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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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einen Kloß in ihrer Kehle hinunter. Sie war nicht sicher, was Adam gegenüber Miles empfand. Als sie ihn in ihrem Schoß getragen hatte, war sie besorgt gewesen, sie selbst könnte ihn ablehnen, doch nach den ersten schwierigen Augenblicken waren ihre Zweifel verflogen. Er war hilflos und hing allein von seiner Mutter ab. Das Gefühl, ihn an ihrer Brust zu haben, erfüllte sie mit Liebe, ein zu mächtiges Gefühl, als daß man es mit dem Verstand erfassen konnte. Adam war ihm körperlich nicht so nahe, für ihn war es nicht so leicht, das Kind körperlich an sich zu binden, und es nagte immer wieder an ihr, daß sie Adams äußerliche Gelassenheit nicht ergründen konnte und durfte, um zu sehen, was darunter lag. Er hatte Miles offiziell als seinen Erben anerkannt, aber manchmal fürchtete sie, er hatte es nur ihretwegen getan und nicht wegen des Kindes – er hatte getan, was richtig war, und nicht, was er sich persönlich gewünscht hätte.
    Ihre Gedanken machten ihr Angst. Sie fragte rasch: »Hat Papa etwas zu dir gesagt über die Hochzeit der Kaiserin?«
    Adam wandte sich vom Fenster ab und kam zurück in den Raum. »Nein. Guyon ist mir aus dem Weg gegangen, hat alle Worte, die er sagen wollte, hinuntergeschluckt, und er weiß natürlich, daß er sie nicht aussprechen kann, ohne daß zwischen uns ein Riß entsteht. Ich schätze, wir kommen dennoch bald dazu – ich meine, zu einer Diskussion, nicht zu einem Riß.« Er näherte sich der Tür. Heulwen folgte ihm, hielt noch kurz vor dem Spiegel und glättete ein paar Falten ihres Kleids und setzte dann das Diadem mit dem Schleier auf. Adam blieb neben ihr stehen. Miles streckte ein plumpes Händchen nach dem Glas des Spiegels aus und lachte in sich hinein.
    »Er sieht aus wie du«, sagte sie leise. »Adam, er ist dein Sohn, ich weiß es.«
    Miles' Hand zitterte und zerstörte damit das Spiegelbild. Einen Moment lang stand Adam schweigend da, beobachtete im Spiegel das Baby, den Mann und die Frau: das eine freudig und unschuldig, die beiden anderen auf Messers Schneide balancierend. »Glaubst du, es ändert etwas daran, ganz gleich, was ich in diesem Spiegel sehe?«
    Heulwen schluckte. Seine Stimme war sanft, aber sie machte ihr Angst. »Vielleicht doch«, sagte sie mit trockenem Mund und sah, wie sich sein Kinn nach vorn schob, wie sich seine Augen verengten, genau, wie sie es auf dem Turnierplatz gesehen hatte. »Adam …«
    »Sag jetzt nichts mehr«, unterbrach er sie immer noch sanft, legte ihr Miles in die Arme, ging hinaus und ließ sie allein zurück.
    Heulwen senkte den Kopf, mit brennenden Augen, und küßte das zerwühlte, schüttere Haar ihres Sohnes. Ohne daß es ihr bewußt war, hatte sie Adams Ehre verletzt, und sie grub die Grube nur noch tiefer, wenn sie ihm jetzt nachging und versuchte, es ihm zu erklären. Sie kannte inzwischen diesen Blick von ihm.
    Schniefend wischte sie sich die Augen an dem umgedrehten Ärmel ihres Kleides ab, nahm Miles an die Hüfte und ging langsam nach unten.
    ***
    Im Garten roch es nach Gras und dem würzigen, pfeffrigen Duft der Levkojen. Bienen flogen von Blüte zu Blüte. Karpfen blinzelten faul, als die großen Fische dicht unter der Oberfläche des Teichs auf der Jagd nach Maifliegen dahinschwammen. Der Himmel war strahlend blau.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Adam seine Frau, wie sie sich zu den anderen Frauen begab und Miles bäuchlings auf ein dickes Schafsfell legte. Der Säugling kaute an einem Ball aus weichem, buntem Leder, und die Frauen gurrten über ihm und machten großes Aufsehen. Wie von einem Magnet angezogen, verließ Eleanor die Seite ihres Vaters, um sich neben den Kleinen zu kauern.
    Zwei Diener trugen ein paar Tische vorbei, auf denen sie Essen und Getränke servieren wollten. Adams Blick traf sich mit dem von Heulwen, dann wandte er sich rasch ab. Es war ihm wirklich egal, hatte er sich tausendmal gesagt, und tausendmal waren die Zweifel gekommen, und sie hatte es deutlich bemerkt. Er war wütender auf sich als auf sie. Ranulf de Gernon führte seinen Hund vor. Mit glatten Muskeln und glänzendem Fell zerrte das Tier an der Leine und knurrte bösartig Brith an, Williams' wesentlich kleineres Windspiel.
    »Er hat das größte Pferd, den größten Hund und das größte Maul – doch das schafft ihm trotz alledem nicht den Respekt, den er gerne hätte«, sagte Guyon lässig aus dem Mundwinkel, als er neben Adam trat, unten bei den Rosenbüschen, die an den Mauern emporkletterten. Er hatte

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