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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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jetzt ebenso wenig reiten noch mich anstrengen und herumrennen wie ich imstande wäre, jemanden mit einem Dolch zu töten. Ein Leben ist ein Leben – es sucht sich einen Weg und weiß, daß ich es ihm nicht verwehren kann … O Adam!« Sie klammerte sich an ihn in all ihrem Jammer und ihrer Frustration.
    Er hielt sie in den Armen, versuchte, sie zu beruhigen, war aber selbst viel zu aufgeregt, als daß es ihm hätte gelingen können. »All die Jahre mit Ralph hast du kein Kind getragen«, murmelte er gegen ihr Haar, »und jetzt dies! Gott im Himmel, wir müssen schwer bezahlen für das, was wir uns wünschen, nicht wahr?«
    Heulwen ließ ihren Kopf gegen seine Brust sinken. »Ich war aus eigenem Willen unfruchtbar«, sagte sie, und ihre Stimme war so leise, daß er sich anstrengen mußte, um sie zu verstehen.
    »Wie meinst du das?« Er hielt sie ein wenig von sich, um ihr ins Gesicht schauen zu können.
    Heulwen begegnete seinem Blick, dann glitt der ihre davon. »In den ersten Monaten meiner Ehe mit Ralph habe ich eine Fehlgeburt gehabt. Ich war im dritten Monat, genau wie jetzt, aber ich habe viel Blut verloren dabei, und Judith meinte, wenn ich allzu schnell ein zweites Kind bekäme, würde mich das möglicherweise töten. Sie kennt ebenso viele Medizinen wie eine Kräuterfrau.« Sie zögerte und schaute ihn wieder rasch an. »Wenn ich nicht empfangen habe, lag das an den in Essig getränkten Schwämmchen und an einer täglichen Dosis von Steinsamen im Wein.«
    Adam schaute sie mit offenem Mund an. Er stand an der Schwelle eines Raums, den nur wenige Männer betreten durften, und plötzlich hatte er keine Lust, zu den Privilegierten zu gehören. »Wenn Ralph es gewußt hätte …« begann er unsicher.
    »Dann hätte er mich windelweich geprügelt. Ich glaube, Judith hat es nicht einmal meinem Vater gesagt. Das war das beste, und außerdem hat es nicht immer funktioniert, sonst wäre mein Bruder William nicht hier.«
    Adam biss sich auf die Unterlippe und versuchte, das alles in seiner typischen männlichen Reaktion zu verdauen. »Hast du … Ich meine, hast du jemals –?«
    »– diesen Trick auch bei dir angewandt?« beendete sie den Satz für ihn. »Nein, Adam. Und es war kein schwerer Entschluß für mich, das kannst du mir glauben.« Sie legte ihre Hand auf ihren Bauch, und das Schluchzen blieb in ihrer Kehle hängen. »Mein Gott, ich wünschte, ich hätte es in dieser Nacht getan –«
    »Heulwen, nicht …«
    Man hörte ein diskretes Hüsteln vor dem Vorhang, und Elswith kam herein mit einem Holzbrett, auf dem sich eine Schüssel mit Suppe und ein Stück Brot befanden. Hinter ihr war eine junge Hausmagd mit einem frischen Krug Wein und Kerzen.
    Adam wich nicht von der Stelle. Die beiden Mädchen zögerten, waren offenbar durch seine Gegenwart peinlich berührt. Das war das Reich der Frauen; er entweihte den Altar. Er preßte die Lippen zusammen, schaute Heulwen an, sah, daß sie wieder zitterte, und legte sie auf die Kissen zurück.
    Elswith entfernte den Nachttopf. »Hat sie sich noch einmal erbrochen?« fragte sie ihn leise und schaute ihn betroffen an.
    Adam schüttelte den Kopf und zeigte auf die Flasche. »Es war der Geruch des Aqua vitae.«
    »Bei meiner Schwester war es der Geruch von Käse«, unterstützte ihn das andere Hausmädchen und schien geradezu zu schrumpfen, als ihr Elswith einen strafenden Blick zuwarf, dabei errötete sie bis in den Nacken.
    »Adam, geh nicht weg!« beschwor ihn Heulwen mit erschreckter Stimme, als er Anstalten machte, den Raum zu verlassen, während sie von den beiden Mädchen umrundet wurde.
    »Ich bleibe ja in der Nähe«, beruhigte er sie und drehte sich halb zu ihr um. »Aber es ist vielleicht besser, ich esse im vorderen Raum, damit sich dein Magen nicht wieder beunruhigt. Ich lasse den Vorhang offen, daß du mich sehen kannst.«
    Daraufhin legte sie sich zurück in die Kissen und schaute in die Kerzenflamme, die flackerte, wie das neue Leben in ihrem Körper flackerte, schaute ihren Mann an, der an einem Tisch im Licht saß, und fühlte sich so elend, daß sie am liebsten jeden Augenblick gestorben wäre.

F ÜNFUNDZWANZIGSTES K APITEL
    W ALES
    D EZEMBER 1127
    »Versuch mal dieses«, sagte Renard und reichte Adam ein Stück Gebäck. Er nahm es, schnüffelte argwöhnisch daran.
    »Schon wieder Lauch. Ich komme mir schon bald vor wie eine Stange Porree.« Er biss hinein und stellte fest, daß er sich irrte. Es war großer, weißer Quark darin und eine fast

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