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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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sich zu ihr um, ein blankes, steifes Lächeln auf dem Gesicht. Seine Hand trennte sich von Lyards Hals und fiel zur Seite. »Ja, das wollte ich.«
    »Kommst du nicht mit hinein in die Halle?«
    Er zögerte. Sie sah, wie sein Zögern mit seiner Höflichkeit kämpfte. Seine Augen waren wachsam, sein Gesicht die Maske seiner früheren Ankunft, alle Emotionen beherrscht und verborgen. Ralph war genauso gewesen, nur daß er eine Maske ständigen Lachens getragen hatte. Die anderen Männer lachten mit ihm – auch die Frauen, und sie kamen nie unter diese erste Schicht. Sie schauderte, nicht nur, weil ihr der Wind in die Kleider fuhr.
    Adam gab Lyards Zügel Eadric in die Hand, neigte dann den Kopf in Resignation und folgte ihr durch die vordere Halle. Eine Frau kam auf sie zu und stellte eine Frage im Hinblick auf die geschlachteten Schweine, die jetzt zerlegt wurden. Adam hielt inne und schaute sich um: Ein Hauptmann drillte seine Männer, Speerspitzen kratzten auf dem Kies und klickten in hölzerner Symmetrie, ein Wald von Stangen, entsprechend den gebellten Befehlen. Die Magd ging, nachdem Heulwen ihr Anweisungen gegeben hatte. In der Nähe des Eingangs spielten zwei kleine Jungen mit Murmeln. Einer von ihnen hob den Kopf und warf einen klaren, blau-grünen Blick auf die Schwester und ihren Besucher.
    »Warum bist du nicht bei deinen Lektionen?« fuhr ihn Heulwen scharf an. »Wo ist Bruder Alfred?«
    »Mit Papa in die Stadt gefahren.« William schnitt eine Grimasse. »Wir haben unsere Lektionen erst am Nachmittag.«
    Seine Augen richteten sich wieder auf Adam und fixierten die reich verzierte Schwertscheide und den ähnlich geschmückten Griff.
    Heulwen blickte auf Adam. »William war nicht hier, als du uns das letzte Mal besucht hast«, bemerkte sie, und dann, zu dem Kind: »William, das ist Adam de Lacey, mein Stiefbruder, sozusagen. Ich glaube nicht, daß du dich an ihn erinnerst.«
    Adam bückte sich und hob eine der glatten, runden Steinmurmeln auf, das Gesicht ausdruckslos. Er war sich wohl bewußt, daß sie das mit Absicht gesagt hatte.
    »Kann ich mir Euer Schwert ansehen?« fragte William ungeniert, den Blick voller Verlangen. Nachträglich fiel ihm das »Bitte« ein.
    Adam ließ die Murmel gegen eine größere prallen, die in der Nähe der Wand lag. Er hörte das Krachen von Stein auf Stein und schloß kurz die Augen, die Fäuste auf den Knien geballt. Dann stand er auf und lächelte hinunter, bevor er die Waffe aus ihrer fellbesetzten Scheide zog.
    »William, du sollst nicht so –«
    »Er ist ganz in Ordnung«, unterbrach Adam mit beiläufiger Stimme, die seine steigende Anspannung verbarg. »Ich war in seinem Alter auch scharf auf das Schwert deines Vaters – genau gesagt, auf jedes Schwert, weil sie echt waren, während meines nur aus Holz oder Walfischknochen bestand.«
    William nahm es verehrungsvoll entgegen. Seine kleine Hand schloß sich um den ledergefaßten Griff, und er hielt das Schwert so ins Licht, daß es bläulich funkelte. Im Blatt, weiter unten, befand sich die ziselierte lateinische Inschrift O Sancta, mehrmals zu einem dekorativen Muster wiederholt. Der Knauf war ein unregelmäßiger Halbkreis aus eingelegtem, polierten Ahornholz. »Papa meint, ich kann nächstes Jahr selbst ein richtiges Schwert haben«, erklärte William eifrig.
    »Mit einem richtig abgestumpften Blatt, ja«, fügte Heulwen hinzu. »Du richtest schon genug Unheil an mit dem einfachen Holzschwert, das du jetzt hast!«
    Adam lachte. »Das kann ich mir denken!« Sanft, mit mehr als nur einem Hauch des Verständnisses, nahm er dem Kind das Schwert wieder ab, steckte es in die Scheide, strich dem Jungen die schwarzen Locken aus der Stirn und ging dann mit Heulwen hinein in die Burg.
    Sie schickte eine Dienerin, die ihm Glühwein bringen sollte, und bot ihm einen Sessel auf dem Podest in der Nähe einer Holzkohlenpfanne an. Er öffnete die Schließe seines Umhangs und warf ihn auf den Tisch, dann legte er das Schwert in der Scheide darüber.
    »Möchtest du dich entwaffnen?« Heulwen deutete auf sein Kettenhemd, während er die Beine ausstreckte, um sich zu wärmen.
    Er schüttelte den Kopf. »Danke, ich bin nur kurz vorbeigekommen. Ich halte dich nicht lange auf.«
    Heulwen biss sich auf die Lippe und senkte den Blick; sie wollte sich entschuldigen für die Art und Weise, wie ihr letztes Gespräch geendet hatte, wußte aber nicht, ob eine Versöhnung in ihrem Interesse lag. Die weißglühende körperliche Anziehung, die

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