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Die fünf Leben der Daisy West

Die fünf Leben der Daisy West

Titel: Die fünf Leben der Daisy West Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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scheint an dem Kaktus festzukleben, sodass ich mich allein zur Unterwasserwelt auf den Weg mache.
    »Weißt du, dass sie älter sind als Dinosaurier?«
    Ich wende den Blick von den Haien ab und dem Mann zu, der mich angesprochen hat. Ich lächle ihn einen Moment lang höflich an, dann schaue ich wieder in das Becken. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass der Mann ebenfalls in Richtung des riesigen Aquariums blickt.
    »Faszinierende Lebewesen«, fährt er fort. Er lispelt ein wenig, was ihn irgendwie sympathisch macht, sodass ich ihm sofort antworte. »Ich mag die großen Schildkröten lieber«, sage ich verträumt, während gerade eine vorbeischwimmt und mein Gesicht von dem glitzernden Wasser aufgehellt wird.
    »Stimmt ...«, murmelt der Mann. »... sie sind auch sehr imposant.«
    Der Mann und ich sind zwei von vielleicht fünf Leuten in dem Tunnel, der durch das Aquarium hindurchführt. Wir befinden uns unter dem Ozean, zumindest dem von Menschenhand nachgemachten. Hier ist es ruhig und friedlich – für jemanden, der klaustrophobisch veranlagt ist, allerdings der reinste Albtraum. Einenkurzen Moment überlege ich, was wohl geschieht, wenn das Glas über unseren Köpfen plötzlich zerspringt. Ich stelle mir vor, zu ertrinken. Noch einmal.
    »Ist heute keine Schule?«, erkundigt sich der Mann freundlich.
    »Doch, nur für mich nicht«, antworte ich. »Wir sind gerade erst hierhergezogen und ich fange morgen mit der Schule an.«
    »Umziehen ist nicht immer einfach«, sagt der Mann mit sanfter Stimme.
    »Hmmm«, pflichte ich ihm bei.
    »In welcher Klasse bist du?«
    »Zehnte.«
    »Aha.« Ein weiterer Hai gleitet über uns hinweg. »Dann alles Gute für den Start in der neuen Klasse.«
    Einen Moment lang bewundere ich die Reflektionen des Wassers, bevor ich ihm antworte.
    »Danke«, sage ich und frage: »Können Sie in dieser Gegend etwas empfehlen, das man unbedingt gesehen haben muss?«
    »Mit wem sprichst du?« Cassie steht plötzlich links von mir.
    Verblüfft löse ich den Blick von dem großen Becken und wende mich ihr zu. Dann schaue ich auf die Stelle, wo eben noch der Mann gestanden hat. Von ihm ist nichts mehr zu sehen. Verwirrt sage ich zu Cassie: »Ich habe mich gerade mit einem Typen unterhalten, aber jetzt ist er weg.«
    »Wie sah er aus?«, will Cassie sofort wissen. Diese Frage bekomme ich oft zu hören. Mason und Cassie trichtern mir dauernd ein, dass ich meine Umgebung genau beobachten soll. Normalerweise bin ich auch ganz gut darin, doch wenn ich an den Mann denke, kommt mir nur »durchschnittlich« in den Sinn. Ich versuche, mich an seine Haarfarbe oder seine Kleidung zu erinnern. Ich versuche, mir vorzustellen, ob er einen Hut oder auffällige Schuhe trug.
    »Ich weiß es nicht mehr«, antworte ich wahrheitsgemäß.
    Cassie sieht mich eindringlich an und wartet wahrscheinlich insgeheim auf die übliche akkurate Auflistung sämtlicher Details –Farbe, Schnitt und Stoff der Kleidung und besondere persönliche Eigenheiten –, die sie von mir gewohnt ist. Als sie merkt, dass nichts mehr kommt, zieht sie mich am Arm.
    »Mason wartet, los jetzt.«
    Auf dem Weg zum Wagen fällt mir doch etwas ein: das leichte Lispeln, zum Beispiel, als er »faszinierend« sagte. Sofort will ich es Cassie mitteilen.
    Doch sie ist, wie immer, mit ihrem Smartphone beschäftigt.

Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
5
    Die »Omaha Victory High School« ist ein nagelneuer, scharfkantiger Gebäudekomplex, der ultramodern und funktionell auf einem gepflegten Grundstück steht. Die Schule beginnt um 7:45 Uhr, doch Mason, Cassie und ich sind bereits um 7:00 Uhr dort, um die Einschreibeformalitäten zu erledigen, meinen Stundenplan abzuholen und ein Schließfach anzumieten. Wir folgen den Schildern durch die neu riechenden und fast leeren Gänge. Am Eingang des Verwaltungstrakts nimmt uns eine überraschend jung aussehende dunkelhaarige Frau in Jeans und Blazer in Empfang.
    »Ich bin Erin Waverly, die Konrektorin dieser Schule«, sagt sie und streckt uns die Hand entgegen.
    »Mason West«, stellt sich Mason lächelnd vor und schüttelt Ms Waverlys Hand.
    »Ich bin Cassie West«, schließt sich Cassie an. »Wir freuen uns, Sie kennenzulernen.« Ihre Stimme ist heute Morgen so zuckersüß wie ein Donut.
    »Und du bist sicher Daisy«, wendet sich Ms Waverly freundlich an mich. »Willkommen an unserer Schule.«
    »Danke«, antworte ich.
    Wir folgen Ms Waverly in ihr Büro. Mason, Cassie und ich

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