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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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ich das als eine Täuschung betrachten, eine Tarnung ihrer wahren Gefühle. Und wenn sie dich ablehnt und dir böse Worte ins Gesicht spuckt, hab Geduld, das geht vorüber.«
    Adam wandte sich ab, aber in ihm kämpften die von Miles geweckten Hoffnungen mit seinen Befürchtungen. Was auch immer, Warrin de Mortimer hatte sich zweifellos eines Mordes schuldig gemacht. Er wußte vermutlich auch von dem Silber in Ralphs Schatulle und hatte beschlossen, es zu dem seinen zu machen, indem er die Frau heiratete, die er selbst zur Witwe gemacht hatte.
    »Ich lasse dich jetzt allein, damit du darüber nachdenken kannst«, sagte Miles und stieß sich aus dem harten Stuhl mit der hohen Lehne hoch. »Ich möchte das Mädchen versorgt sehen, bevor ich sterbe, also solltest du dich etwas beeilen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dich küssen oder umbringen soll.« Adam schüttelte betrübt den Kopf.
    »Spar dir den Kuß für Heulwen auf und das Töten für eine Gelegenheit, bei der es besser angebracht ist«, riet ihm Miles mit ernster Stimme, und mit vom langen Sitzen steif gewordenen Beinen humpelte er aus dem Raum.
    Adam starrte auf den Bogengang, unter dem er verschwunden war, und erhob sich langsam, einen nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht. Seine Gedanken waren weit weg, und es kam ihm vor, als bewegten sie sich auf einem Drahtseil. Nach einer Weile wurde ihm klar, daß sich das Seil über eine Schlucht spannte, die sich in eine Ferne erstreckte, welche er nicht sehen konnte – vielleicht war es die Unendlichkeit? –, und daß dahinter und darunter die Dämonen der* Feigheit und der Selbstzweifel lauerten. Er wußte, daß er nur vorwärts konnte und nicht zurück. Nachdem ihm das klar geworden war, schien ihm seine Bürde plötzlich leichter geworden zu sein. Er richtete sich auf, streckte die Schultern mehr zurück, als mache er sich auf einen Schlag gefaßt, verließ den Söller und rief nach Austin und Sweyn.

Z EHNTES K APITEL
    Unten im Süden hatte sich der Schnee zu Regen gemildert, wenn milder das richtige Wort war für die bitterkalten, fast gefrierenden Tropfen, die in die Augen stachen, solange man sie nicht auf die verschlammten, abfallübersäten Straßen richtete. Wenn man sie dennoch zwischen den einzelnen Böen hob, sah man die Flaggen und Wappenschilder, welche die Balkone der Reichen zierten, und die immergrünen Büsche vor jedem Ale-Haus, das die derzeitig zahlreichen Besucher Windsors anlockte. Der Hof war hier, um Weihnachten zu feiern, nicht nur der übliche, ständige Hof, sondern fast ein jeder königliche Kronvasall, eine Schar geringerer, aber nicht weniger wichtiger Adeliger, der hohe Klerus und David, der König von Schottland, mit seiner gesamten Begleitung – sie alle waren bereit, auf König Henrys Tochter, die Kaiserin-Witwe Mathilda, den Treueid als zukünftige Thronfolgerin zu leisten.
    Heulwen zitterte und versuchte, sich tiefer in die Falten ihres Umhangs zu kuscheln, als der Wind ihre Kleidung aufplusterte und ihr den Regen ins Gesicht trieb. Sie kämpfte, um ein Interesse zu heucheln für die Stoffballen, die zu ihrer Besichtigung auf der Theke des Händlers ausgebreitet waren. Pflichtgemäß betastete sie das feine, gebleichte Leinen und rieb es zwischen den Fingern, stimmte zu, daß es ideal geeignet war für Hemden und Wäsche, und versuchte, nicht zu lächeln, während die Bahnen gemessen und abgeschnitten und zusammengerollt wurden.
    »Und jetzt«, sagte Judith mit einem Ton der Befriedigung, wobei sie den Blick auf die Stoffballen des Händlers hielt, »kommt dein Hochzeitskleid dran. Wie wär's mit dem grünen Samt dort drüben?«
    Beflissen brachte der Händler den bezeichneten Ballen.
    »Ich weiß nicht. Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht.« Heulwen zitterte, und ihr Gesicht war verkniffen und blaß.
    »Aber in Gottes Namen, dann tu es jetzt!« fuhr Judith sie an mit der Verzweiflung, die davon kam, daß sie schon den ganzen Morgen auf dem Markt gewesen war mit einem Mädchen, das sich für nichts interessierte. »Heulwen, du wirst dich morgen verloben und an Lichtmess heiraten. Du hast nicht mehr die Zeit, jetzt noch ewig herumzutrödeln.«
    »Entschuldige, Mama. Aber mir ist kalt, und ich bin so gar nicht in Stimmung«, entschuldigte sich Heulwen und zeigte wieder das schwache, verlorene Lächeln, das Judith zur Verzweiflung brachte. »Der grüne Samt ist sehr schön.«
    »Gott im Himmel, Kind, du hast den Stoff ja noch gar nicht angeschaut!«
    Der Händler

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