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Die Fünf Tore 1 - Todeskreis

Titel: Die Fünf Tore 1 - Todeskreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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das Auto, und sie sind in den Fluss gestürzt. Sie sind beide ertrunken.« Wieder verstummte Matt. »Ich erfuhr erst davon, als die Polizei vor der Tür stand. Ich war zwar erst acht, aber als ich die Polizisten sah, wusste ich es.
    Danach war alles ziemlich verworren. Ich habe eine Weile – vielleicht drei oder vier Wochen – in einer Art Kinderheim gelebt. Alle dort haben versucht, mir zu helfen, aber im Grunde gab es nichts, was sie tun konnten. Das eigentliche Problem war, dass es niemanden gab, bei dem ich hätte wohnen können. Sie haben versucht, Kontakt zur Familie meines Vaters in Neuseeland aufzunehmen, aber die war nicht interessiert.
    Und dann tauchte die einzige Verwandte meiner Mutter auf. Gwenda Davis aus Ipswich. Sie war so etwas wie meine Tante. Wir haben uns getroffen und sind zusammen zu McDonald’s gegangen. Das weiß ich noch, weil mein Vater nie erlaubt hat, dass ich da esse. Er hat immer gesagt, das Zeug wäre das Schlimmste, was man essen könnte. Gwenda hat mir einen Hamburger und Pommes gekauft, und wir saßen da, und sie hat mich gefragt, ob ich zu ihr ziehen will. Ich habe Nein gesagt. Aber natürlich spielte es keine Rolle, was ich wollte, denn es war längst alles entschieden. Ich zog also bei ihr ein.« Er machte eine kurze Pause. »Bei ihr und Brian.«
    Matt sah Richard direkt in die Augen. »Versprich mir, dass du nichts darüber schreibst«, verlangte er.
    »Ich habe doch gesagt, dass ich erst darüber schreibe, wenn du es erlaubst.«
    »Das werde ich nie tun. Ich will nicht, dass jemand davon erfährt.«
    »Erzähl weiter, Matt.«
    »Gwendas Haus war das wirklich Letzte. Es war ein total baufälliges Reihenhaus mit einem winzigen Garten voller Flaschen. Brian war Milchmann. Das ganze Haus hat gestunken. Die Wasserleitungen waren undicht, deshalb waren die Wände feucht, und meistens ging nur die Hälfte der Lampen. Gwenda und Brian hatten kein Geld. Zumindest hatten sie keins, bis ich kam. Und genau darum ging es ihnen. Meine Eltern hatten mir alles hinterlassen, was sie besaßen, und Gwenda hat es geschafft, sich das Geld zu krallen. Natürlich hat sie es ausgegeben. Es ist alles weg.«
    Matt verstummte. Es war deutlich zu erkennen, dass er mit seinen Gedanken noch in der Vergangenheit war, und auch, wie verletzt er war.
    »Das Geld war ziemlich schnell weg«, fuhr er fort. »Die beiden haben es für Autos und Urlaubsreisen und so was ausgegeben. Und als es weg war, fingen sie an, gemein zu werden. Vor allem Brian. Er sagte, es wäre besser gewesen, wenn ich nie zu ihnen gekommen wäre. An allem, was ich tat, hatte er etwas auszusetzen. Er hat mich angeschrien, und ich habe zurückgeschrien. Und dann fing er an, mich zu vermöbeln. Er hat aber immer darauf geachtet, keine blauen Flecken zu hinterlassen. Jedenfalls nicht da, wo andere sie sehen konnten.
    Und dann habe ich Kelvin kennengelernt, der ein paar Häuser weiter wohnte. Kelvin hatte immer Ärger in der Schule. Sein Bruder sitzt im Gefängnis, und die anderen Jungs hatten Angst vor ihm. Aber wenigstens war er auf meiner Seite – zumindest dachte ich das. Es war cool, mit ihm abzuhängen.
    Aber eigentlich wurde durch ihn alles noch schlimmer. Ich bin kaum noch zur Schule gegangen, und die Lehrer, die mir helfen wollten, haben es aufgegeben. Kelvin und ich sind zusammen in Läden gegangen und haben geklaut. Natürlich sind wir dabei erwischt worden, und von da an musste ich zu einer Sozialarbeiterin. Wir haben Sachen aus Supermärkten geklaut. Es waren nicht einmal Sachen, die wir haben wollten. Es ging uns nur um den Kick. Kelvin fand es auch toll, neue Autos zu zerkratzen. Er ist mit seinem Schlüsselring über den Lack gegangen … nur so, zum Spaß. Wir haben alles Mögliche zusammen gemacht. Und dann sind wir in dieses Lagerhaus eingebrochen, um ein paar CDs zu klauen, und wurden von einem Wachmann erwischt. Es war Kelvin, der ihn niedergestochen hat, aber es war genauso meine Schuld wie seine. Ich hätte nicht mitgehen sollen. Ich wünschte, ich hätte versucht, ihm das Ganze auszureden.«
    Matt rieb sich die Augen.
    »Den Rest kennst du. Ich wurde verhaftet und dachte, sie würden mich ins Gefängnis stecken, aber sie haben mich nicht einmal vor Gericht gestellt. Sie haben mich nach Lesser Malling geschickt, damit ich an diesem FED-Ding teilnehme. Freiheit und Erziehung … das soll es angeblich heißen. Doch seit ich da angekommen bin, war davon nicht mehr die Rede. Ich habe dir schon von Mrs Deverill und allem

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