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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Heiligen Geist aus euch sprechen.» Und damit war er gegangen. Er wusste, was sie machen würden. Er wollte nur nicht dabei gesehen werden, wie er es anzettelte.
    Gomer, der das beobachtete, hatte mit einem wissenden Lächeln gesagt: «Irgendwie is der Kerl doch ’n Einheimischer» – was Jane nicht ganz verstand.
    «Es gibt einen Ort, an dem wir noch nicht gesucht haben», sagte Jane.
    «Du meinst vermutlich die Kirche», sagte Sophie. «Sie war dort doch lose mit dieser Heidenfrau verabredet, oder? Um eine Austreibung vorzunehmen. Wahrscheinlich hast du recht. Wenn du mit Gomer dort nachsehen willst, bleiben Eirion und ich hier, falls sie im Dorf auftaucht.»
    Gomer nickte. Er stand sowieso nicht gern allzu lange irgendwo rum.
    «Danke, Sophie», sagte Jane. «Sie waren sehr   –»
    «Sag einfach gar nichts», sagte Sophie müde. «Geh einfach. Und vielleicht warnst du die Leute, die in der Kirche sind» – sie nickte in Richtung der Versammlung auf der Straße   –, «vor denen da.»
     
    Robin und Betty hielten sich in einer Art süßen Verzweiflung an den Händen. Alles schien verloren: Robins Arbeit, das Haus, ihre Freunde, ihre Religion, ihre Zukunft an diesem Ort. Alles zerstört – durch ein Sakrileg, das so krass war, das man es eher einem Christen zugetraut hätte. Die Kerze war gespalten, der Griff der Geißel zerbrochen, das Pentagramm war wie eine Frisbeescheibe gegen die Wand geflogen. Der Rotwein sickerte in den Teppich.
    Schließlich war auch noch die Tischplatte, die einmal zu einem Ateliertisch gehört hatte, von den Böcken gezerrt und umgekippt worden. Max’ Frau Bella hatte geschrien, Vivvie irgendwas von der Rache der Götter gerufen. Das war, bevor Ned Bain auf Robin zugegangenund unerschrocken vor ihm stehen geblieben war, obwohl er immer noch das Schwert in der Hand hielt. Robin hätte das Arschloch am liebsten enthauptet, aber Ned Bain war beeindruckend cool geblieben. Diese ruhige Kraft – sogar Robin spürte sie.
    «Bevor ich gehe», sagte Bain, «möchte ich klarstellen, dass niemand sonst hier in die Sache verwickelt war, es war keine Verschwörung. Niemand hat es verdient, darunter zu leiden.»
    Und dann hatte er sich umgedreht und war ohne ein weiteres Wort gegangen.
    Es hatte lange Stille geherrscht, unterbrochen nur von leisem Weinen. Betty lehnte erschöpft an der Wand. Vivvie bettete ihr Gesicht in die Hände. Nicht einmal Max hatte was zu sagen. Seine Kinder drückten sich an der Tür herum, der teuflische Hermes schien erfreulicherweise Angst zu haben. Die schwangere Hexe, an deren Namen Robin sich nicht erinnern konnte, war zusammen mit ihrem Partner aus dem Zimmer gegangen. Robin hoffte nur, dass sie o.   k. war. Ihm war kalt und ein bisschen schlecht. Das Feuer zischte.
    Alexandra sagte als Erste etwas: «Ich denke, wir sollten Robin und Betty eine Weile allein lassen.»
    Und so hatten sich Robin und Betty, ohne ihren Hexenkonvent, gegenseitig wiederentdeckt.
Ich nehme dich an meine Hand, mein Herz und meinen Geist, beim Untergang der Sonne und dem Aufgang der Sterne.
Schluchzend barg Robin sein Gesicht in ihrem Haar. Sie klammerten sich in ihren albernen Gewändern aneinander, neben sich den zerstörten Altar.
    Dann gingen sie Hand in Hand zur Tür und betrachteten die Wohnwagen, die Scheune und die Pfützen. Robin sah die Spiegelung des Mondes in den Pfützen, die langsam vereisten. Man hätte fast sentimental werden können angesichts dieser Pfützen. Aber nur fast.
    «Wir sollten morgen hier verschwinden. Vielleicht in irgendein Hotel ziehen. Über alles nachdenken. Ich liebe dich.»
    Betty hatte sich ihre rote Skijacke über die Schultern gehängt. «Und ich liebe dich», sagte sie. «Aber Robin, Liebling   …»
    Betty schwieg. Er hasste es, wenn Betty schwieg.
    «Was?», sagte er.
    Sie nahm seine Hand und legte sie auf die Mitte ihrer Brust, ihr emotionales Zentrum.
    «Wir können nicht so einfach gehen.»
    «Warum denn nicht?» Er hätte sie am liebsten sofort aus dem Haus und ins Auto gezogen, traute sich dann aber doch nicht. Sie hatte ihm schon von der Nacht erzählt, die sie im Haus einer christlichen Pfarrerin verbracht hatte. Einer Frau, die auch die örtliche Exorzistin war oder so was. Robin kam es vor, als hätte alles mit dem Besuch Bettys bei Juliet Pottinger angefangen. Und ein Teil von ihm wollte all das immer noch nicht wissen.
    Von irgendwo hinter den Bäumen kam leises Stimmengewirr. Als würde dort eine Grillparty abgehalten. Am Himmel

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