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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Jahre alt, Bruder von Artemis, zwölf, und von Ceres, sechseinhalb.
    Max und Bella versohlten Hermes nicht den Hintern. Sie waren keine Hinternversohler. Vermutlich würden sie ihm später in aller Ruhe erklären, was es für sein Karma bedeutete, dass er einen christlichen Pfarrer mit Scheiße beworfen hatte.
    Auch die Polizisten nahmen sich Hermes nicht vor. Sobald sieherausgefunden hatten, dass es sich um ein Kind handelte, nicht um einen ausgewachsenen Heiden, waren sie wieder weg. Und sobald die Polizei weg war, verzogen sich auch die Presseleute, vermutlich gingen sie zurück zum
Black Lion
. Kein Einziger kam zum Haus.
    Robin schälte sich das durchnässte T-Shirt von der Haut, trocknete sich ab und stellte sich mit einem Handtuch um die Schultern vor das munter flackernde Feuer.
    «Morgen Abend, wenn wir in der Kirche sind, kommen sie wieder», sagte George. Der Gedanke schien ihm zu gefallen. «Und dieses Mal werden es Hunderte sein. Dann wird’s wirklich interessant, Mann.»
    «Hat sie angerufen?», fragte Robin.
    «Betty? Mmh, nein.»
    «Das Auto ist alt, Robin», sagte Vivvie. «Vielleicht hatte sie einfach eine Panne.»
    «Ich hab die Wettervorhersage gehört», sagte George. «Es soll gegen Morgen aufhören zu regnen. Morgen wird’s zwar kälter, soll aber trocken bleiben, wir haben also den ganzen Tag, um draußen alles vorzubereiten.»
    Robin zitterte unter dem Handtuch. «Ihr habt es immer noch nicht kapiert. Ohne Betty wird das Ganze nicht stattfinden. Wenn Betty nicht wiederkommt   … kein Imbolg.»
    «Du bist müde, Kumpel», sagte George.
    «Sie
kommt
wieder», sagte Vivvie eindringlich. «Das will sie sich doch nicht entgehen lassen.» Ihre Augen strahlten. «Imbolg   … das erste Schimmern des Frühlings. Das ist doch der Beginn eines neuen Zeitalters. Das ist ein historischer Moment. Wie Max gesagt hat, als du draußen warst, etwas Vergleichbares hat es seit der Reformation nicht gegeben. Und damals hat Henry   VIII. nur die Besitztümer der katholischen Kirche geplündert, hier geht es jetzt um den Untergang von Stolz und Eitelkeit   … und darum,in den Ruinen etwas Reines und Organisches wachsen zu lassen. Das ist so wunderbar symbolisch, ich könnte weinen.»
    «Also, ich muss euch sagen», sagte Robin, «so langsam interessiert mich das Ganze einen Scheißdreck.»
    «Das sagst du nur so. Du hast das eben phantastisch gemacht.»
    «Ich habe wahrscheinlich wie ein komplettes Arschloch gewirkt. Ich wollte vor diesem Widerling in seiner Mönchskutte bloß nicht zu Kreuze kriechen. Ich wollte genauso weiß aussehen wie er.»
    Und weniger wichtigtuerisch. Er wollte da nicht rausgehen und ein goldenes Pentagramm schwingen. Er wollte menschlich und würdevoll mit der Situation umgehen. Denn was er wirklich gehofft hatte, war, dass Betty irgendwo da draußen war und zusah – dass sie heil nach Hause gekommen, durch den Aufmarsch aber nicht in der Lage gewesen war, zum Gatter durchzukommen, und da draußen stand und mitbekam, wie ihr
taktloser, gedankenloser, verantwortungsloser
Ehemann eine schwierige Situation würdevoll meisterte.
    Und dann hatte dieser verdammte Hermes alles kaputtgemacht.
    Wenn man ein Zeichen wollte, das war sicher eins.
    Was für Schlagzeilen würde das morgen geben?
Hexen bewerfen Mann Gottes mit Scheiße.
    «Robin   …» Die mütterliche Alexandra lächelte ihn an.
    «Was?»
    «Robin, es ist gerade ein kleines Auto auf den Hof gefahren.»
    «Ja?»
    Er schoss zum Fenster und sah zwischen gewölbten Händen durch die Scheibe, ohne viel Hoffnung, einen   … kleinen weißen Subaru Justy zu sehen.
    Oh Gott. Oh Gott.
Robin ließ sich auf das breite, weiße Fensterbrett sinken und konzentrierte sich auf seine Atmung, bis er nicht mehr das Gefühl hatte, vor Erleichterung in Ohnmacht zu fallen.
    Dann setzte er sich aufrecht hin. «Würde es euch was ausmachen, hier drin zu bleiben? Ich hab ein bisschen was zu erklären.»
     
    Der
Black Lion
war voller Gäste und die Luft ganz feucht von den durchnässten Journalisten und Fernsehleuten, sogar ein paar von den christlichen Marschierern waren da – und waren hungrig und durstig. Greg lief sich die Füße wund. Kein Zeichen von Marianne.
    Gomer holte für sich und Merrily zwei Single Malts. Sie hatten nur noch einen kleinen Tisch in einer engen Ecke neben dem Eingang bekommen und mussten sich jedes Mal zur Seite lehnen, wenn die Tür aufging. Aber immerhin konnte sie so niemand belauschen, als Merrily Gomer alles über

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