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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Jungen Konservativen ein, Spatz.»
    «Aber so richtig gehen diese sogenannten Christen auf die Nerven. Das sind doch Schwachköpfe!»
    Im Außenspiegel sah Merrily Sophies Saab, der hinter ihnen anhielt. Sophie stieg nicht aus.
    Eirion sagte: «Was sollen wir machen, Mrs.   Watkins?»
    «Bleibt einfach bei Gomer und Sophie. Vielleicht bekommt ihr im Pub was zu essen.»
    Jane war entsetzt. «Das ist also der Dank für alles, was wir getan haben? Ein labberiges Käsesandwich und ’ne Cola?»
    «Ich bin
enorm
dankbar für das, was ihr beide und Sophie herausgefunden habt. Aber ich muss es Ellis allein sagen. Wenn es irgendwelche Zeugen gibt, redet er gar nicht erst mit mir.»
    Sie hatten über eine Stunde lang im Landrover gesessen, alles durchgesprochen und die Kassettenaufnahme des Telefongesprächs von Sophie und dem Journalisten in Tennessee gehört. Dann war Betty, bewaffnet mit ziemlich viel neuem Wissen über Ned Bain, in die Abenddämmerung aufgebrochen.
    Merrily lehnte sich gegen die Beifahrertür des Landrovers, und sie öffnete sich mit einem Quietschen, das durch Mark und Bein ging.
    «Wie lange bleibst du weg?», fragte Jane.
    «So lange es dauert. Bis jetzt hat er sich noch nicht blicken lassen. Vielleicht anderthalb Stunden?»
    «Und dann kommen wir nachsehen?»
    «Und dann macht ihr, was Gomer euch sagt.»
    Die Aggression schien in demselben Moment einzusetzen, in dem Merrily ihren Fuß auf den Asphalt setzte: Flammen loderten auf, eine Frau schrie, eine Bierdose flog durch die Luft. Ein schwarzes Kreuz ragte aus einem Fackelmeer hervor.
    «…   vorbei, ihr Idioten. Eure Zeit ist abgelaufen. Jesus war ein verdammter Wichser!»
    «…   dein Niveau, was? Die Gosse! Geh mir aus dem   –»
    Ein scheußliches Knirschen war zu hören. Blut spritzte auf.
    «Oh Gott   –»
    «Warum verpisst ihr euch nicht einfach wieder in eure Kirchen, bevor wir euch
alle
drankriegen?»
    «Zurück, bitte!»
    «Frau Pfarrer?» Eine Hand zog Merrily zurück, während sich die Polizei durch die Menge kämpfte.
    «Marianne?»
    Sie wurde geschubst. «Zurück, bitte. Alle zurück!»
    Scheinwerferlicht kam näher. Dann tauchte Collard Banks-Morgan mit seiner Arzttasche auf. Neben ihm ging ein Mann im dunklen Anzug.
Keine weiße Mönchskutte, sondern ein dunkler Anzug.
    Eine Frau fing an zu weinen.
    «Hören Sie, Frau Pfarrer», sagte Marianne ruhig, «es geht mir jetzt besser.»
    «Gut.»
    «Aber es gibt was, das Sie wissen sollten.» Sie schob Merrily in den Hof des Pubs.
     
    Sie brachten den Mann mit der gebrochenen Nase in die Arztpraxis. Außerdem eine wimmernde Frau, die mit seinem Blut bespritzt war. Ellis hatte den Arm um sie gelegt. «Er ist in guten Händen, Schwester. In den besten.» Merrily folgte ihnen.
    Im Wartezimmer war das Licht grell, und die Stühle waren alt und hart, die Decke immer noch so hoch wie die einer Schulaula, mit cremefarben gestrichenen Metallträgern. Eine Arzthelferin lächelte eingebildet durch eine Luke in der Wand. «Kommen Sie rein», sang Dr.   Coll mit einer Stimme wie Kaufhausmusik. «Bringen Sie ihn rein, genau.»
    Türen schlugen zu. An allen Wänden hingen Gesundheitsposter: Poster, die dafür sorgten, dass man sich krank fühlte, paranoid, abhängig. Kein Wunder, dass Dr.   Coll die Schule übernommen hatte, diese Bastion von Autorität und Weisheit.
    «Ich würde gern mit Ihnen reden», sagte Merrily zu Ellis.
    «Das glaube ich Ihnen gern, Mrs.   Watkins», sagte er, «ich dagegen habe weder die Zeit noch das Interesse, mit Ihnen zu reden. Sie sind eine selbstgefällige und dumme Frau.» Unter seinem Anzug trug er ein schwarzes Hemd, keine Krawatte, keinen Priesterkragen.
    «Was ist mit Ihren Messias-Requisiten passiert?»
    «Libby, richten Sie Dr.   Coll aus, dass ich später mit ihm spreche», sagte Ellis zu der Arzthelferin.
    «Da draußen wird’s richtig Ärger geben. Werden Sie die Leute davon abhalten, zur Kirche zu ziehen?», sagte Merrily.
    «Wer bin ich denn», sagte er, «irgendwen von irgendetwas abzuhalten?»
    «Sie haben das Ganze doch angezettelt.»
    «Das haben die Medien angezettelt. Sie haben ganz recht, die Sache ist schon außer Kontrolle geraten. Es wäre höchst unverantwortlichvon mir, jetzt noch Öl ins Feuer zu gießen. So, wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jetzt gern   –»
    «Sie
könnten
sie abhalten. Sie könnten das Ganze
jetzt
beenden. Das ist ein bröckeliges altes Gebäude nicht wert.»
    «Ich an Ihrer Stelle würde hinter uns

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