Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Sieschreibt, er sei isoliert gewesen. Vielleicht ist er aus einer englischen Stadt hierhergekommen, und die Einheimischen in diesem walisischen Inzuchtnest haben ihn abgelehnt und ihm das Leben schwergemacht.»
    «Und deshalb seine Kirche zerstört? Feuer gelegt? Findest du nicht, dass das ein bisschen zu sehr nach Großstadt klingt?»
    «Klingt, als hätte er ziemliche Scherereien gehabt. Klingt, als gäbe es etwas, wofür sich die Einheimischen ein kleines bisschen schämen.»
    Er sah zufrieden aus. Er würde jetzt versuchen, genau herauszufinden, was passiert war und was die Leute zu verbergen hatten. Betty dagegen fand Juliet Pottingers zurückhaltende Herangehensweise sehr sympathisch. Ja, sie mussten herausfinden, was auf ihrem Besitz passiert war – aber unauffällig. Sie waren Neulinge und Ausländer. Und hatten eine andere Religion, was gewisse Leute sicher auch schon mitbekommen hatten. Man durfte Sie nicht für zu neugierig und oberschlau halten. Sie mussten behutsam vorgehen.
    «Nachdem Penney weg war», sagte sie, «wurde die Kirche noch bis 1968 voll genutzt, und jetzt ist sie eine Ruine. Nach nur dreißig Jahren. Das kann man nicht gerade einen langsamen Verfall nennen.»
    «Ach, Gebäude können in null Komma nichts baufällig werden, wenn sich keiner um sie kümmert. Sie deutet in dem Brief doch an, dass die Kirche vorher schon in schlechtem Zustand war. Und vielleicht waren die Behörden damals nicht so dahinter her, alte Gebäude zu erhalten. Mich interessiert mehr, was die Einheimischen mit diesem Penney gemacht haben. Wo ist der jetzt überhaupt?»
    «Weiß ich nicht. Und wir gehören ja nicht gerade zu den Leuten, die irgendeinen Geistlichen kennen, der das herausfinden könnte. Wir   –»
    «Pass auf, das kriege ich morgen alles raus. Ich geh zu Prosser.Wir brauchen Holz – ordentliche Scheite. Ich werde Prosser fragen, ob er einen guten Holzhändler kennt, und mich bei der Gelegenheit nach Pfarrer Penney erkundigen. Mal sehen, wie er reagiert, vielleicht droht er mir ja auch.»
    «Ich kann auch hingehen, wenn du willst», sagte Betty, ohne nachzudenken.
    Robin stellte seinen Kakao hin. «Weil ich nur wieder anecke? Weil ich linkisch und laut und undiplomatisch bin? Weil ich sagen würde: Du kannst mir nichts, Freundchen, weil ich die alten Götter auf meiner Seite hab?»
    «Natürlich nicht. Tut mir leid. Du hast recht. Du solltest gehen. Die Männer hier haben sowieso lieber mit Männern zu tun.»
    «Dachte ich auch.» Er sah sie an und grinste. «Du musst dir deshalb keine Sorgen machen.»
    «Nein», sagte Betty.
    Sie war inzwischen davon überzeugt, dass die alte Kirche St.   Michael nicht ihr Schicksal war oder für die schöne Zukunft des Heidentums in diesem Land stand. Sie war ein verdorbener Ort, der am besten weiter verrottete. Aber wie konnte sie Robin das jetzt sagen, nachdem er wegen der Blackmore-Illustrationen so enttäuscht war.
    «Lass uns schlafen gehen», sagte sie.

14
Armageddon
    Niemals hätte sie gedacht, dass es so sein würde.
    Sie hatte gedacht, es könnte nicht schlimmer kommen als damals in Liverpool, als sie zum ersten Mal die drei knarrenden hölzernen Stufen zur Kanzel hochsteigen musste, die ihr erschienen waren wie die Stufen zum Schafott.
    Und möge Gott deiner Seele gnädig sein.
    Sie hatte von dem Wasser, das im Aufenthaltsraum angeboten wurde, nur wenig getrunken und nicht ein einziges Mal daran gedacht, welche Hitze die Studioscheinwerfer verbreiteten und was das für ihren Mund bedeuten würde.
    Zehn Minuten, bevor es losging, war sie noch schnell rausgegangen, um eine Zigarette zu rauchen, hatte sich die Plattform einer Feuertreppe mit zwei überlegen lächelnden New-Age-Kriegern und ihrer fünfzehn Zentimeter langen Tüte geteilt und freundlich und tolerant gelächelt, als sie ihr anboten, auch mal zu ziehen.
    Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass ihre Nerven einfach versagen würden, sobald sie auf Sendung gingen. Weil   … na ja, weil das hier eine triviale Schundsendung war, die schon wieder vergessen sein würde, bevor morgen die ersten Zeitungen erschienen.
    So etwas sollte man wirklich nicht zu ernst nehmen.
     
    Merrily erstarrte, zweitausend Jahre Christenheit ruhten wie ein Betonklotz auf ihren Schultern. Das Licht war gnadenlos hell und heißer als die Sonne. Ihr graute vor dem, was jetzt kam; sie konnte noch nicht mal beten.
    «Merrily Watkins», hatte er gesagt, «Sie sind Pfarrerin, eine Frau Gottes. Lassen Sie hören, wie Sie

Weitere Kostenlose Bücher