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Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Die Sonne, der Mond und die Venus waren leicht zu erkennen. Das Zeichen, das aussah wie eine «4», stand für Jupiter.
    Zauberer   … Geister   … Verhärtung des Herzens.
Sehr ähnlich. Neben dem Namen St.   Michael ein weiteres Bindeglied zwischen den beiden Kirchen.
    Es gab noch weitere offensichtliche Übereinstimmungen:
     
    Ich vertraue auf den Herrn Jesus Christus, meinen Retter und Erlöser von allen bösen Geistern und von allen anderen Angriffen des Teufels, und dass er Elizabeth Loyd von aller Hexerei und allen bösen Geistern befreie mit derselben Macht, mit der er die Blinden sehend macht, die Lahmen gehend Amen X X X und mit Jehova Amen. Die Hexen treiben sie um, aber im Namen des Herrn werde ich sie zerstören Amen X X X X X X X
     
    Unterschrieben war es mit Jah Jah Jah.
    Arme Elizabeth Loyd. Eine «junge Frau». Wie jung?
    Zwanzig? Siebzehn? War sie wirklich vom Bösen besessen? Oder war sie schizophren? Oder, wahrscheinlicher, einfach nur Epileptikerin?
    Der Himmel allein weiß, was sie durchgemacht hat, aber es beleuchtet auf interessante Weise, welche Glaubensüberzeugungen damals in Radnorshire herrschten.
    Hatte es hier in der Kirche stattgefunden? Falls es so war, spürte Betty nichts davon. Was für ein Pfarrer hatte diesen bizarren Cocktail aus Anglikanismus, Katholizismus, Heidentum, Kabbalismus und Astrologie gemixt?
    Oder war es ein Weiser gewesen, der Beschwörer?
    Oder handelte es sich dabei um ein und dieselbe Person?
    Betty war froh, dass der Spruch hinter Glas war. So musste sie sich nicht zwingen, ihn zu berühren, hatte der Exorzist ihn doch in der Hand gehalten.
    Sie ging wieder hinaus auf den Friedhof und spürte, dass sie zu dem Punkt zwischen den Gräbern gezogen wurde, an dem sie vorher dieses lastende Gewicht gespürt hatte. Sie fragte sich, was wohl geschehen war, falls die Epilepsie, oder was immer es gewesen war, nach dem Exorzismus angehalten hatte? Die ganze Sache war widerlich – und es musste im achtzehnten Jahrhundert im Dorf Leute gegeben haben, die das auch so sahen. Aber sie mussten stillhalten. Vor allem, wenn der Exorzismus vom Pfarrer durchgeführt worden war.
    Sie blickte über den Forst – vergilbte Felder, eine Reihe von Koniferen   –, als der Schmerz kam.
    Er kam so plötzlich und gewaltsam, dass sie auf die Knie sank, beide Hände auf ihre Leisten gepresst. Einen Moment lang spürte sie einen grausamen Kälteschock in sich, dann war es vorbei, und sie kroch schluchzend zum nächsten Grabstein.
    Dort verharrte sie mehrere Minuten lang, schnell atmend und mit jagendem Herzschlag. Sie strich sich die Haare aus den Augen und bemerkte, dass sie nass waren vor Schweiß.
    Als sie wieder in der Lage war aufzustehen, taumelte sie bis zur Mauer der Kirche und schrieb zitternd ein riesiges Bann-Pentagramm in die Luft. Gefolgt von einem Kreuz.

20
Gesegnet unter den Flügeln der Engel
    Es war eine Weile her, dass er hier gewesen war, aber es hätte genauso gut gestern sein können. Nichts hatte sich verändert. Ein neuer Bungalow hier, ein blitzendes Gewächshaus da. Ein paar neue Gesichter waren da, weit, strahlend und offen   … doch auch diese Mienen würden mit der Zeit finster, verschlossen und besorgt dreinblicken.
    Wie dieser Junge im Pub. Londoner, klang jedenfalls so. Gomer kannte das alles schon. Sie kamen mit ihrem Gewerbeschein und der Vision, das örtliche Gasthaus zu übernehmen und es in ein brummendes Restaurant zu verwandeln, in dem es komplizierte kleine Gerichte und alten Wein gab, sodass man jedes Mal fünfzig Pfund loswurde. Und spätestens nach einem Jahr gab es wieder Steak, Bratkartoffeln und Bier – drei Essen pro Abend, wenn man Glück hatte. Für einen Fünfer pro Kopf.
    Gomer schlürfte den Schaum von seinem Guinness. Ole Hindwell, dachte er, der Ort, an dem die Träume der Städter platzen.
    «Hab Sie hier noch gar nicht gesehen», sagte der Junge aus London.
    «Hat wohl damit zu tun, dass du selbst erst ein oder zwei Wochen hier bist», sagte Gomer.
    «Zwei Jahre eigentlich. Im März zwei Jahre.» Der Junge hatte Schuppen, seine Haare wurden langsam grau. Bestimmt fühlten sich die zwei Jahre für ihn an wie ein ganzes Leben. Er musste ungefähr vierzig sein, Zeit, dass sich der Erfolg einstellte.
    «Den Laden haste Ronnie Pugh abgekauft, oder?»
    «Genau.»
    «Ah.» Gomer nickte und spähte nach der Feuchtigkeit, die angefangen hatte, die Wände schwarz zu färben. Sie mussten sie frisch gestrichen haben, als sie hergezogen

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