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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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möglich.»
    Durch die feuchte Luft beschlugen Gomers Brillengläser. «Nicht ganz unwahrscheinlich, dass das, was Barbara Thomas rausgefunden hat, sie umgebracht hat, nich?»
    «Guter Gott, Gomer!»
    Gomer schniefte. «Ich dachte, ich sprech’s aus, bevor Sie’s tun. Achtung, hinter Ihnen.»
    Eine junge Frau war hereingekommen, allein. Sie stand auf der Fußmatte und warf ihre wilde, weizenblonde Mähne zurück, die in Old Hindwell irgendwie fehl am Platz wirkte. Sie musterte die Gäste und drängte sich dann zur Bar durch.
    «Solange es keine Leiche gibt», sagte Merrily, «ist sie auch nicht umgebracht worden. Solange es keine Leiche gibt, ist sie nicht tot.»
    «Was glauben Sie denn? War’s Big Weal persönlich?»
    «Schhhhh!»
    Gomer sah sich unbekümmert um. «Er is nich hier.»
    «Gut», flüsterte Merrily, «objektiv betrachtet, scheint es lächerlich. Ich meine, sollte Barbara rausgefunden haben, dass Weal seine Frau von Ellis exorzieren lassen wollte, so als primitive Psychotherapie   … dann hätte es ihm bestimmt nicht gefallen, dass das bekannt wird. Aber das ist noch lange kein Grund, jemandenumzubringen. Und könnte er wirklich glauben, dass er ungestraft davonkommt, in einem Ort wie diesem?»
    Gomer hob die Hände. «In einem Ort wie diesem? Das is doch nirgends einfacher als hier, Frau Pfarrer! Die Einheimischen schützen sich gegenseitig. Die ham zwar ’ne Menge Geheimnisse voreinander, aber wenn die Bedrohung von draußen kommt, rücken sie so nah zusammen, wie’s geht, bis die Gefahr vorbei is. Wenn die glauben, J.   W.   Weal war’s, sin sie die Ersten, die irgendwelche Spuren verwischen.»
    «Außerdem frage ich mich», sagte Merrily, «warum dieser Doktor, der Menna immer weiter das Östrogen verschrieben hat, durch das ihr Blutdruck angestiegen ist   –»
    «Dr.   Coll,
das
ist doch mal ein respektabler Mann.»
    «Wenn Menna gefährlichen Bluthochdruck hatte, warum hat er sie dann nicht gewarnt? Warum hat er das nicht beobachtet? Wenn sie seit zwanzig Jahren oder so die Pille genommen hat.»
    «Sie sollten mal mit Judy reden», sagte Gomer. «Aber nich um den heißen Brei, sondern geraderaus.»
    «Heute Abend?»
    «Und mit Mrs.   Starkey wolln Sie auch noch reden? Da ham Sie ja noch viel vor heute.»
    «Na gut, dann morgen.» Sie holte ihre Zigaretten heraus und steckte sie wieder weg. «Ich weiß nicht, warum ich das überhaupt mache. Warum mache ich das, Gomer?»
    «Weil   … oh, sehnse mal.» Gomer wandte sich dem Tresen zu.
    Merrily sah, wie Greg Starkey sie hektisch zu sich heranwinkte. «Ich glaub, Ihr Typ wird verlangt», sagte Gomer.
    Greg öffnete die niedrige hölzerne Schwingtür an der Seite des Tresens und ließ Gomer und Merrily durch.
    «Da kommt die einfach rein, als wär nichts passiert, und fragt, ob noch ’n Zimmer frei ist. Aber ich hab ja nur zwei Zimmer, und die haben zwei Reporter belegt. Ich kann sie ja nicht einfach sowegschicken, aber was, wenn meine Frau mit ihrer Bibel rauskommt und auf dem Wohnzimmersofa diese Teufelsbrut entdeckt?»
    «Gomer», sagte Merrily, «nennen Sie mich vor ihr bitte nicht Frau Pfarrer, ja?»
    Greg führte sie in die Küche mit dem tomatenroten Herd, an dessen Chromstange sich eine Frau festhielt, als stünde sie bei Sturm an Deck eines kleinen Schiffes.
    Die Nachthexe.
    Sie konnte höchstens Ende zwanzig sein. Plissierter Rock, dunkler Pullover, Skijacke und diese dichten blonden Haare.
    «Das ist meine Bekannte», sagte Greg, «mit der Übernachtungsmöglichkeit. Merrily Watkins.»
    Merrily beobachtete die junge Frau, die Merrily nicht erkannte. Offenbar kein
Livenight -
Fan.
    «O.k

, hatte sie zu Greg gesagt, es war eine Blitzentscheidung gewesen,
«sagen Sie ihr einfach, ich habe ein großes Haus und mache manchmal auch Bed and Breakfast.»
    Bed and Breakfast? Zufluchtsort? Wofür ein Pfarrhaus eben so gut war.
    Die gute Samariterin, die jemandem aus einer anderen Kultur, jemandem mit einem anderen Ethos, zu Hilfe kam.
    «Es ist nur für eine Nacht», sagte Betty Thorogood. «Wahrscheinlich.»
    «Und das ist Gomer Parry», sagte Greg.
    «Hallo. Wie geht’s?» Gomer warf ihr sein wildes Grinsen zu.
    Da ham Sie ein Problem, junge Frau. Die Frage is doch, auf welcher Seite stehn Sie, nich?

Teil vier
    Wenn Menschen in ihrem Leben die Präsenz Gottes und des Heiligen Geistes spüren, werden sie sich auch der Macht des Bösen bewusster.
     
    Deliverance
(hg. v. Michael Perry)
    The Christian Deliverance Study

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