Die Füchsin
einen Becher mit Wein in der Hand.
»Und wenn du sie nicht beherrschst, machst du dich zudem noch zum größten Narren«, ergänzte Adam. »Warum ist er überhaupt hier? Du hast ihn sicher nicht eingeladen?«
Guyon knurrte erneut zornig. »Ich – keineswegs. Er ist auf dem Weg nach Chester und hat ein Dach und Gastfreundschaft gesucht auf dem Weg dorthin. Daß es gerade der Tag von Renards Verlobung ist, war ein unglücklicher Zufall.« Er schaute Adam nachdrücklich an. »Obwohl ich nicht glaube, daß die Suche nach einer Unterkunft für die Nacht sein einziges Motiv war.«
»Nein?«
»Sein Vater will wissen, was wir unternehmen angesichts der illegalen Heirat zwischen Mathilda und Geoffrey von Anjou, und Ranulf spielt den Bluthund für ihn.«
»Illegal?«
»Ach, spiel doch nicht den Ahnungslosen!« fuhr ihn Guyon ärgerlich an. »Du weißt genau, was ich meine. Vor achtzehn Monaten in Windsor wurde uns ein Mitspracherecht bei Mathildas Entscheidung über einen Ehemann eingeräumt, und dieses Recht ist völlig missachtet worden. Wie üblich hat Henry hinter unserem Rücken Pläne geschmiedet, um seine eigenen Ansichten durchzusetzen.«
Adam fühlte, wie seine Wangen zu brennen begannen. »Und was wirst du tun? Die Ehe annullieren lassen und einen Krieg anzetteln? Und wen willst du an Geoffreys Platz sehen? Vielleicht Ranulf de Gernons?« Seine Stimme war hart. Er schloß rasch den Mund.
Guyon trank einen Schluck Wein und zog die Brauen hoch, als er Adam anschaute. »Ich bin kein unerfahrener junger Hund, der eine falsche Fährte anbellt. Wenn die Wahrheit bekannt wird, möchte ich weder auf der einen noch auf der anderen Seite stehen. Du hast von dieser Heirat gewußt, nicht wahr?«
Adam stieß die Luft aus und strich sich das Haar aus der Stirn. »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich, »aber ich hätte nicht so mit dir sprechen sollen. Es ist nur, daß Heulwen und ich gerade eine Meinungsverschiedenheit hatten, und ich bin noch etwas aufgebracht. Ja, ich habe es gewußt, und um meiner Ehre willen, die mir weiß Gott wie ein Mühlstein um den Hals liegt, konnte ich es dir nicht sagen.«
Guyon schnitt eine Grimasse. Er kannte König Henry und wußte, was er mit der Ehre seiner Männer alles anstellte. »Ist Geoffrey von Anjou auch ein Mühlstein?«
»Er hat die Fähigkeit, seine Frau zu regieren, ebenso wie uns alle, wenn man ihm eine Chance gibt. Gut oder schlecht, ich kann es nicht sagen. Mit Gottes Willen zeugt er mit Mathilda Söhne, die dann ihren Großvater ablösen, wenn es an der Zeit ist.«
»Es hat sehr viel böses Blut gemacht«, sagte Guyon und trank seinen Wein aus. »Henry hat damit vielleicht sein Problem auf der anderen Seite des Kanals gelöst, vor allem, da William le Clito das einzig Ehrenvolle getan hat und sich in Flandern hat erschlagen lassen, aber was England betrifft, so bin ich mir nicht sicher. Viele von uns sind stärker isoliert auf unserer Insel, als uns gut tut.« Er schaute Renard und Harry und einer Gruppe lachender junger Männer zu, die in Richtung Turnierplatz gingen. Harrys Stimme klang wie ein knarrendes Garagentor; sie war kurz davor zu brechen. Plötzlich kam er sich alt vor.
Adam hatte sie beobachtet. Guyon legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wenn du mit meiner Tochter gestritten hast, würde ich mich an deiner Stelle vielleicht darum kümmern. Wenn du jetzt zu meinen anderen Söhnen gehst, machst du es nur schlimmer für später.« Seine Miene sprach von Erfahrung.
»Leichter gesagt als getan.«
Guyon grinste und gab ihm einen Schubs. »Komm schon …« Und dann, als Adam noch zögerte, zurückhaltend: »Das Baby entwickelt sich gut. Der kleine Miles hat die Augen von Heulwens Mutter, aber er sieht ganz dir ähnlich. Wölfe bringen nur Wölfe zustande, ein dunkler Spruch, den das Mädchen meiner Frau oft sagte, wenn sie deine Wiege schaukelte.«
Adam schaute ihn scharf an, dann lachte er zwischen den Zähnen. »O Gott!« stieß er aus. »Normalerweise brauche ich nicht den Wink mit dem Zaunpfahl, aber heute hat man mir das Holz schon mehrfach über den Schädel gehauen.«
Guyon schaute ihn überrascht an. »Wieso?«
»Ach, nichts.« Adam schüttelte den Kopf und lächelte immer noch, dann ging er einen Schritt auf die Frauen zu.
De Gernons konnte den schwarzen Hund nicht mehr an der Leine halten, und mit einem Knurren riß sich der Hund frei und sprang im Garten hemm, schoß schließlich unter die Schar der Frauen und griff Williams Hund an. Die
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