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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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damit wir leben können oder so – hat für mich nie Sinn ergeben, aber ich bin ja auch nich so helle.»
    Ethel, die Katze, sprang auf Merrilys Knie. Sie fasste mit beiden Händen in Ethels schwarzes Winterfell.
    Darum
ging es also.
    «Nur, es wird Momente geben, Frau Pfarrer, da wacht man mitten inner Nacht auf und fragt sich: Stimmt irgendwas davon? Passiert da überhaupt
irgendwas
, wenn’s zu Ende geht?»
     
    Es war kein Ticken zu hören, als Minnies Sarg in das Grab hinabgelassen wurde. Gomer hatte sich damit einverstanden erklärt, dass sein Neffe Nev das Loch zuschaufeln sollte, vor allem, weilMinnie wahnsinnig wütend geworden wäre, wenn Gomers bester Anzug von oben bis unten voller roter Herefordshire-Erde gewesen wäre.
    Als er vom Grab zurückkam, lächelte er schief. Vielleicht hatte er vorher geweint – Merrily hatte bemerkt, wie er sein Gesicht zum Himmel wandte, die Hände hinter dem Rücken verschränkt.
    Im Gemeindehaus stupste er sie an und machte sie auf mehrere Teller aufmerksam, die so hoch mit Kuchen beladen waren, dass man sich fragte, wie diese Türme ohne Gerüst halten konnten.
    «Lad die Typen zu ’nem Begräbnis am Nachmittag ein, und sie verzichten glatt auf Frühstück und Mittagesssen. ’tschuldigung, Frau Pfarrer, muss ma mit Jack Preece reden.»
    Er ging zu einem etwas verwildert aussehenden Mann, dessen Anzug ihm mehrere Nummern zu groß war.
    Merrily pickte an einem Stück Schokoladenkuchen und belauschte eine Gruppe bäuerlich wirkender Männer, die sich etwas entfernt von ihren Frauen niedergelassen hatten und offensichtlich ausnahmsweise einmal nicht die schlechte Preislage besprachen.
    «Diese, na   … wie heißen die Pillen, Extasie oder so? Die Polizei hat den Jungen mitgenommen, der hatte die ganze Tasche voll mit diesem verdammten Extasie. Dennis hat gesagt: ‹Das war’s, Junge, solange du unter meinem Dach wohnst, kannst du dir das verdammt nochmal abschminken. Und wir gehen zusammen zu dem verdammten Pfarrer   …›»
    «Alles klar, Mom?»
    Merrily drehte sich um und sah Jane, die einen Teller mit einem einzigen kleinen Eier-Sandwich in der Hand hielt. War das Magersucht oder Liebe?
    «Was ist mit Eirion passiert, Schatz?»
    «Musste nach Hause.»
    «Wo wohnt er eigentlich genau?»
    «In so einer düsteren, verrotteten Villa draußen bei Abergavenny. War nett von ihm zu kommen, oder?»
    «Das war unglaublich nett von ihm. Aber   … er ist ja auch ein netter Typ.»
    «Ja.»
    Merrily legte ihren Kopf schief. «Heißt das, du würdest ihn noch attraktiver finden, wenn er ein bisschen gefährlicher wäre? Ein bisschen mehr Schurke?»
    «Hältst du mich für so oberflächlich?»
    «Nein, mein Spatz. Er wird nächstes Jahr wahrscheinlich sowieso zur Uni gehen.»
    «Er will beim Fernsehen arbeiten, als Reporter. Allerdings nicht bei
Livenight

    «Das will ich auch hoffen.»
    «Aber du machst das jetzt doch, oder?», fragte Jane mit dieser misstrauisch-sanften Stimme. Da hätte sie ebenso gut ein Schild hochhalten können:
Achtung, Hintergedanken!
    «Ich bin erpresst worden.»
    «Kann ich mitkommen?»
    «Seh ich
so
blöd aus?», fragte Merrily mit hochgezogenen Augenbrauen.
    «Ich dachte, wir könnten Irene mitnehmen. Er ist an allem interessiert, was mit Fernsehen zu tun hat. Sein Vater könnte ihm einen Job bei der BBC besorgen, aber er will es alleine schaffen. Eigentlich ziemlich ehrenwert, oder nicht?»
    «Äußerst ehrenwert, Spatz.»
    «Na ja. War ja bloß eine Frage.»
    «Tut mir leid.»
    «Halb so wild. Hast du’s dieser – wie hieß sie nochmal – Tania schon gesagt?»
    «Noch nicht.»
    «Die freut sich bestimmt ein Loch in den Bauch.»
    Jane glitt mit ihrem Teller davon, und Merrily sah Onkel Ted auf sich zukommen. Im Moment versuchte er gerade, sie dazu zu bringen, eine Abgabe für den Tee und den Kaffee einzuführen, der nach dem Gottesdienst ausgeschenkt wurde. Sie überlegte, wie sie Ted entkommen konnte. Außerdem überlegte sie, wie sie es vermeiden konnte, mit irgendwelchen militanten Heiden zusammen in dieser schrecklichen Fernsehsendung aufzutreten.
    «Mrs   … Watkins?»
    Sie drehte sich um und sah eine Frau von oben auf sich herabblicken – eine blasse, große, schick gekleidete Frau, vermutlich Mitte fünfzig, mit professionell blondierten Haaren. Und ohne Kuchenstapel.
    «Ich war sehr beeindruckt von Ihrer Predigt», sagte sie.
    «Na ja, sie war   …»
    «Sie kam von Herzen. Das bedeutet den Leuten etwas. Es bedeutet mir etwas, und

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