schnauze. »Kämpft Ihr auf Turnieren, Sir Adam?«
Adam blinzelte und war momentan überrascht. »Gelegentlich und zu Hause, Mylord«, antwortete er vorsichtig.
»Mehr als nur gelegentlich, glaube ich«, widersprach ihm Geoffrey. »Ich habe Euer Schlachtross vorher im Stall gesehen, und als ich mit Eurem Knappen darüber sprach, meinte der, Ihr könntet das Zentrum des Schildes einer Lanzenpuppe bei zehn Versuchen zehnmal treffen.«
Adam schaute auf den Fürsten, der beim Lesen die Lippen bewegte. »Austin übertreibt gern, Mylord.«
»Wir haben für morgen ein Turnier angesagt, die Männer von le Clito gegen die meinen. Es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr daran teilnehmen würdet – natürlich auf meiner Seite.«
Es war soviel wie ein Befehl, auch wenn es so vage formuliert wurde. Hinter der neutralen Maske hielt Adam den jungen Mann für jemanden, der es gewohnt war, zu bekommen, was er wollte, und der vermutlich gefährlich
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