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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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riß ihm mit der Rechten den Dolch aus der Scheide und ging damit auf ihn los. Dabei übersah er ihr Knie, bis es zu spät war, und kippte nach Luft schnappend vornüber, als sie ihn genau in seine empfindlichsten Teile traf. Dann machte sie sich frei und sprang.
    Das schwarze, kalte Wasser schloß sich über ihrem Kopf und durchdrang im Nu ihre Kleidung, die sich voll sog und nach unten zog. Dabei verlor sie den Dolch. Blind und taub kämpfte sie sich an die Oberfläche, hielt sich mit Wassertreten oben, sank wieder ein wenig und hustete, als sie einen Mundvoll von dem Flußwasser geschluckt hatte. Dennoch konnte sie die Umrisse der Werft erkennen und kämpfte sich darauf zu. Ihre Kleidung behinderte sie. Das Wasser war kalt und nahm ihr Kraft, vor allem, als sie es hinter sich plätschern hörte und mit Entsetzen feststellte, daß Warrin ihr in geringem Abstand folgte. Er war ein kräftiger Schwimmer, das wußte sie nur zu gut. Ravenstow lag schließlich am Dee, einem breiten, gefährlichen Fluss, der dennoch für Handelsschiffe benutzt wurde, und ihr Vater hatte darauf bestanden, daß seine Kinder und seine Knappen das Schwimmen lernten. In ihrer Kinderzeit hatte sie es zusammen mit Adam und ihren Brüdern in den Untiefen gelernt, genau wie Warrin.
    Sie kämpfte sich wild auf den Holzsteg der Werft zu, der nicht näher kommen wollte, obwohl er höchstens noch ein paar Meter entfernt sein konnte. Wieder schluckte sie Wasser. Ihre Kehle brannte, schon ehe eine kleine Welle gegen ihr Gesicht schlug und in ihre Nase eindrang. Ihre Fingerspitzen berührten algenbewachsenen Stein, und sie stieß mit den Knien dagegen. Aber sie spürte keinen Schmerz mehr, nur noch Erleichterung, als sie sich hinaufzog auf die regennassen Planken des Docks.
    Eine Hand ergriff ihren Fußknöchel. Sie schrie und stieß heftig danach. Die Hand verlor den Griff, und mit der Kraft der Panik stieß sie sich mit ihrem Körper nach vorn, so fest sie konnte. Sterne platzten vor ihren Augen und beeinträchtigten ihren Blick, aber sie erreichte festen Boden unter den Füßen und begann auf eine Fackel in der Ferne zuzurennen. Ihre Beine fühlten sich an wie aus nassem Strick. In ihrem Kopf dröhnte es wie in einer leeren Halle, hoch, kalt und dunkel.
    Warrin war hinter ihr. Er bewegte sich erschreckend schnell und hatte auch noch genug Luft für Flüche, als er sich ihr näherte. Sie hörte seine Schritte direkt hinter sich, und dann hatte er sie erreicht. Sie wand sich zur Seite, aber er packte sie am Arm und riß sie von den Füßen; in seiner anderen Hand blitzte ein Messer.
    Heulwen sah, wie sich die Klinge auf sie herabsenkte, und schrie mit all der Kraft, die sich noch in ihrem Körper befand, ehe sich die Welt für sie verdunkelte.

D REIUNDZWANZIGSTES K APITEL
    Adam verfluchte den Regen, hoffte, daß der Himmel sich inzwischen allmählich entleert hatte und sich die Wolken bis zur Morgendämmerung verziehen würden. Er ging ins Haus und hängte seinen tropfnassen Umhang an eine Kleiderstange in der Nähe des Feuers. Die Soldaten organisierten sich ihr Lager für die Nacht, doch die Öllampen brannten noch in Erwartung seiner Rückkehr, und auf einem Tisch in der Nähe des offenen Kamins standen eine Platte mit kaltem Fleisch und Obst und ein Krug mit Wein für ihn bereit.
    Adam warf einen Blick darauf, verschmähte jedoch die Mahlzeit. Das Essen an Fulkes Tisch war üppig und stark gewürzt gewesen, der Wein schwer. Wenn auch nicht betrunken, so war er auch nicht ganz nüchtern und hatte keine Lust, die morgige Reise mit heftigen Kopfschmerzen und Sodbrennen zu beginnen.
    Er verließ Sweyn und Austin, die ihre nasse Kleidung vom Körper schälten, und ging wieder hinaus in den strömenden Regen und zur Außentreppe, die in das obere Stockwerk führte. Elswith öffnete auf sein Klopfen die Tür. »Mylady, der Jungfrau sei Dank – ach, Ihr seid es, Lord Adam!« Das Mädchen rang die Hände und schaute ihn mit einer Mischung aus Erleichterung und Betroffenheit an.
    Adam nahm seine Schlinge ab, schnappte sich ein Handtuch und begann sich das Haar trocken zu massieren. »Wo ist deine Herrin?« Er schaute sich im Raum um. Die Reisekisten waren gepackt, alle bis auf einen kleinen Koffer aus Ochsenleder mit ihren persönlichen Dingen, und der Raum war ordentlich, fast so nackt wie eine Mönchszelle.
    »Lady Heulwen ist mit Sir Thierry vor mindestens einer Kerzenlänge zu den Stallungen gegangen. Er hatte sie beschworen, gleich zu kommen, weil

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