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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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hat.
    »Du hast Glück, dass deine Eltern dich in einem eigenen Zimmer untergebracht haben«, sagt Matt.
    »Ja«, stimme ich ihm schwach zu.
    »Sonst hättest du jetzt richtig Ärger bekommen«, fährt er fort. »Das war ziemlich dumm von dir. Dich mit komischen Typen in einer komischen Stadt zu besaufen. Du hättest ...«
    »Ich weiß«, sage ich kleinlaut.
    »Oder sogar ...«
    »Ich weiß!«, wiederhole ich lauter. »Halt die Klappe!«
    Matt sieht mich überrascht an und wir müssen beide ein wenig lachen. Dann schauen wir uns schweigend in die Augen.
    »Auf jeden Fall vielen Dank«, sage ich.
    »Kein Problem«, antwortet Matt. »Wofür du mir wirklich danken solltest, ist, dass ich dir Erbrochenes aus den Haaren gewaschen habe.«
    Meine Augen weiten sich vor Entsetzen und ich kann nur schnell die Decke über den Kopf ziehen und mich verstecken. Matt lacht und im nächsten Moment piekt er mich in den Arm.
    »Ich bestelle uns jetzt etwas zu essen. Worauf hast du Appetit?«
    »Cheeseburger«, antworte ich prompt.
    Aus meiner Höhle höre ich, wie Matt telefonisch zwei Cheeseburger mit Pommes und Limo bestellt.
    »Du hast mir normale Limo und nicht light bestellt«, sage ich, nachdem er aufgelegt hat.
    »Und? Die nimmst du doch sonst auch.«
    »Woher weißt du das so genau?«
    »Als wir im Kino waren, hast du auch normale Limo genommen.«
    Die Schmetterlinge in meinem Bauch beginnen sich zu regen, weil Matt offenbar auf dieses Detail geachtet hat. Er zieht mir die Decke vom Gesicht.
    »Ich glaube, du solltest duschen«, sagt er. »Dann fühlst du dich bestimmt besser.«
    Sein Gesicht ist nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, als er das sagt und die Schmetterlinge werden immer aktiver. Einen Moment sehen wir uns in die Augen, dann klopft ein Zimmermädchen und ich schrecke zusammen. Auf wackeligen Beinen gehe ich zur Tür und versichere ihr, dass ich genug Handtücher habe. Dann verschwinde ich im Badezimmer, um zu duschen. Dabei habe ich die ganze Zeit das Gefühl, im nächsten Moment zu platzen. Obwohl ich mich beim Aufwachen so übel gefühlt habe, hat sich der Tag alles andere als schlecht entwickelt. Immerhin bin ich nicht nur einem weiteren Zusammentreffen mit Wade entkommen, sondern nun ist auch noch Matt bei mir.
    Ich mag ihn, sehr sogar. Und wenn Rettungstrips mitten in derNacht und die sichere Getränkeauswahl ein Indikator sind, mag er mich vielleicht auch.
    Gegen ein Uhr mittags bin ich sauber, satt und einigermaßen wiederhergestellt. Matt legt einen Film ein und wir setzen uns mit dem Rücken ans Kopfteil des Bettes, um ihn anzuschauen. Ich drücke ein Kissen an mich und versuche mich zu konzentrieren, erst fünf, dann zehn und schließlich fünfzehn Minuten lang, doch etwas beschäftigt mich.
    »Warum hat sich Audrey nicht gemeldet?«, frage ich, während ich weiter auf den Fernseher starre.
    »Psst«, zischt Matt und gibt mir durch ein kurzes Wedeln mit der Hand zu verstehen, dass ich still sein soll. Für fünf weitere Minuten bin ich ruhig und überlege, ob ich es mir mit Audrey jetzt vollkommen verdorben habe. Auch wenn ich beim besten Willen nicht wüsste, warum.
    »Im Ernst, Matt. Ist sie sauer auf mich?«
    »Nein«, antwortet er, ohne mich anzusehen.
    »Woher weißt du das?«, hake ich nach.
    »Ich weiß es einfach.«
    Wieder versuche ich, mich auf die Handlung des Films einzulassen, doch meine Gedanken kehren zu den Geschehnissen am Freitagabend nach dem Kino zurück. Es ist erst zwei Tage her, kommt mir aber vor wie in einem anderen Leben. Ich denke an die Heimfahrt und daran, wie verstört Audrey gewirkt hat. Wenn sie nicht sauer auf mich ist, was ist es dann?
    Da fällt mir ein, wie sie sich Freitagmittag übergeben hat und es dann nicht zugeben wollte. Und ich muss daran denken, wie schwer sie geatmet hat, als sie neben mir im Kino saß, und an den Schweiß auf ihrer Stirn danach.
    »Stimmt mit Audrey etwas nicht?« Ich bleibe beharrlich.
    »Warum?«, fragt er beinahe abwehrend zurück. Das verrät mir, dass ich einen wunden Punkt getroffen habe.
    »Na ja, ihre Stimme klingt immer so rau und sie wird schnell müde und Freitag nach dem Film sah sie plötzlich total fertig aus und ...« Ich spreche nicht weiter, da es albern klingt, wenn ich es laut ausspreche. Außerdem sieht mich Matt jetzt an, als hätte ich gerade seinen Hund plattgetrampelt.
    »Was ist los?«, wage ich mich behutsam weiter vor. Ohne allzu sehr darüber nachzudenken, strecke ich die Hand aus und berühre seine

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