Die Fünf Tore 1 - Todeskreis
anvertraut, der ihm wahrscheinlich sowieso nicht glaubte. Matt wünschte, es nicht getan zu haben. Es war ihm peinlich. Er musste wieder daran denken, wie Richard seine Theorie über Hexerei abgetan hatte. Eigentlich kein Wunder. Wäre es andersherum gewesen, hätte er Richard auch kein Wort geglaubt.
Und doch …
Er wusste, was passiert war. Er hatte es erlebt. Die Hunde waren aus dem Feuer gekommen. Tom Burgess und Stephen Mallory hatten den Versuch, ihn zu warnen, mit dem Leben bezahlt.
Und dann war da noch die Frage, was es mit seiner eigenen Kraft auf sich hatte.
Er hatte den Autounfall seiner Eltern vorhergesehen. Das war der Grund, warum er noch lebte. Und da waren auch andere Dinge gewesen. Der Wasserkrug, den er in der Haftanstalt zerbrochen hatte. Und letzte Nacht hatte er Richard irgendwie dazu gebracht, sein Auto anzuhalten. Mal angenommen …
Matt streckte sich im Bett aus. Seine Hände lagen flach auf der Bettdecke.
Mal angenommen, er hatte wirklich irgendwelche besonderen Fähigkeiten. In dem Polizeibericht, den er in Mrs Deverills Schrank gefunden hatte, hatte etwas von präkognitiven Fähigkeiten gestanden. Damit war wohl seine Fähigkeit gemeint, die Zukunft vorauszusehen. Irgendwie war Mrs Deverill in den Besitz dieses Berichts gekommen, und deshalb wollte sie ihn. Sie interessierte nicht, wer er war, sondern was er war.
Aber das war lächerlich. Matt hatte X-Men und Spiderman im Kino gesehen. Superhelden. Er mochte auch die Comics. Aber bildete er sich wirklich ein, auch solche Superkräfte zu haben? Er war nie von einer radioaktiven Spinne gebissen oder von einem verrückten Wissenschaftler ins Weltall geschossen worden. Er war nur ein ganz normaler Junge, der sich durch seine Blödheit selbst in Schwierigkeiten gebracht hatte.
Aber er hatte diesen Wasserkrug zerbrochen. Er hatte ihn quer durchs Zimmer angesehen, und da war er zerplatzt.
Auf dem Fensterbrett stand eine etwa fünfzehn Zentimeter hohe Vase aus Glas, die mit Kugelschreibern gefüllt war. Matt starrte sie an. Also gut. Warum nicht? Er konzentrierte sich, atmete langsam ein und aus. Ohne sich zu bewegen, richtete er seine ganze Willenskraft auf diese Vase. Er konnte es. Wenn er der Vase befahl, zu zerspringen, würde sie es tun. Er hatte es schon einmal getan. Er würde es wieder tun. Und dann würde er es für Richard noch einmal machen, dann musste der Reporter ihm glauben.
Er spürte, wie die Gedanken aus seinem Kopf strömten. Er sah nur noch die Vase. Zerbrich! Los, du Mistding, brich endlich!
Er versuchte sich vorzustellen, wie das Glas zerplatzte, als würde seine Vorstellung es tatsächlich geschehen lassen. Aber es passierte nichts. Matt konzentrierte sich so sehr, dass er mit den Zähnen knirschte und den Atem anhielt.
Schließlich gab er es auf und schnappte nach Luft. Wem machte er hier eigentlich etwas vor? Er war kein Superheld – eher eine Nullnummer.
Am Fußende des Bettes entdeckte er neue Sachen: Jeans und ein Sweatshirt. Richard musste irgendwann an diesem Morgen in seinem Zimmer gewesen sein. Und obwohl er gedroht hatte, sie wegzuwerfen, hatte er sogar Matts Turnschuhe gewaschen. Sie waren zwar noch feucht, aber wenigstens sauber. Matt zog sich an und ging nach unten. Richard war in der Küche und kochte Eier.
»Ich habe mich schon gefragt, wann du aufwachst«, sagte er. »Hast du gut geschlafen?«
»Ja, danke. Wo hast du die Klamotten her?«
»Ein paar Häuser weiter ist ein Laden. Ich musste deine Größe schätzen.« Er deutete auf das brodelnde Wasser im Topf. »Ich mache Frühstück. Willst du deine Eier hart oder weich?«
»Ist mir egal.«
»Sie sind jetzt zwanzig Minuten drin. Ich denke mal, dass sie hart sein werden.«
Sie setzten sich an den Küchentisch und aßen. »Und was machen wir jetzt?«, fragte Matt.
»Wir werden uns bedeckt halten. Mrs Deverill und ihre Freunde suchen sicher schon nach dir. Vielleicht haben sie auch die Polizei angerufen und dich als vermisst gemeldet, und wenn sie dich hier finden, haben wir beide ein Problem. Heutzutage kann man keine vierzehnjährigen Jungen auflesen und mit ihnen herumhängen. Nicht, dass ich die Absicht hätte, mit dir herumzuhängen. Sobald wir rausgefunden haben, was los ist, heißt es Adios. Nimm es nicht persönlich, aber in dieser Wohnung ist nur Platz für mich.«
»Klar, kein Problem.«
»Ich war heute Morgen schon fleißig. Als du noch geschlafen hast, habe ich ein paar Leute angerufen. Sir Michael Marsh war der Erste.«
»Der
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