Die Füchsin
»Ganz einfach«, sagte sie. »Weil ich mich nie wieder durch ein heiliges Band an diese Art von Hölle fesseln lassen will.«
»Aber einen Dreckskerl wie Warrin de Mortimer hättest du geheiratet«, hielt er ihr vor. »Vielleicht bin ich etwas blöde, aber ich sehe nicht ein, weshalb du ihn mir vorziehst.« Jetzt schaute er auf seine geballten Hände und lockerte sie nur mit Mühe.
»Wir hatten eine Arrangement aus Gründen der Nützlichkeit getroffen«, sagte Heulwen mit zitternder Stimme. »Du würdest mehr von mir verlangen, als ich geben kann. Ja, mein Körper spricht auf dich an, aber es ist ein flüchtiges Bedürfnis. Ralph hat mich diese Lektion nur allzu gut gelehrt; ich werde sie im Leben nicht vergessen.«
»Ich bin nicht Ralph.« Er beugte sich zu ihr hin. »Und es ist viel mehr als nur ein flüchtiges Bedürfnis. Das hätte ich mir überall suchen können.«
»Das sagst du jetzt«, erwiderte sie bitter und nahm ihren Rock. »Aber was wirst du in zehn Jahren sagen?«
»Wenn die vergangenen zehn Jahre mein Herz nicht geändert haben, dann können es auch die kommenden zehn Jahre nicht.« Er berührte ihre Schulter, ließ seine Hand über ihren Arm gleiten, bis er ihr Handgelenk erreicht hatte, und zog sie sachte an sich. Seine Lenden begannen zu schwellen und sich wieder mit Blut zu füllen. »Heulwen, ich liebe dich«, murmelte er gegen die Hammerschläge in ihrer Schlagader am Hals. »Heirate mich.«
Einen Augenblick lang fühlte er, daß sie unter seiner sanften Überredung dahinschmolz, und streckte die Hand aus, um den Rock wegzuzerren, den sie als Barriere benutzt hatte. »Heirate mich«, sagte er noch einmal und suchte ihre Lippen mit kleinen Küssen.
Heulwen keuchte, hin- und hergerissen zwischen ihrer Sinnlichkeit und ihrer Vernunft. »Adam, nein.« Ihre Stimme war tränenerstickt, doch sie schlang ihre Arme freiwillig um seinen Hals. »Hör auf damit, das ist nicht fair …«
Draußen rief eine Magd eine Warnung, das Geräusch wurde zu einem Schrei und verstummte dann abrupt. Heulwen und Adam fuhren auseinander. Schwere Schritte polterten die äußere Holztreppe empor, und die Tür wurde bis zu den Angeln aufgerissen. Wind trieb den Schnee über die Schwelle, und über sie kam Warrin de Mortimer, das Gesicht ein Blizzard aus Wut, als er die Szene im Innern überblickte.
»Du missratener, von der Hölle ausgespieener Sohn eines mörderischen Pervertierten!« brüllte er, und das kratzende Geräusch seines Schwerts, das aus der Scheide gerissen wurde, schnitt durch die Luft wie die Klinge selbst.
»Warrin, steck das Schwert weg!« schrie Heulwen und schluckte. Er blockierte die Tür, die einzige Möglichkeit zur Flucht, und er war ein Mörder mit Mordgelüsten in den Augen. Kalt wie Eis richteten sie sich auf die Stelle, wo Heulwen nackt und zitternd stand, nur in ihr Haar gehüllt und von ihrem abgewinkelten Arm geschützt. »Du hältst das Maul, Hure!« knurrte er verächtlich. »Soll ich annehmen, das ist einer von den gelegentlichen Besuchen deines Stiefbruders, die ich deiner Meinung nach dulden muß?«
Adam war näher an das Bett herangetreten. »Ich habe durchaus das Recht«, erklärte er gelassen. »Heulwen ist mir heute nachmittag vom König zur Frau gegeben worden.« Er zog spöttisch die Brauen hoch. »Mein Gott, haben Eure Spione Euch das noch nicht berichtet?«
Heulwen hörte den Stolz in seiner Stimme. »Adam, hör auf damit!« flehte sie ihn an, ohne große Hoffnung, gehört zu werden, und ging einen Schritt auf Warrin zu.
»Heulwen, zurück!« kommandierte Adam, und zugleich warf er sich zur Seite, während Warrin wie ein wütender Bulle brüllte und auf ihn losging. Das Schwert traf das Kissen, das Adam zu seinem Schutz gepackt hatte; als die Federn flogen, raubten sie Warrin die Sicht. Adam tauchte quer durch den Raum, und es gelang ihm, Guyons Schild zu fassen, der an der Wand lehnte. Er steckte seinen linken Arm durch die ledernen Halteschlaufen und versuchte, das in der Scheide steckende Schwert zu erreichen, das daneben an der Wand stand.
Warrin kam ihm zuvor, und nur die kriegserfahrenen, schnellen Reflexe retteten Adam davor, wie ein Kaninchen tranchiert zu werden. Ein Holzsplitter flog von der Oberfläche des Schilds und blieb wie die Nadel eines Stachelschweins in Mortimers Wange stecken. Er riß den Splitter weg, und dunkles Blut strömte über sein weißes Gesicht.
»Macht dir das Morden Spaß?« fragte Adam und duckte sich unter dem tödlichen Schwung
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