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Die Füchsin

Die Füchsin

Titel: Die Füchsin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chadwick
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Blut, da, wo es durch den Umhang gespritzt war. Auf der linken Seite hatten sich mehrere Nieten gelöst; das zeigte, wie nahe er selbst einer Verletzung gewesen war. Heulwen starrte auf den zu Boden geworfenen, zerfetzten Umhang, und plötzlich waren ihre Finger eiskalt und steif, und sie konnte das Kettenhemd nicht halten, so daß es ihr vor die Füße fiel. Sie schluckte und kämpfte gegen eine Übelkeit an.
    Adam hatte ihr den Rücken zugekehrt und zog sich Wams und Hemd aus. Als er sich umdrehte und auf das Bett setzte, starrte sie auf die kometenförmige Wunde, die sich auf der Haut über seinen Rippen zeigte, genau dort, wo der Umhang aufgeschlitzt und das Kettenhemd beschädigt war. Die gerötete Stelle war vor ihr verdeckt, als er sich bückte, um seine Kreuzbänder zu lösen. Heulwen schaute auf seinen gebückten Kopf, und ihr Herz pochte vor Angst.
    In Windsor war ihr das Gottesgericht wie eine steife und vergoldete Schauspielernummer vorgekommen, er und Warrin waren Figuren in einer monströsen Pantomime, real, aber auch wieder nicht wirklich, und sie selbst war sich vorgekommen, als sei auch sie eine Figur in dem Spiel, das sie durch einen dunklen Spiegel betrachtete. Im Lauf der vergangenen zwei Monate war diese Pantomime verblasst, während sie mit Adam lebte und begonnen hatte, unbekannte Facetten hinter den Fassaden zu sehen, in denen sie reflektiert wurde. Jetzt, als sie auf den Riß in seinem Kettenhemd starrte und das verletzte Fleisch sah, über der noch neuen rosa Narbe von seinem Kampf mit Warrin, zersplitterte dieser Spiegel und zeigte ihr die Wahrheit – nämlich wie nahe am Rand des Todes ein Lord in den walisischen Marken ständig lebte.
    Adam blickte hoch. »Hast du …« Ihre Miene stoppte ihn. Sie war so blaß, daß ihre Haut ihm wie durchsichtig vorkam, und er dachte einen Moment lang, sie würde ohnmächtig werden. »Heulwen?« Er ließ die Kreuzbänder los und stand auf, aber bevor er bei ihr war, hatte sie ihn erreicht. Ein Arm schlang sich um seinen Nacken, hängte sich an ihn, und sie drückte ihre Lippen auf die seinen, nicht nur liebevoll, sondern wild fordernd. Er schmeckte das Salz ihrer Tränen, fühlte ihr Zittern, und ihre andere Hand streichelte ihn zwischen den Schenkeln, womit sie eine Feuersbrunst entfachte. Er löste sich keuchend wie ein Ertrinkender aus dem Kuß und legte eine Hand auf die ihre, die ihn liebkoste, hielt sie an der Stelle fest, bevor seine Beherrschung zu Ende war und er sie packte und aufs Bett zerrte in der Art, wie sie es forderte.
    »Nein, Heulwen, diesmal nicht«, sagte er, und seine Stimme war leise und rau. »Ich leugne nicht, daß ich dich begehre, aber nicht in einer Weise, die ich nachher bedaure. Wenn du die Wut über den Tod deines Großvaters abreagieren willst, mußt du dir eine andere Methode aussuchen. Geh hinaus und schlag gegen die Mauer, oder schlachte ein Schwein, reite meinetwegen ein Pferd in Grund und Boden, aber bring diese Sache nicht in unser Bett. Unsere Beziehung ist, weiß Gott, schon genügend belastet.«
    Heulwen schüttelte den Kopf, und ihre Augen schwammen in Tränen. »Du verstehst nicht, Adam. Nicht meinen Großvater fürchte ich zu verlieren, es geht um –«
    Draußen war ein diskretes Hüsteln zu vernehmen, dann kam Austin in die Schlafkammer, Pergamentblätter unter den Arm geklemmt, dazu Federn und ein Tintenhorn in den Händen, und hinter ihm eine Magd mit Essen und Wein.
    Während der Knappe tat, was man ihm aufgetragen hatte, und das Mädchen sein Tablett abstellte, zog Adam seine Stiefel und seine Hose aus und schickte sich an zu einem oberflächlichen Bad.
    Austin verbeugte sich und ging; die Magd wurde weggeschickt. Heulwen nahm die Flasche und schenkte Adam einen Becher Gewürzwein ein. Ihre Hand zitterte, als sie den gravierten Griff hielt.
    Gleich danach legte Adam den Schwamm weg, stellte die Seifenschale außer Reichweite und sagte mit einer plötzlichen, stillen Entschlossenheit: »Heulwen, geh zu meiner Kommode und bring mir das Kästchen, das ganz unten steht.«
    Sie reichte ihm den Becher, schaute ihn sonderbar an und ging, um seinem Befehl zu folgen. Die Kassette war unter seinem Sommerumhang und den leichteren Hemden – eine kleine, aber exquisit ausgeführte Schatulle aus Zedernholz, eingelegt mit emaillierten Kupferfiguren, die die Tierkreiszeichen zeigten – immerhin alles andere als ein typisch maskuliner Besitz.
    »Es gehörte, glaube ich, meiner Mutter«, sagte Adam und beobachtete

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