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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Segelschiffs, ringsum steigendes Wasser. Er wollte das Ganze am liebsten malen, so, wie Turner es gemalt hätte, alles voller Gischt und Nebel.
    Betty sagte: «Der Altar?»
    «Oh ja, der auch. Er hat das Tuch abgenommen, ihn zur Türrausgeschleppt und einfach ins Wasser gekippt, genau wie die Bänke. War anscheinend ein ziemlich großer Typ, hat Rugby gespielt. Sehr stark. Er hat sogar das Taufbecken rausgerissen, das war aus Stein und eingemauert! Stell dir das mal vor! Er muss es rausgerollt haben, es hat aus dem Wasser geragt wie ein Fels.»
    Betty sah ihn düster an, nahm ihr Glas und trank den Rest des warmen Wassers, als wäre es ein doppelter Scotch.
    «Und wo war er? Wo war Penney?»
    «Weg. Sie haben ihn nie wieder gesehen. Die Prossers und ein paar Leute, denen sie trauen konnten, haben gerettet, was zu retten war. Das Taufbecken mussten sie zu viert raushieven – sie haben fast eine Woche gewartet, bis das Wasser wieder gesunken war, bis dahin haben sie alles mit Planen und so abgedeckt. Wochen später hat die Diözese einen Scheck über mehrere Tausend bekommen. Und die ganze verdammte Sache wurde totgeschwiegen.»
    «Sie haben nie herausgefunden, warum er das gemacht hat?»
    «Er hat die Kirche einfach gehasst, weitere Erklärungen gab es nicht. Er hat sie leergeräumt. Es muss Stunden gedauert haben, er hat die halbe Nacht geschuftet, und das nur mit dem bisschen Licht von den Öllampen, da drinnen gibt’s ja keinen Strom. Hat seine eigene Kirche verwüstet wie ein Wahnsinniger. Als sie reingegangen sind, war alles kahl. Nur die Bibel vom Pult lag mitten im Kirchenschiff. Offen.»
    Betty wartete lange, bevor sie ihn fragte.
    «An welcher Stelle?»
    Robin lächelte und schüttelte den Kopf.
    «Bei der Offenbarung, wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast. Wo sich Michael und seine Engel mit dem Teufel und dessen Engeln anlegen. Und der Drache auf die Erde gejagt wird. Alles unterstrichen.»
    «Verstehe.» Betty stand auf.
    «Ellis hat offensichtlich von Penney und seiner Fixierung aufden Drachen gehört, wegen der er seine eigene Kirche verwüstet hat. Vielleicht hat der arme Kerl in der Kirche irgendeine vorchristliche Energie gespürt, die so stark war, dass sie seinen christlichen Glauben so richtig erschüttert hat und er sich vor Angst fast in die Hose machte. Für Penney ist das alles teuflisch, und es macht ihn so irre, dass er alles demolieren muss.»
    «Und auf diese Weise wird er selbst zu einem Vehikel dieser Energie, nehme ich an», sagte Betty müde.
    «Ach du Scheiße!» Robin ging ein großes Licht auf. «Mann, ist das cool! Der Pfarrer hilft unserer Kirche unabsichtlich, das Christentum abzuschütteln – zum alten Glauben zurückzukehren.»
    Betty stellte ihr Glas in die Spüle, ohne ihn anzusehen, als wollte sie nicht hören, was als Nächstes kam. Aber, verdammt, er musste es sagen. Es war so offensichtlich.
    «Bets   … jetzt ist die Reihe an uns, oder? Wir müssen   … den Job zu Ende führen. Dann kriegen wir’s zwar mit Ellis zu tun, aber   … das ist doch Schicksal, oder etwa nicht?»
    Er war so aufgeregt, ihre Zukunft stand ihm klar vor Augen.
    Betty drehte beide Wasserhähne voll auf und sah zu, wie das Wasser in die Spüle lief. «Ich glaube nicht, dass das so einfach ist, wie du es dir vorstellst.»
    «Vielleicht
ist
es aber auch einfach. Vielleicht ist es auch Schicksal, dass die Einheimischen gar nicht genügend an der Kirche hingen, um sich für ihren Erhalt einzusetzen.»
    «Sie war doch sowieso schon in einem schlechten Zustand. Es hätte ein Vermögen gekostet, sie zu sanieren. Das hat diese Pottinger doch gesagt.»
    «Vielleicht hatte aber auch Ellis recht, und irgendwas wollte an die Oberfläche. Schlechte Neuigkeiten für ihn   … aber nicht für uns, Babe.»
    «Sei doch nicht so verdammt naiv! Hör doch mal einen Augenblick auf,
alles
deinem Traumszenario einzuverleiben.»
    «Na ja   … o.   k.» Er war verletzt. «Lass uns in Ruhe drüber reden.»
    «Ich muss los. Ich muss zu Mrs.   Wilshire.»
    «Schon wieder? Was
ist
denn das, verdammt nochmal?»
    «Ist doch nicht dein Problem.»
    «Ach, nein?» Verdammter Mist, jetzt musste es wirklich mal gesagt werden, es war längst überfällig. «Weißt du,
was
mein Problem ist? Dass du ständig Entschuldigungen findest, um hier rauszukommen. Mit dem Auto wegzufahren. Warum gehst du nicht einfach mal in den Ort, in den Ort, in dem wir wohnen? Lernst die Leute
hier
kennen? So wie Judith Prosser, nebenan? O.

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