Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die fünfte Kirche

Die fünfte Kirche

Titel: Die fünfte Kirche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Barbara ist zu Hause in Radnorshire ausgezogen, als Menna noch ein Baby war, und seitdem haben sie sich kaum gesehen. Das würde jeder bedauern. Sie ist Christin, sie war Direktorin in einer kirchlichen Schule. Eileen dachte, sie wäre dankbar für ein bisschen spirituelle, hm, Beratung.»
    «Hat sie gesagt, warum sie allein war? Warum ihr Mann nicht mitgekommen ist?»
    «Sie hat gesagt, er sei unterwegs, in Frankreich, glaube ich. Er handelt mit Antiquitäten.»
    «Dann hat sie nicht erzählt, dass er sie verlassen hat?»
    «Oje, wirklich?»
    «Er ist vor zwei Monaten ausgezogen.»
    «Hat er eine andere?»
    «Das hat die Tochter gesagt, ja. Und   … konnten Sie Mrs.   Buckingham denn beruhigen? Ich meine, wenn ich Sie fragen würde, ob Sie glauben, dass Sie sich umgebracht hat   …»
    «Nein! Dafür war sie zu wütend.»
    «Wütend.»
    «Ja, so würde ich das nennen.»
    «Auf jemand Bestimmtes?»
    «Auf J.   W.   Weal, nehme ich an. Kennen Sie ihn?»
    «Im Gericht haben sich unsere Wege ein-, zweimal gekreuzt. Er hat manchmal Rechtshilfe geleistet, macht er vielleicht immer noch.»
    «Wirklich?» Sie hatte mit Sophie darüber gescherzt, konnte sich aber nicht vorstellen, dass Weal einen kleinen Ladendieb verteidigte, einen Autodieb oder jemanden, der Hasch geraucht hatte; das bedeutete nämlich, dass er mit diesen Leuten
sprechen
musste. «Ich dachte, er würde sich nur mit Testamenten und Eigentumsübertragungen befassen.»
    «An so einem Ort muss ein Anwalt nehmen, was er kriegen kann», sagte Mumford. «Mrs.   Buckingham hat sich nicht viel aus ihrem Schwager gemacht, vermute ich.»
    «Das kann man wohl sagen. Die Sache ist die, Menna hat sich während ihrer ganzen Jugend um ihren verwitweten Vater gekümmert, und dann hat sie einen viel älteren Mann aus der Gegend geheiratet. Aus Barbaras Sicht ist das kein Leben. Unddann entkommt sie diesem Mann noch nicht mal nach ihrem Tod.»
    «Dann mögen Sie ihn auch nicht, Mrs.   Watkins?»
    «Ich kenne ihn eigentlich gar nicht.»
    Mumford dachte nach. «Man fragt sich, ob ihn überhaupt jemand kennt. Und   … als Sie mit ihr gesprochen haben, hat Mrs.   Buckingham da gesagt, was Sie als Nächstes vorhatte?»
    «Sie wollte, dass ich mit ihr zu der Beerdigung gehe. Ich war dort, aber sie offenbar nicht.»
    «
Sie
waren da?»
    «Wir wollten uns dort treffen.»
    «Ungewöhnliche Verabredung, wenn ich das sagen darf.»
    «Ich dachte, sie bräuchte jemanden an ihrer Seite.»
    «Sie selbst kannten Mrs.   Weal also gar nicht?»
    «Ich war gerade im Krankenhaus, als sie gestorben ist, mit einem Freund. Aber, nein, ich kannte sie nicht. Ich weiß selbst nicht genau, warum ich mitgehen wollte. Es ist schließlich nicht so, dass ich nicht genug zu tun hätte. Vielleicht   …» Wie schafften es Polizisten bloß immer, dass man sich schuldig fühlte? «Vielleicht dachte ich, Barbara würde irgendeine Dummheit machen, wenn ich nicht dabei bin, etwas, das ich verhindern könnte. Es ist schwer zu erklären.»
    «Eine Dummheit?»
    «Na ja, vielleicht hätte sie eine Szene gemacht, J.   W.   Weal auf der Beerdigung angeschrien oder so.»
    «Aber Sie haben sie dort nicht finden können?»
    «Um ehrlich zu sein, es war ein harter Tag. Ich musste Jane aus dem Krankenhaus in Worcester abholen. Wenn ich gewusst hätte, dass Barbara vermisst gemeldet worden ist, hätte ich   … mir mehr Mühe gegeben.»
     
    Nachdem Merrily Mumford hinausbegleitet hatte, saß Jane am Küchentisch. Sie trug Jeans und ihren weichen, weißen Pullover. Sie wirkte wie eine Zehnjährige. Allerdings nur, bis sie etwas sagte.
    «Er glaubt, dass sie tot ist.»
    «Das glaubt die Polizei immer, mein Schatz.»
    «Ich glaube, du glaubst auch, dass sie tot ist.»
    «Nein, das glaube ich nicht. Aber ich fühle mich schuldig.»
    «Du fühlst dich immer schuldig», sagte Jane.

24
Gegen den Rest der Welt
    Das Postamt von Old Hindwell war ein Klinkerbau aus dem neunzehnten Jahrhundert, nicht weit vom Pub entfernt auf der anderen Straßenseite. Betty war um Viertel nach acht an diesem trockenen, aber kalten Montagmorgen da. Ab acht Uhr gab es hier Zeitungen zu kaufen. Sie war die einzige Kundin.
    «Eine
Daily Mail
, bitte.»
    Die Postangestellte, Mrs.   Eleri Cobbold, sah Betty kurz an und erstarrte.
    «Keine mehr da, tut mir leid.»
    «Sie haben doch erst seit einer Viertelstunde geöffnet.» Betty sah ihr direkt in die Augen. Sie war zum ersten Mal hier. Sie sah eine schmalgesichtige, ungefähr

Weitere Kostenlose Bücher