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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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schneller Schlagabtausch, Trivialitäten – die ganze Pseudobedeutsamkeit des Boulevard-Fernsehens.
    Jane kam ausgeschlafen und in Schuluniform die Treppe herunter.
    «Bist du schon lange auf, Mom?»
    «Ein paar Stunden. Konnte nicht schlafen.»
    «Und hast du schon bei
Livenight
angerufen?»
    «Dir entgeht auch nichts, Spatz.»
    «Das wird bestimmt lustig.»
    «Für
dich
, wenn du’s im Fernsehen siehst.»
    «Mmh   … genau», sagte Jane lässig.
     
    Nachdem Merrily mit einem Paar die Hochzeitszeremonie durchgesprochen hatte, rief sie Eileen Cullen an.
    «Ich dachte, du hast inzwischen bestimmt wieder etwas von Barbara Buckingham gehört.»
    «Und wie kommst du darauf, Frau Pfarrer?» Cullen klang ungeduldiger als sonst, vielleicht hatte sie gerade eine überlaufende Bettpfanne in der Hand.
    «Sie will unbedingt herausfinden, warum Menna gestorben ist.»
    «Bluthochdruck.»
    «Ja, schon klar. Aber warum hatte sie in ihrem Alter zu hohen Blutdruck?»
    «Das habe ich dir doch schon gesagt. Vermutlich hat sie zu lange die Pille genommen. Regelmäßige Aufnahme von synthetischem Östrogen. Du weißt ja selbst, was das für Nebenwirkungen hat.»
    «Eileen, ich führe das Leben einer Nonne. Ich hab das alles längst vergessen.»
    «Na ja, es ist ja schließlich nicht dein Problem, und meins übrigens auch nicht, und die arme Menna hat ohnehin keine Probleme mehr.» Nach einer Pause sagte sie etwas nachgiebiger: «Hör zu, es tut mir leid, dass du die Buckingham jetzt nicht mehr loswirst, ich hätte sie nicht zu dir schicken sollen.»
    «Du hast in dem Moment vermutlich den Eindruck gehabt, dass sie ein ernstes Problem hat.»
    «Ich wollte sie vor allem loswerden, du kennst mich doch.»
    «Ganz recht, und deshalb glaube ich auch, dass du nicht ganz offen zu mir bist.»
    «Meine Güte, ich bin immer offen. In diesem Scheißjob hat niemand Zeit, um den heißen Brei herumzureden.»
    «Du hast ihr nicht zufällig von Weal und der Sache mit dem Wasser erzählt?»
    «Du meinst, damit die beiden einen Riesenstreit anfangen und meine Patienten stören? Soll das ein Witz sein? Hast
du
es ihr erzählt?»
    «Nein.»
    «Dann ist es ja gut.»
    «Im Vertrauen   –»
    «Verdammt, Merrily, wir reden doch immer im Vertrauen.»
    «Barbara hat gewisse Träume   …»
    «Was für Träume?»
    «Sie sagt, sie sieht Menna.»
    Pause. «Tut sie das?»
    «Jede Nacht.»
    «Stress», sagte Cullen. «Ich muss jetzt   –»
    «Das war ja klar, dass du das sagst. Keine Geister, kein Gott. Du hältst mein ganzes Leben für eine armselige Heuchelei.»
    «Stimmt, aber du bist trotzdem eher gutartig veranlagt. Hör zu, ich muss jetzt wirklich weitermachen.»
    «Du hast sie inzwischen also nicht mehr gesehen?»
    «Natürlich hab ich sie nicht mehr gesehen, verdammt nochmal», rief Cullen, «wofür hältst du mich denn?»
    Merrilys Kopf schien sich zu drehen. Sie starrte auf den Lichtkreis, den die Lampe auf die Bibel warf. Der Rosenbusch kratzte am dunklen Fenster.
    «Ich meinte Barbara», sagte Merrily.
    «Ich muss los.» Cullen legte auf.

Teil zwei
    Hexerei wird von Christen leicht unterschätzt, weil sie sie für Schwindel halten und die Hexenkonvente für zusammengewürfelte Vereinigungen, die nicht einmal auf Landesebene organisiert sind. Dies birgt jedoch Gefahren   …
     
    Deliverance
(hg. v. Michael Perry)
    The Christian Deliverance Study Group

12
Bärengraben
    Im Aufenthaltsraum sah sie ihn zum ersten Mal.
    Ihr erster Gedanke war, dass er Pfarrer sein musste, weil er einen Anzug trug, wenn auch keinen Priesterkragen – aber wer tat das heutzutage schon noch außerhalb der Arbeitszeiten? Außerdem wirkte er so sanft und selbstsicher, Merrily fragte sich sogar – aber vielleicht nur, weil sein Hemd burgunderfarben war   –, ob er vielleicht Bischof war.
    Er brachte ihr einen Kaffee. «Das Zeug könnte schlimmer sein», sagte er. «BB C-Kaffee ist
viel
schlimmer.»
    «Dann machen Sie so etwas öfter?» Hilfe, das war zwar nicht ganz so schlimm wie ‹Sind Sie öfter hier?›, aber ziemlich nah dran.
    «Wenn ich muss», sagte er. «Ich bin übrigens Edward Bain.»
    «Merrily Watkins.»
    «Ich weiß», sagte er.
    Er war, natürlich, attraktiv: hagere, blasse Züge und dunkles, lockiges Haar, das an den Schläfen leicht ergraut war. Er war quer durch den Aufenthaltsraum direkt auf Merrily zugegangen. Der Raum war lang und niedrig und sah aufgrund all der Kostüme beinahe aus wie die Garderobe eines Kindertheaters: Mittelalter-Schick hing

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