Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
Vom Netzwerk:
breitschultrigen Walisers, der den Überfall geleitet hatte und ihn nun zu einer Flasche Met und einem Stück dunklen Brotes einlud.
    Miles schüttelte den Kopf; er fühlte weder Appetit noch Durst, nichts außer einer schwachen Trauer darüber, daß so viele geliebte und vertraute Dinge ihm nicht einen letzten Anblick gewährt hatten. »Ihr seid sehr dumm«, sagte er leise auf walisisch.
    Davydd ap Tewdr zuckte mit den Schultern. »Warum sagt Ihr das, alter Mann? Ich muß handeln, damit ich meinen Bruder zurückbekomme. Worin liegt da die Dummheit?«
    »Tote haben einen geringen Tauschwert.« Miles zeigte ihm die erschöpfte Travestie eines Lächelns. »O nein, damit meine ich nicht den Jungen – noch nicht. Der ist bei bester Gesundheit, aber was geschieht, wenn man eine ausgehende Kerze in die Zugluft bringt? Sie verlöscht. Ich habe keinen weiten Weg mehr vor mir, und das gilt auch für Euch.«
    Der Wind kämpfte sich durch die januarnackten Äste der Bäume, die über ihren Köpfen knackten und sich gen Westen neigten. Regen fegte mit dem Wind durch das schüttere Dach der Bäume. Der walisische Prinz blickte hinunter auf den Alten und versuchte herauszufinden, ob er wirklich dem Ende so nahe war; dabei erkannte er, daß Miles de Gallois nicht um seinetwillen log. Ein Zeichen dafür war das trübe Licht des Waldes, das die graublauen Flecken unter den faltigen Augen betonte, vor allem aber das rasche Heben und Senken der Brust des Alten, das mehr ein Kampf um Luft als Furcht oder Angst zu sein schien.
    »Gott möge dich in der Hölle verkommen lassen, aber nicht bevor du deinem Zweck gedient hast«, murmelte er.
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen«, sagte Miles, schloß die Augen und hieß die Dunkelheit willkommen.
    ***
    Heulwen, in ein pflichtbewusstes Ave Maria für den toten Wagenführer versenkt, wurde im Gebet gestört von Fitz-Simon, dem Befehlshaber der Garnison in Abwesenheit höherer Ränge.
    »Mylady, eine Gruppe von Walisern hat sich der Burg genähert«, sagte er. »Sie haben eine Trage bei sich.«
    Heulwen erhob sich von den Knien und klopfte sich den Staub vom Rock. »Noch keine Botschaft von Lord Adam?«
    »Noch nicht, Mylady«, erwiderte er und fügte mit kaum verborgenem Ärger hinzu: »Dafür ist es noch zu früh.«
    Heulwen warf ihm einen kurzen, ebenso ärgerlichen Blick zu, biss sich aber auf die Zunge, um ihren Zorn zu beherrschen. »Also gut, ich komme raus«, war alles, was sie sagte, und nachdem sie noch eine Kniebeuge vor dem Altar gemacht hatte, verließ sie die kleine Kapelle und folgte ihm in den grauen Nachmittag. Der Wind wirbelte ihr um den Wollrock und zupfte respektlos an ihrem Schleier; sie hielt den Rock mit der Rechten nach unten und mit der Linken den Schleier auf dem Kopf. So ging sie die Treppen zur Wachstube am Torhaus hinunter.
    Zwischen zwanzig und dreißig Waliser waren bis knapp auf Reichweite eines Pfeils herangekommen, alle von ihnen entsprechend ihren Bräuchen auf kleinen Bergponys. Sie trugen die ihnen eigentümliche Kleidung aus bestickten Fellen und rauem Leinen, hatten die Bogen geschultert und die Kurzschwerter, die sie bevorzugten, an den Seiten. Heulwen kniff die Augenlider zusammen und konnte eine in eine Decke gehüllte Gestalt auf einer Trage vor der in einem Halbrund aufgestellten Gruppe erkennen.
    Einer von ihnen trennte sich von der Gruppe und ritt direkt auf die äußere Mauer der Burg zu, um in stark akzentuiertem, vom Wind verwehten Französisch nach Adam de Lacey zu fragen. Heulwen schaute durch eine der Mauerzacken nach unten. »Fragt, wer ihn zu sprechen wünscht und weshalb«, sagte sie einem ihrer Soldaten, den sie dafür ausgewählt hatte, weil er über eine besonders tiefe, deutliche Stimme verfügte. Die Frage wurde gestellt, es gab eine Pause für die Beratung, dann kam die Antwort zurück. Obwohl sie halb darauf vorbereitet war, traf sie sie dennoch wie ein Hieb in den Magen. Davydd ap Tewdr, der ihren Großvater gegen Rhodri tauschen wollte.
    »Mein Gott«, flüsterte sie, denn nun gab es keinen Zweifel mehr, daß die Gestalt auf der Trage ihr Großvater war – und die Tatsache, daß er auf einer Trage lag, bedeutete, daß er zu schwach war, um auf einem Pferd zu sitzen, wie es seinem Willen und seinem Stolz entsprochen hätte.
    »Haltet ihn hin, bis wir eine Botschaft an Lord Adam schicken können«, sagte FitzSimon, wandte sich um und wollte einem seiner Männer das Kommando dazu geben.
    »Nein!«
    Er verzog die Mundwinkel

Weitere Kostenlose Bücher