Die Füchsin
Spott.
»Warrin?« Sie ließ das Nadelkissen los und hob die Hände, um den Sitz ihres Schleiers und die Ordnung ihrer Zöpfe zu überprüfen.
»Falsch geraten«, sagte er fröhlich und kam weiter herein in den Raum. Dann, nachdem er sich den Rest den Kuchens in den Mund gestopft hatte, bückte er sich vor dem offenen Kamin und hob einen Welpen auf. Der kleine Hund wand sich vor Vergnügen und versuchte ihn begeistert mit der rosa Zunge zu lecken. »Adam de Lacey.«
Heulwen war leicht errötet beim Gedanken an Warrin de Mortimer. Jetzt schwand ihre Farbe, und ihr Gesicht wurde kalkweiß. Die Hände fielen nervös von den Zöpfen. »Adam?« wiederholte sie schwach. »Warum will er mich sprechen?«
Renard zeigte ihr ein spöttisches Grinsen, dabei hielt er den Kopf schief, um den Liebkosungen des Welpen zu entgehen. »Vielleicht will er dich wieder um Mitternacht im Söller treffen«, gab er zu überlegen.
»Renard!« fuhr ihn seine Mutter an, wandte sich an ihn und warf ihm einen Blick von äußerster Ungnade zu. »Wenn du in der Zeit, wo du deine freche Zunge schärfst, deinen Verstand schärfen würdest, wärst du als kluger Bursche zu beneiden.«
»Entschuldigung«, sagte er mit dem Vergnügen dessen, dem es nicht im mindesten leid tut und der weiß, daß er unschwer wieder in Gnade fallt dank seines beträchtlichen Charmes. »Er bringt dir deine Pferde. Sagt, daß du sie in Windsor verkaufen wolltest. Außerdem wirst du ihm früher oder später doch begegnen müssen.« Er hielt den Welpen in der Armbeuge wie einen Säugling, kitzelte ihn an seinem rosa Bäuchlein und ging dann hinüber zum Nähtisch, um mit müßigem Interesse einen Blick auf die Bemühungen seiner Mutter zu werfen.
Sie blickte mit gefurchter Stirn zu ihm hoch. Er überragte sie bei weitem. Aber auf dem Gesicht des werdenden Mannes waren noch die Züge der Kindheit zu erkennen. In der dünnen, ausrasierten Linie seines Oberlippenbarts waren Krümel zu sehen. Der scharlachrote Samt würde ihm sehr gut stehen. Er war hochgewachsen wie Guyon und dunkel, mit den grauen, rauchigen Augen seines königlichen Großvaters. Außerdem verfügte er über die lockere Zunge seines Vaters, zu der ein völliges Fehlen von Taktgefühl kam, was freilich bei einem Jungen in diesem Alter nicht verwunderlich war.
Renard küßte ihre Wange und schaute dann hinüber zu seiner Halbschwester, mit funkelnden Augen. »Willst du mich hinunterschicken mit der Botschaft, daß du ihn nicht empfangen kannst, weil du zu sehr mit Nähen beschäftigt bist?«
Die Vorstellung, was Renard zu ihm sagen mochte, trieb Heulwen von der einen Panik in die andere. Sie legte die Nadelarbeit mit Bedacht zur Seite und widerstand der Versuchung, sie in ihren Bruder selbst zu stecken statt in seine neue Tunika. »Nein, Renard, das wäre auch gelogen, und außerdem freue ich mich, ihn zu sehen. Ein Missverständnis muß noch nicht der Anlass für eine lebenslange Feindschaft sein.« Dazu weitete sie die Augen spöttisch. »Was, glaubst du, ist im Söller geschehen? Aber wie ich deine Phantasie kenne, kann ich mir die Frage sparen. Der Hund hat dich gerade nass gemacht.«
»Was?« Renard schaute nach, fluchte, setzte den Hund ab und begann seine Tunika auszuziehen, während ihm seine Mutter Vorhaltungen machte über die Flüche, die er dabei ausstieß. Heulwen suchte inzwischen das Weite.
Es war albern, solche Angst zu haben, dachte sie, als sie die Turmtreppe hinunterlief und gleich danach die große Halle betrat. Albern auch, sich so nervös zu fühlen. »Er ist doch mein Bruder«, sagte sie zu sich und wünschte, daß es wahr wäre, doch das war für alle Zeiten vorbei, vertrieben durch den Anblick des muskulösen Kriegers in der Badewanne. Nein, fügte sie hinzu, es war nicht ganz so albern, in Panik oder Angst zu geraten, wenn sie dem Mann gegenüberstand.
Adam war draußen auf dem Hof und sprach mit Eadric; er hatte den Pelzumhang von den Schultern genommen, und das kalte Sonnenlicht wurde von seinem Kettenhemd und der verzierten Gürtelschnalle seines Schwertgürtels reflektiert. Der Pferdeknecht hielt Sorcerer und Jester; Adam selbst hatte die Zügel von Lyard in der Hand, und während er mit dem Diener sprach, liebkoste seine freie Hand den Hals des hellen Fuchses, dessen Fell jetzt im vollentwickelten Winterhaar dicht geworden war. Heulwen atmete tief ein, nahm ihren Mut zusammen und ging über den Vorhof, um ihn zu begrüßen.
»Du wolltest mich sprechen, Adam?«
Er drehte
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