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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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des Pfarrhauses von Ledwardine erhellte.
    Merrily stellte den Motor ab. Wie würde Nicholas Ellis darauf reagieren, dass sie der Ausgeburt des Teufels Unterschlupf gewährte, dem Kind des Drachen, der Anbeterin heidnischer Gottheiten   … Schmutz, Unrat, spirituellem Abschaum? Und wie würde der Bischof reagieren?
«Die Heiden werden sagen, du bist eine Faschistin, und Ellis wird sagen, du bist ein Hippie, der mit dem Satan Tango tanzt.»
    Ihr Hochgefühl war lange verflogen. Merrily gingen die widersprüchlichsten Gedanken durch den Kopf. Die fünfundzwanzig Minuten, die sie über verlassene Landstraßen gefahren waren, konnte man bestenfalls unbehaglich nennen, das Gespräch hatte sich mühsam und gezwungen entwickelt. Es war offensichtlich, dass in Betty Thorogoods Leben noch einiges andere schieflief, abgesehen von Nicholas Ellis und der
Daily Mail
, aber viel hatte sie nicht gesagt. Wie sollte Merrily diese Frau ansprechen?
«Vertrauen Sie mir, ich bin Pfarrerin»?
    Gomer spürte die Spannung und sagte: «Wie wär’s, wenn Sie mir Ihrn Schlüssel geben, Frau Pfarrer? Ich könnt schon mal den Kessel aufsetzen und der kleinen Jane ein bisschen was erklären, wenn sie noch wach is.»
    «Sehr gut.» Gomer konnte unheimlich einfühlsam sein.
    Sie blieben im Auto sitzen und sahen zu, wie er die Tür aufschloss und im Pfarrhaus verschwand.
    «Ich verspreche, dass mir nicht übel wird, wenn ich reingehe», sagte Betty Thorogood trocken.
    Merrily lehnte ihren Kopf zurück. «Ist es so offensichtlich?»
    «Ich kann spüren, dass Sie Zweifel haben.»
    «Dank Ihrer übernatürlichen Kräfte.»
    «So übernatürlich sind die nicht.»
    Als sie Merrilys Priesterkragen gesehen hatte, hatte Betty Thorogood weder geschrien noch sich aus dem fahrenden Auto geworfen. Das hier war kein Film. Und es war nicht
Livenight
.
    «Tut mir leid», sagte Merrily. «Das war eine dumme Bemerkung.»
    «Na ja, fast so dumm wie meine. Wissen Sie, mir ist klar, dass das eine spontane Aktion von Ihnen war. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich in den Pub kommen würde.»
    «Was hat Sie eigentlich dorthin geführt?», fragte Merrily.
    «Nach Hause konnte ich nicht.» Ein freudloses Auflachen. «War alles voller Hexen.»
    Das Licht auf der Veranda ging aus. «Ich bin praktisch gerade des Mordes beschuldigt worden.»
     
    Trotz
Livenight
stellte Jane sich immer noch vor, dass
sie
dunkle Haare und eine eher dunkle Gesichtsfarbe hatten. Keltisch eben. Aber diese hier sah aus wie eine blasse englische Rose, und zwar eine wilde. Sie wirkte, als würde sie viel Energie zurückhalten. Aber vielleicht war das nur Janes Eindruck, denn, dank Gomer, wusste sie ja Bescheid.
    Wow!
    «Das ist Betty», hatte Mom beiläufig gesagt. «Sie bleibt über Nacht. Und das ist meine Tochter Jane. Mach uns einen Tee, mein Spatz, wir sind in fünf Minuten wieder unten.»
    Unter normalen Umständen wäre das ein extrem cooler Moment gewesen, ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Liberalisierung der Anglikanischen Kirche.
    Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Thorogood
nichts
mit Ned Bain zu tun hatte, war leider ziemlich gering. Heiden hielten zusammen, Mom hatte sich also wahrscheinlich mehr ins Haus geholt, als ihr klar war.
    «Wir haben ein Zimmer, das so gut wie fertig renoviert ist», sagte Merrily. «Es ist nicht gerade groß, aber das Bett ist frisch bezogen.»
    «Mir ist alles recht, danke», sagte Betty Thorogood.
    Jane vergaß den Tee und folgte ihnen die Treppe hinauf.
    Die Blondine sah zugegebenermaßen überhaupt nicht bedrohlich aus. Sie sah eher ziemlich erledigt aus. Die meisten Leute, die zum ersten Mal da waren, kommentierten die Atmosphäre des Hauses, das Altertümliche – die dunklen Balken, die schiefen Wände, die schrägen Decken. Aber diese Frau hätte ebenso gut die Betonstufen eines Apartmentblocks hochgehen können.
    «Wenn Sie sich umziehen wollen, finden wir bestimmt ein paar Sachen für Sie. Ich bin ein bisschen zurückgeblieben, was Mode angeht, aber Jane hat noch eine ganze Menge aus der Zeit, in der man alles ein paar Nummern zu groß gekauft hat», sagte Mom.
    Die selbsternannte Hexe und Mom standen auf dem Absatz vor der zweiten Treppe, die zu Janes Apartment führte.
    «Das Badezimmer ist da», sagte Mom und zeigte auf die einzige Tür, die einen Spaltbreit offen stand. «Es ist dunkel, kalt und schrecklich, aber wenn wir eines Tages das Geld dafür haben   …» Sie sprach nicht weiter.
    Jane stand sechs Stufen weiter unten

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