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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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dazu. »Ich weiß. Den jungen de Lacey. Eadric hat es mir gesagt, als ich hinunterschaute in die Wachstube. Wenn ich meine alten Knochen lange genug ausgeruht habe, möchte ich mich wieder in einen Sattel setzen und hinüberreiten nach Thorneyford, um ihn willkommen zu heißen.« Er sah sie mit seinen klugen Augen an. »Wirst du mir sagen, was daran falsch sein soll?«
    »Großvater, ich habe mit Adam gestritten«, sagte sie in kleinlautem Ton und schluckte, wobei sie an das Ereignis vom vorvorigen Abend dachte. Sie hatte ihn in den Söller gebeten, hatte ihm ihr Dilemma aufgedrängt, und als sein Mitleid zu etwas Gefährlicherem geworden war, hatte sie wie ein wildes Tier reagiert, das sich aus einer Falle befreien wollte. Schlimmer noch, sie hatte ihm Vorwürfe gemacht, als sei alles seine Schuld gewesen, obwohl sie wußte, daß davon nicht die Rede sein konnte. Ihr eigener Körper hatte rasch und heftig auf sein Verlangen reagiert, und als sie ihm dann weglief, da war sie eigentlich vor sich selbst weggelaufen. Den ganzen nächsten Tag hatte sie eine Migräne vorgegeben, um nicht hinunterkommen zu müssen in die Halle, und Adam hätte ohne persönliche Aufforderung nicht hinaufkommen können. Er hatte darum gebeten, mit ihr sprechen zu dürfen, und sie hatte ihre Zofe Elswith geschickt, die ihm mitteilte, daß sie sich nicht wohl fühlte. Er hatte den Wink verstanden, seine Männer zusammengerufen und war weggeritten, und das Schweigen, das er zurückließ, wog so schwer auf ihrem Gewissen, daß sie es nicht ertragen konnte.
    »Daran ist nichts Neues, wenn ich mich an eure Kinderzeit erinnere«, sagte Miles schlau.
    William kam dahergehüpft. Heulwen öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Das Kind legte eine Pause ein, um zu Atem zu kommen, und bedachte sie mit einem etwas boshaften Lächeln. Der jüngste Sohn ihres Vaters hatte eine Fülle blauschwarzer Locken, grünblaue Augen wie sie selbst und ihr Großvater und eine Knochenstruktur, die ihm bis ans Ende seines Lebens nützlich sei würde.
    »Heulwen, darf ich mir Gwens kleine Hundekinder ansehen?« Er machte eine bittende Miene und sah dabei fast so seelenvoll aus wie die Hündin Gwen selbst, so daß sie nicht umhin konnte und lachen mußte. »Papa ist in der Stadt, um mit den Händlern zu sprechen, und Mama hat in der Molkerei zu tun. Eric meinte, ich sollte dich erst fragen.«
    Sie zerwühlte sein Haar. »Dann geh, aber sei vorsichtig und komm ihr nicht zu nahe. Sie ist entschlossen, ihre Welpen mit Zähnen und Klauen zu schützen.«
    »Ich versprech' es dir. Mama sagt, ich kann einen davon haben, wenn sie groß genug sind, um von Gwen weggehen zu können. Ich weiß schon, welchen ich möchte: den scheckigen mit den weißen Pfoten. Ich möchte ihn Brith taufen.«
    Heulwen fühlte einen Stich der Erinnerung an die ernste Begeisterung der Kinderzeit, die leidenschaftliche Freude an den kleinen Dingen, das glückliche Missachten größerer Zusammenhänge und die kindlichen Tragödien, die vergessen sind, sobald man die Tränen darüber weggewischt hat. William lächelte wieder, schaute auf zu ihr und bot sein Gesicht zum Kuß an, umarmte sie kurz, aber heftig, das Holzschwert immer noch in der Hand, und lief dann die Halle entlang.
    »Und Judith macht sich Gedanken über Renard und die Frauen!« Miles lachte. »William wird ihn hundertfach übertrumpfen, wenn die Zeit gekommen ist. Ich bin froh, daß ich nicht mehr hier bin, wenn da einmal die Funken fliegen.«
    »Sag das nicht!« Ihr Ton war scharf.
    »Es ist die Wahrheit, Mädchen, und wir beide wissen es. Ich lebe in einer geborgten Zeit, und wenn ich gehe, werde ich froh sein darüber.« Er lehnte sich zurück in dem schweren, geschnitzten Eichenholzsessel und legte seine Finger gegen die Lippen. Seine Augen waren immer noch kühn, seine Stimme war fest und schwankte nicht wie so oft bei älteren Menschen, aber seine Miene konnte Heulwen nicht die Müdigkeit verhehlen, die sich in seinem Inneren ausbreitete.
    In diesen Tagen war er nicht mehr zu längeren Energieausbrüchen fähig und mußte seine Kräfte einteilen. Er war immerhin einundachtzig, ein Alter, das nur wenige erreichten, und langsam, aber unweigerlich begann sein Körper sich seinem Willen zu versagen.
    »Also dann«, sagte er gemütlich, »was ist mit diesem Streit? Kann die Sache nicht geschlichtet werden?«
    Erst zögernd, dann mit zunehmender Leidenschaft berichtete ihm Heulwen die Geschichte, wobei sie nur die Einzelheiten über das

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