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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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nicht gerne sage, Hugh, ich bin es auch nicht.« Er schaute auf den alten Mann, der neben ihm auf der erhöhten Plattform stand.
    »Dann setzt du das Wort eines walisischen Barbaren und eines gottverdammten Bastards gegen das meines eigenen Sohnes?«
    Guyon spannte die Kiefernmuskeln an. Auf seiner Zunge brannten mehrere bösartige Erwiderungen, aber er ließ sie unausgesprochen. Was nützt es, in einer offenen Wunde zu stochern? »Ich möchte nicht mit dir darüber streiten, Hugh«, sagte er ruhig. »Das ist eine Sache, die uns beide hart ankommt …«
    »Wenn Wünsche Pferde wären, dann würden die Bettler reiten, und die Huren bekämen ihre Jungfernschaft zurück«, schnarrte sein Begleiter unentschuldbar giftig. »Weißt du, welche Schätze Warrin gesammelt hat als Geschenk für dein leichtfertiges Luder von Tochter?«
    »Ich weiß, wieviel Schmuck er zu seiner eigenen Eitelkeit besitzt«, sah sich Guyon zur Verteidigung Heulwens zu erwidern genötigt. »Und meine Tochter ist kein leichtfertiges Luder. Hüte deine Zunge und paß auf, was du sagst!«
    »Ich soll aufpassen? Beim Blut Christi, wenn ich denke, was –«
    »Frieden, meine Lords«, rief der König und war auf einmal zwischen ihnen. »Es ist betrüblich genug, daß diese jungen Männer miteinander kämpfen müssen, ohne daß auch noch zwei meiner Edelleute miteinander in offenen Streit geraten.«
    Guyon schluckte seinen Zorn hinunter und verneigte sich vor dem König. »Es war nicht meine Absicht, jemanden zu beleidigen oder unziemlich zu behandeln«, sagte er und streckte Hugh de Mortimer die Hand entgegen. Dieser ignorierte die Geste, verneigte sich ebenfalls steif vor dem König und biss die Zähne zusammen.
    »Wie bedauerlich, daß Ihr solche Gefühle nicht bei der Ordnung Eures eigenen Haushalts walten laßt, Mylord«, sagte die kühle, seidige Stimme von Kaiserin Mathilda, die jetzt neben ihrem Vater stand. Sie trug einen Samtmantel, dessen Rot genau die Farbe von Blut hatte, und darüber einen bestickten, mit Zobel besetzten Umhang. Ihre schimmernden Zöpfe waren bedeckt mit einem Schleier aus Goldfaden, der durch ein Diadem kleiner, dunkler Juwelen zusammengehalten wurde, welche wie Zuckerfrüchte glänzten. Guyon betrachtete ausdruckslos die Halbschwester seiner Frau, und sein Atem bildete eine eisige Wolke. »Ich schätze, wir haben alle unsere Leichen im Keller, die aus den Verstecken, wo sie mit den Skeletten klappern, ans Licht drängen«, sagte er, und sein Blick schweifte über die adligen Herrschaften und blieb dabei einen Augenblick wohlwollend auf Alain Fergants unehelichem Sohn Brien haften.
    Das Gesicht der Kaiserin drückte mit keiner Miene aus, daß sie verstanden hatte, was er meinte, aber er sah, wie sie unter den langen Ärmeln ihres Samtkleides mit den Fingern schnippte, und wußte, ohne darüber Genugtuung zu empfinden, daß er ins Schwarze getroffen hatte. Brien FitzCount war ein gutaussehender und intelligenter junger Mann, eine kraftvolle Persönlichkeit mit allen besseren Eigenschaften eines Mannes bei Hofe, vereint mit der pragmatischen Denkweise eines Soldaten. Er war außerdem der uneheliche Sohn eines beliebten, wenn auch nur wenig bedeutenden bretonischen Herzogs und hatte als solcher nicht die geringste Chance, Mathildas öffentlich anerkannter Begleiter zu werden. Was hinter verschlossenen Türen und Fensterläden vor sich ging, war natürlich eine andere Sache. Du sollst dich nicht erwischen lassen, so lautete das elfte Gebot bei Hofe, und Mathilda war so glücklich gewesen, es nicht zu verletzen – bis jetzt.
    Es entstand Unruhe in der Menge, die sich versammelt hatte, um den Kampf zu beobachten, gefolgt von einem Ausbruch der Erregung. In der Arena wandten sich die Gegner voneinander ab und einer Gruppe von gerüsteten Männern zu, die sich dem Podium näherten und in ihrer Mitte die Gräfin von Ravenstow und ihre inzwischen berüchtigte Stieftochter eskortierten. Das gewöhnliche Volk reckte die Hälse, um besser sehen zu können, redete lautstark miteinander, zitierte den bekannten Aberglauben, der sich um rothaarige Frauen rankte, und bewunderte das Bild, das sie von sich gab, als sie durch die Gasse schritt, welche ihr die Hauptleute von Ravenstow freigemacht hatten. Sie hatte die Augen bescheiden zu Boden gesenkt, und ihre Haut war so weiß, als wäre sie aus Eis; diese Kälte wurde noch unterstrichen durch die düsteren Farben ihrer Kleidung, an denen sich keinerlei Schmuck befand, ausgenommen den

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