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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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tödliche Dosis Salbei.
    »Schließlich bist du in Wales«, erinnerte ihn Renard grinsend und hielt seinen Becher hoch, damit man ihn wieder mit Met füllte. »Du muß zugeben, dafür ist es sehr gut.«
    »Bis es dir dann in der Nacht im Bauch rumort und du morgens einen schlimmen Kater hast«, erklärte Adam mit geringer Begeisterung. »Übrigens – das Mädchen dort drüben schaut dich dauernd an.«
    »Ich weiß. Glaubst du, sie ist zu haben, oder würde es die Gesetze der Gastfreundschaft verletzen, wenn ich einen Versuch unternehme? Ich möchte mich auf keinen Fall danebenbenehmen: kein Betasten der Frucht, um zu sehen, wie reif sie ist.« Seine Augen funkelten vor fröhlichem Spott. Renard konnte man nicht als gutaussehend im klassischen Sinn bezeichnen wie seinen Vater. Seine Züge waren noch nicht ausgereift, aber wenn sie durch Lachen oder starke Gefühle bewegt wurden, ließ ihn das attraktiv genug aussehen, daß sich die Leute – vor allem natürlich die Frauen – nach ihm umdrehten oder zweimal hinschauten. Der schwere rote Samt mit dem Goldbesatz stand ihm gut, und der breite Wolfspelzkragen seines Umhangs entsprach dem Kieselsteingrau seiner Augen.
    Renard war hier in Wales, in der Halle der Burg von Rhodri ap Tewdr, um seinen Vater zu vertreten bei Rhodris Hochzeit mit der Tochter eines benachbarten walisischen Lords. Der Waffenstillstand schien zu funktionieren, und daher war auch Adam zu dem Fest gekommen. Ohne die politische Notwendigkeit wäre er in Thorneyford geblieben, an der Seite von Heulwen. Sie war jetzt sehr nahe an ›ihrer Zeit‹, »dick wie ein gestrandeter Wal«, hatte sie betrübt gesagt an dem Morgen, als er sie verließ. Aber Judith war bei ihr, um der Geburt beizuwohnen, und Dame Agatha. Sie hatte die bestmögliche Fürsorge; dennoch machte sich Adam Sorgen.
    In den vergangenen sechs Monaten hatte er irgendwie den Mut gefunden, sich den Stürmen zu stellen, aber manchmal, in der Stille der Nacht, wenn er hörte, wie sich Heulwen herumwarf und stöhnte, oder wenn er sie festhielt, während sie weinte, starrte er ins Dunkel und fühlte, daß er von einer namenlosen Angst erfüllt war. Heulwen hielt ihn für stark, stützte sich auf diese Stärke, bezog sogar Kraft daraus, und gerade das machte ihm angst. Wenn das Kind blondes Haar und blaue Augen hatte – was natürlich auch ohne Warrins Vaterschaft möglich gewesen wäre – hätte er nicht gewußt, ob er genügend Kraft besaß oder daran zerbrach … Er trank, ohne hinzusehen, einen zu großen Schluck Met, so daß etwas davon auf seine Tunika tropfte, und fluchte.
    »Nicht ich bin es, der morgen früh einen Kater haben wird«, bemerkte Renard mit einem flüchtigen Grinsen.
    Adam schaute ihn mit gefurchter Stirn an. »Nur weil du bei den Walisern deine lockere Zunge im Zaun halten mußt, brauchst du nicht zu denken, daß du sie bei mir Spazierengehen lassen kannst!« fuhr er ihn an.
    Renard sog die Wangen ein und schaute Adam abschätzend an. Er fragte sich, ob er eine Bemerkung über dessen schlechte Laune und ihre vermutete Verbindung zur bevorstehenden Mutterschaft von Heulwen machen sollte, entschied sich aber dagegen. Die Waliser würden es sicher nicht gern sehen, wenn sich ihre normannischen Gäste bei ihrem Fest in die Haare kriegten. »Entschuldige, Adam«, sagte er und ließ es schuldbewusst klingen.
    Adam massierte sich den Nacken. »Nein, ich sollte mich entschuldigen, Junge. Mach dir nichts draus. Ich bin momentan keine gute Gesellschaft.«
    Renard hielt den Becher mit Met. »Heulwen ist stark wie ein Bulle. Ich weiß, du glaubst, daß ich das nur sage, um dich zu beruhigen, aber es ist wahr, und ich sollte es wissen; schließlich habe ich nicht nur einmal ein paar Ohrfeigen bekommen von ihr.« Er lächelte Adam zu, doch der zeigte nur zusammengepresste Lippen.
    »Entweder du wechselst das Thema, oder du hältst den Mund«, stieß Adam dann mit leiser Stimme hervor, wobei er seine Aufmerksamkeit auf die energischen Schritte der Tänzer richtete, die um das Feuer stampften.
    Renard zuckte mit den Achseln. »Also schön. An Pfingsten heirate ich das Kind von Hugh de Mortimer, Gott steh mir bei. Papa und Sir Hugh sind gerade dabei, die Einzelheiten und Bedingungen auszuhandeln.«
    Adam biss sich auf die Zunge. Renard konnte nicht wissen, daß allein die Erwähnung des Namens von de Mortimer wie eine Wunde in seinem Leib brannte. »Meine Gratulation« war alles, was er herausbrachte, nach einem Schluck

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