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Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition)

Titel: Die fünf Seelen des Ahnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Nolte
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Crewschwein! Ich werde dir deine Eingeweide aus
dem Körper ziehen!“ Er trat Serail mit voller Wucht in den Bauch.
    „Fjällfågel wird das gar nicht
mögen“, keuchte Serail.
    Janus stieß einen unartikulierten
Schrei aus und ließ mühsam beherrscht von ihm ab. „Noch brauche ich dich
lebend“, zischte er. „Aber das kann sich ändern.“ Er gab ihm zum Abschied eine
Ohrfeige und ging mit steifen Schritten aus der Tür. Vermutlich wollte er sich
die Haare waschen.
    Serail sah ihm mit schmalen Augen
hinterher. Zu seiner Überraschung war seine Angst verflogen und hatte einer eiskalten
Wut Platz gemacht. Serail hatte sich bisher nie für besonders heldenhaft
gehalten. „Wir werden ja sehen“, flüsterte er. „Ich werde hier schon irgendwie
rauskommen. Mein Getrauter wird mich finden. Dann wird er dir das Herz aus der
Brust reißen, und ich werde mit Vergnügen dabei zuschauen.“
     

 
    Kapitänin,
    die Herrschaft der Crew
ist lange Zeit ungeschriebenes Gesetz gewesen, doch jetzt ist es an der Zeit,
die Unterdrückung abzuschütteln, bevor sie uns in eine moralische Katastrophe
führt. Die Menschheit hatte nur eine Heimat, und sie wurde zerstört. Wir haben
kein Recht, die Vernichtung nun auch nach Archensee zu tragen. Der Weltraum ist
zu unserem ewigen Exil geworden, und wir fordern Sie auf, den Planeten zu
verlassen und die Reise fortzusetzen. Wenn Sie diesem Befehl nicht Folge
leisten, werden weitere Crew sterben, und der nächste wird Ihr Liebhaber Serail
sein. Wir töten nicht leichtfertig, aber was wiegt ein einziges Leben gegen das
von Milliarden auf Archensee? Überdenken Sie unseren Standpunkt, und nehmen Sie
unsere Warnung ernst.
    Die Gildenfreie
Vereinigung der Terraristen
     
    Dschinn lief in der Kapitänskabine
auf und ab. Der Gestaltwandler teilte weiterhin die Wohnung mit Randori. Wo
sonst hätte er hingehen sollen? Er hatte hier gewartet und gehofft, dass Serail
an die Tür klopfen würde, um sich seine Entschuldigung anzuhören.
    Die ganze Zeit hindurch hatte er
angenommen, sein Getrauter sei wieder in die Zweierkabine gezogen, die er
früher mit dem echten Caravan geteilt hatte. Stattdessen befand sich Serail seit
Tagen in der Gewalt von mörderischen Fanatikern. Dschinn gab ein humorloses
Lachen von sich. „Diese Leute werden Serail in meinem Namen töten? Um mich vor der Menschheit zu retten?“
    „Sieht ganz so aus.“ Randori biss
sich auf die Lippen. „Das ist ein seltsamer Brief. Der größte Teil klingt eremitisch,
aber diese Einleitung, ‘die Unterdrückung abschütteln’?“
    „Was spielt das schon für eine
Rolle?“, fauchte der Gestaltwandler. „Ich werde Serail nicht sterben lassen,
und wenn ich dafür jedem einzelnen Eremiten die Kehle herausreißen muss.“ Seine
Augen hatten sich zu raubkatzenhaften Schlitzen verengt, und spitze Zahnreihen
glitzerten zwischen den Lippen.
    Randori musste sich beherrschen,
um nicht zurückzuweichen. Bladerunner hatte die Kontrolle übernommen. Sein
Erscheinen verzerrte die menschliche Gestalt, und eine eiskalte Wut strahlte
von ihm aus. „Wir wissen nicht genau, wer Serail entführt hat oder wo er jetzt
ist. Der Brief scheint nicht von den Eremiten allein zu stammen. Es könnte
sein, dass bei der Erpressung jemand anderes das Sagen hat. Wir haben die
besten Chancen, wenn wir herausfinden, wer an der Spitze dieser ‘Gildenfreien
Vereinigung’ steht.“
    Dschinn gab ein reptilienhaftes
Zischen von sich, aber sah wieder halbwegs menschlich aus. „Die Einleitung des
Briefes klingt nach den Demokraten. Oder nach den Gildenmeistern der Kammer.“
    „Richtig. Damit sind wir wieder
einmal bei den drei üblichen Verdächtigen. Also müssen wir wissen –“
    „Sie halten Serail für deinen Liebhaber.
Das ist kein verbreitetes Gerücht. Aber Newton glaubt daran. Schließlich war er
in der Gerichtsverhandlung, bei der das Gerücht entstanden ist.“
    „Schon, nur – “
    „Newton steckt mit den Eremiten
unter einer Decke, das wissen wir, seitdem ich Falkenhorst belauscht habe.
Newton ist auf jeden Fall in die Attentate auf Crew verwickelt. Er stellt Raubkopien
von Polizeipistolen her, und die Schamanen führen dann die Anschläge aus. Oder
sie geben die Waffen an Terraristen aus anderen Gilden weiter wie an diesen Amo
auf der Südseeinsel.“
    „Das klingt zwar wahrscheinlich,
aber wir haben keine Beweise, dass –“
    Dschinn zischte wieder, und
Randori verstummte. Im Moment schien es keine gute Idee zu sein, ihr zu
widersprechen.

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