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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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38
Eine Echte
    Merrily ließ die Scheinwerfer zweimal aufleuchten, fuhr zum Ende des Parkplatzes und wartete, bis die junge Frau herübergekommen war.
    «Komisch, wie’s manchmal kommt, was?», sagte Gomer auf dem Rücksitz.
    «Glauben Sie, es ist ein Fehler?»
    «Bisschen spät, um sich darüber Gedanken zu machen, Frau Pfarrer.»
    Die Blondine kam wachsam den kurzen Weg herunter und stieg in den Volvo. Merrily fuhr den Wagen auf die Hauptstraße, den Rückspiegel immer im Blick; niemand folgte ihnen.
    «Nur zu meiner Beruhigung», sagte Betty Thorogood, «Sie sind wirklich nicht von der Presse?»
    «Wirklich nicht.» Merrily fühlte sich unwohl mit der Situation, verspürte aber gleichzeitig eine Art neugieriges Hochgefühl. Sie fuhren jetzt an all den brennenden Kerzen vorbei. «Es ist eigentlich noch schlimmer, Betty.»
     
    Jane hatte Eirion zurückgerufen. «So langsam bin ich richtig besessen von der Sache. Je mehr man drüber nachdenkt, desto mehr fällt einem noch ein.»
    «Dann hör auf, drüber nachzudenken. Geh ins Bett.»
    «Dann würde ich doch nur wach liegen und mich gruseln. Ich muss immer daran denken, wie scharf die darauf waren, Mom in der Sendung zu haben. Diese Tania hat dauernd angerufen. So streitlustig ist Mom ja auch nicht, warum wollten die sie dann unbedingt?»
    «Schöne Beine, schönes Gesicht   – Boulevardfernsehen eben.»
    «Aber sie haben Bain von ihr erzählt,
irgend
jemand hat ihm jedenfalls von ihr erzählt. Sodass sie genug Zeit hatten, Kali Drei vorzubereiten.»
    «Ich glaube nicht, dass irgendeiner bei
Livenight
schon jemals von Kali gehört hat, weder von der Website noch von der Göttin. Wenn man so ’ne Sendung plant, muss man alle möglichen Deals machen, damit die Leute kommen. Ich glaub nicht, dass wir es hier mit einer Verschwörung zu tun haben – es ist einfach so gekommen. Allerdings   …»
    «Was?»
    «Ich bin gerade auf eine andere Website gestoßen, die heißt Witchfinder. Für Leute, die einen Hexenkonvent suchen. Egal, wo du in England bist, hier kannst du die nächste Gruppe finden: vor allem E-Mail -Adressen.»
    «Und sind welche hier in der Nähe dabei?»
    «’ne ganze Menge, na ja, zwei. Aber darum geht’s gar nicht. Auf Witchfinder ist ein Link zu einer anderen Seite, zu so einer Art Heiden-
Who
is Who
. Ich hab da mal Ned Bain eingegeben, und da kam ’ne ganze Menge Information. Ich gehe mal davon aus, dass die Sachen stimmen. Andererseits kann ja echt jeder alles Mögliche ins Netz stellen.»
    «Also ist es nicht so schmeichelhaft für Bain?»
    «Nicht besonders. Es ist vor allem biographisches Zeug. Er ist Autor und Verleger, im Moment bei Dolmen Books, dem New-Age-Unterverlag von Harvey-Calder. War zweimal verheiratet und istHohepriester eines Konvents in Chelsea. Wird auch Champagner-Heide genannt.»
    «Ist der so ’ne Art Schein-Heide?»
    «Würde ich nicht sagen, er ist ja schon lange dabei – seit er an der Uni war, wahrscheinlich sogar schon vorher. Aber das Wichtigste ist, dass wir plötzlich eine Erklärung dafür haben, warum er die Kirche so sehr hasst.»
    «Das hat er nie
ge sagt
», meinte Jane ärgerlich. «Er hat nur gesagt, dass seine Gruppe eine Alternative zum Christentum ist.»
    «Na ja, es ist ziemlich offensichtlich, wenn man das alles so liest. Sein Vater war Akademiker, Professor für Englische Literatur in Oxford, und außerdem ein ziemlich anerkannter Dichter, obwohl ich nie von ihm gehört hab. Edward Bainbridge?»
    «
Bain bridge

    «Das ist Neds richtiger Name. Sein Vater ist Mitte der Siebziger gestorben. Er war   … ich wünschte, du könntest das alles selbst lesen. Ich will nicht, dass du denkst, ich ziehe falsche Schlüsse.»
    «Sag es einfach.»
    «Sein Vater ist erstochen worden.»
    Jane hielt den Hörer fester. «Ned Bains Vater ist
ermordet
worden?»
    «Es ist kompliziert.»
    «Jetzt erzähl schon. Nein, warte mal.» Sie hielt den Hörer vom Ohr weg. Ein Auto bog in die Auffahrt. «Mom ist gekommen. Ich ruf dich zurück, wenn nicht heut Abend, dann gleich morgen früh.»
    «Mal sehen, was ich bis dahin noch rauskriegen kann. Lieg nicht wach und grusel dich, Jane. Denk an mich. Denk an meinen begehrenswerten, starken Körper.»
    «Davon träumst du wohl, du Waliser.»
     
    Ethel lief durch die Strahlen der Scheinwerfer – eine schwarze Katze, sehr hexenfreundlich – und aktivierte den Bewegungsmelder, sodass das Licht auf der Veranda anging und das vierhundert Jahre alte schwarzweiße Fachwerk

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